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10 HEIDENHEIM

10 HEIDENHEIM Donnerstag, 27. April 2023 Hängepartie auf dem Acker Sonnenenergie Beim Photovoltaik-Steuerungskonzept und dem Bau des Solarparks in Kleinkuchen geht die Entwicklung nur sehr langsam voran. Konkrete Termine für Entscheidungen im Gemeinderat gibt es nach wie vor nicht. Von René Rosin Als im November 2022 der Heidenheimer Gemeinderat über die „Freiflächen-Photovoltaik“ im Gemeindegebiet beraten wollte, wurde das Thema vor dem Hintergrund der umstrittenen Planung für den Solarpark „Kleinkuchen“ auf Antrag von Grüne und SPD/Linke kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen. Begründung: Es gebe Defizite beim bestehenden Steuerungskonzept „Freiflächen-PV“, das der Heidenheimer Technik- und Umweltausschuss im Februar 2021 einstimmig beschlossen hatte. Forderung nach Agri-PV-Modulen Eine Bürgerinitiative, angeführt von den beiden Stadträten Vera Wolf (Grüne), die selbst in Kleinkuchen lebt und Dr. Florian Hofmann (SPD) hatte zuvor gefordert zu prüfen, ob man den Solarpark auch mit sogenannten Agri-PV- Modulen bebauen lassen könne. Diese Module stehen senkrecht auf dem Ackerboden und lassen – bei gleichzeitig genügend großem Reihenabstand – weiterhin auch eine landwirtschaftliche Nutzung des Bodens zu. Zudem wurde gefordert, die Nutzung solcher Agri- PV-Module für zukünftige Solarpark-Projekte im Steuerungskonzept „Freiflächen-Photovoltaik“ zwingend vorzuschreiben. Gespräch mit der Verwaltung Neun Heidenheimer Gemeinderatsmitglieder forderten in der Gremiumssitzung im November 2022 ein „Gesprächsangebot“ seitens der Stadtverwaltung, um die Defizite zu klären. Gespräche wurden mittlerweile auch geführt, so der Pressesprecher der Stadt Heidenheim, Stefan Bentele. „Inhalt der Sitzungen war die Fortschreibung des Freiflächen- Photovoltaik-Konzepts in Hinblick auf Restriktionen für PV- Anlagen respektive wo diese wenig sinnvoll scheinen – bislang gilt das etwa für Wald, Natur- und An diesem Standort soll der Solarpark Kleinkuchen entstehen. Doch sowohl beim Bau wie auch beim Photovoltaik-Steuerungskonzept gibt es noch einige offene Fragen. Foto: René Rosin Landschaftsschutzgebiet. Es ging also ums Überarbeiten und eine Neudefinition der Restriktionen“, so Bentele. Man gründete einen Arbeitskreis zur Fortschreibung des Konzeptes und traf sich zu mittlerweile zwei Arbeitssitzungen, konkrete Ergebnisse gibt es allerdings nach wie vor nicht. Geht es nach dem Wunsch von Vera Wolf, dann klärt die Fortschreibung des Steuerungskonzeptes möglichst die Technologiefrage, enthält also eine Festlegung darüber, dass zukünftig bei weiteren Solarparks zwingend Agri-PV-Module vorgeschrieben werden. Allerdings ist nach wie vor offen, ob sich eine solche Festlegung überhaupt rechtssicher in solch einem Steuerungskonzept unterbringen lässt. Bei der zweiten Sitzung des Arbeitskreises wurde diese Frage erörtert und der anwesenden Justiziarin auch der Auftrag erteilt, diesbezüglich für Klarheit zu sorgen. „Einfach um das Steuerungskonzept auf rechtlich sichere Füße zu stellen“, so Wolf. Eine Aussage über die Zulässigkeit einer solchen Vorschrift hat Wolf bislang aber nicht erhalten. Solidarische Verteilung Bei der Verwaltung ist man der Ansicht, dass ein Steuerungskonzept für Freiflächenphotovoltaik eine Selbstverpflichtung sei, es gebe „der Stadtverwaltung folglich einen Rahmen für künftige Planungen und damit eine Arbeitsgrundlage, die der Gemeinderat zuvor festgelegt und beschlossen hat. Eine Festsetzung von Agri-PV mit einer rechtlich bindenden Wirkung muss folglich über den Bebauungsplan erfolgen“, so Stefan Bentele. Neben diesem technologischen Aspekt wird zudem diskutiert, welche Flächen im Stadtgebiet überhaupt zum Ausbau der Freiflächen-PV genutzt werden sollen und in welcher Reihenfolge Areale ausgewiesen werden. Dabei gehe es ihr auch um eine „solidarische Verteilung“ über das Gemeindegebiet hinweg, so Vera Wolf. Damit „nicht alles, weil es so schön praktisch ist, nach Großkuchen und Kleinkuchen verlegt wird“. Das nächste Mal beraten wird das Steuerungskonzept frühestens nach der Sommerpause, „Grund dafür ist die oben genannte Fortschreibung, die ihre Zeit braucht“, so Stefan Bentele. Allerdings wird auch ein geändertes Steuerungskonzept wahrscheinlich keinen Einfluss mehr auf das Design des Solarparks Kleinkuchen haben. „Das ist eher unwahrscheinlich, da der Bebauungsplan noch anhand des aktuell gültigen Strukturentwicklungskonzeptes aufgestellt ist“, so Vera Wolf. Ob in Kleinkuchen also, wie von ihr und der Bürgerinitiative gefordert, Agri-PV-Module stehen, liegt damit im Ermessen des Investors selbst, der Wattner AG. „Nach dem aktuellen Bebauungsplanverfahren hat er die Standardmodule beantragt. Und wird sie auch kriegen“, sagt Wolf dazu. Einen nächsten Erörterungstermin im Gemeinderat für den „Solarpark Kleinkuchen“ gibt es noch nicht. Beraten werden muss allerdings noch einmal, denn noch ist der Bebauungsplan ja nicht in trockenen Tüchern. „Das heißt, aktuell wäre es rein theoretisch möglich – ob es sinnvoll ist oder nicht, das maße ich mir nicht an – dass der Gemeinderat gegen den Bebauungsplan stimmt“, so Wolf. Dass diese finale Entscheidung noch aussteht, ist aber ganz in ihrem Sinne. „Weil ich glaube, dass wir sonst auch nicht mehr an das Strukturentwicklungskonzept rangegangen wären“, so die Gemeinderätin. Anfragen für weitere PV-Anlagen Wenn es nach ihr geht, finalisiert man also zuerst das Steuerungskonzept „Freiflächen-PV“ und verabschiedet danach den Bebauungsplan für den Solarpark Kleinkuchen, um für zukünftige Genehmigungsverfahren gewappnet zu sein. Das sei auch die überwiegende Haltung in den Fraktionen des Heidenheimer Gemeinderats, sagt Wolf. Denn es sei „definitiv so“, dass bereits Anfragen für weitere Freiflächen-PV-Anlagen auf der Gemarkung Großkuchen und Kleinkuchen bei der Stadt vorlägen, ergänzt sie. Seitens der Stadt Heidenheim heißt es bezüglich eines Termins zur Beratung des Bebauungsplanes lediglich „sobald als möglich, gegebenenfalls nach der Sommerpause“. Welche Areale kommen infrage? Wirft man einen Blick in den Kartenteil des aktuell gültigen Steuerungskonzeptes „Freiflächen-Photovoltaik“ der Stadt Heidenheim, dann fällt auf, dass sich ein Großteil der potentiell infrage kommenden Areale in Großkuchen, Kleinkuchen und Rotensohl konzentriert. Weitere größere ausgewiesene Gebiete befinden sich rund um Oggenhausen, südlich des Steinbruchs in Mergelstetten, in Schnaitheim südlich und nördlich der B 466, nördlich der Mittelrainstraße, im Talhof sowie auf mehreren kleineren Flächen innerhalb des Kerngebiets der Stadt Heidenheim. Zwischen Freiheit und Verantwortung Mein Buchtipp Thomas Jentsch, Leiter der Stadtbibliothek Heidenheim, empfiehlt den Roman „22 Bahnen“ von Caroline Wahl. Zum Inhalt: Die junge Studentin Tilda hat einen strikt durchgetakteten Tag: Neben dem Studium sitzt sie regelmäßig an der Supermarktkasse um den Unterhalt für ihre Familie zu verdienen und kümmert sich zudem um ihre kleine Schwester Ida. Väter sind keine nennenswerten vorhanden, die Mutter ist alkoholabhängig und terrorisiert die Töchter immer wieder. Die meisten von Der Leser Tildas Freundinnen sind längst aus der namenlosen Kleinstadt nach Berlin oder gar Amsterdam geflüchtet, aber Tilda hält die Stellung, sorgt für Ida und gönnt sich abseits ihrer Pflichten wenig, außer den regelmäßigen Besuchen im Schwimmbad, wo sie dann auch auf Viktor trifft. Und gerade als Tilda glaubt, dass alles irgendwie gut werden könnte, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle. Ein grandioser Coming-of-Age- Roman mit einer zeitgemäßen, jungen Sprache, die nie die Tiefe vermissen lässt. Eine harte und Thomas Jentsch Leiter Stadtbibliothek Heidenheim Foto: Lisa Dase gleichzeitig zärtliche Geschichte über die Selbstermächtigung zweier Schwestern zwischen Verantwortung und Freiheit. Mein Fazit: Caroline Wahl hat einen sehr beeindruckenden und berührenden Debütroman geschrieben und ich hoffe ganz egoistisch, dass sie noch viele weitere Romane schreiben wird! Und jetzt bitte den Kalender zücken und notieren: Caroline Wahl liest am Mittwoch, 19. Juli, um 21 Uhr in Heidenheim aus ihrem Debutroman. Und zum besonderen Buch gibt’s einen besonderen Veranstaltungsort; die Lesung findet nämlich im Waldbad statt! Mit dabei ist Michael Kneule, der im Sommer 2022 mit seinem Projekt „3000 Bahnen“ Aufmerksamkeit erregt hat und ausgewählte InstagramPosts dazu vorlesen wird. Der Roman ist für 22 Euro im Buchhandel erhältlich, kann aber auch in der Stadtbibliothek Heidenheim entliehen werden. Lebendige Nachbarschaft fördern Zusammenleben Mit Petra Weis wird die Stadtteilarbeit in Heidenheim erweitert. In Kürze Die Stadt Heidenheim hat mit der Stadtteilarbeit in der Innenstadt im vierten Wohngebiet Quartiersarbeit aufgenommen. Neue Stadtteilkoordinatorin für die Innenstadt ist Petra Weis. Mit der Stadtteilarbeit sollen lebendige, tragfähige Nachbarschaftsstrukturen gefördert werden. Im Mai ist eine Vortragsreihe zu den Themen Familie, Integration und Gesundheit vorgesehen. Weitere Themenbereiche sind geplant. Im Anschluss an die Vorträge wird im Format „Stadtgespräche“ diskutiert, wie Bewohner das Miteinander in der Innenstadt mitgestalten können. „Stadtteilarbeit ist in der Innenstadt besonders herausfordernd. Sie ist Anziehungspunkt für Besucher von außen, die Wohneinheiten sind regelrecht versprengt und die Nachbarschaften extrem unterschiedlich“, sagt Brigitte Weber, Geschäftsbereichsleiterin Demografie und Gesellschaft. Neues Kulturprogramm Vor dem Meisterkonzert „Himmlische Längen“ mit der Pianistin Annika Treutler und der Cappella Aquileia unter der Leitung von Marcus Bosch wird am Sonntag, 30. April, um 16 Uhr das Programm der Meisterkonzerte und des Theaterrings für die kommende Saison 2023/24 im kleinen Saal des Festspielhauses präsentiert. Das Team des Kulturbüros hat für die neue Spielzeit erneut einen Spielplan für den Theaterring zusammengestellt, der die großen Tournee-Theater und Landesbühnen Baden-Württembergs mit spannenden Produktionen nach Heidenheim bringt. Bei den Meisterkonzerten konnte Festspieldirektor Marcus Bosch einmal mehr zahlreiche hochkarätige Gäste für die Konzertreihe an der Brenz gewinnen. Der Eintritt zur Programmpräsentation durch Matthias Jochner (Meisterkonzerte) und Oliver von Fürich (Theaterring) ist frei. Maifeier in Kleinkuchen Die Ortschaftsverwaltung Großkuchen und der Gesangverein Sangeslust Kleinkuchen laden Viel Potential vorhanden Die Stadtteilkoordinatorin Petra Weis und Sarah Kley vom Mehrgenerationenhaus sind sich einig, dass hier dennoch viel Potential vorhanden ist, der Fokus jedoch anders ausgerichtet werden muss, als in anderen Wohngebieten. Die Bewohnerschaft identifiziert sich zwar mit der Innenstadt, oft jedoch weniger mit der direkten Nachbarschaft. Kooperationspartner für die Stadtteilarbeit in der Innenstadt ist das Mehrgenerationenhaus. Gemeinsam wird die Vorgehensweise entwickelt und es werden weitere Akteure in der Innenstadt eingebunden. Der Aufbau von Stadtteilarbeit in der Innenstadt wird durch die Landesstrategie Quartier 2030 gefördert. Das Förderprogramm „Quartiersimpulse“ der Allianz für Beteiligung und des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration ist Teil der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ und wird finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden- Württemberg beschlossen hat. Wer Interesse an der Stadtteilarbeit in der Innenstadt hat, kann Kontakt aufnehmen mit der Stadtteilkoordinatorin Petra Weis, Bürgerhaus 60, petra.weis@heidenheim.de, Telefon 0151.55959909. Stadtverwaltung zur Maifeier am Samstag, 29. April, um 17 Uhr in Kleinkuchen beim Maibaum „Am Bückle“ ein. Für die Unterhaltung sorgen der Musikverein, der Sportverein und die Gesangvereine Groß- und Kleinkuchen. Die Bewirtung übernimmt der Gesangverein Sangeslust Kleinkuchen. Heidenheim vor 1300 Jahren Unter dem Titel „Moropolis – Heidenheim vor 1300 Jahren“ spürt Erhard Lehmann, langjähriger Schulleiter und Stadtrat in Heidenheim, den Anfängen der Stadt nach. Am Mittwoch, 3. Mai, Petra Weis betreut seitens der Verwaltung die Stadtteilarbeit. Foto: Stadt Heidenheim um 19 Uhr berichtet er im Ökumenischen Gemeindezentrum Mittelrain über eigene Forschungen: Stand eine „Burg Moropolis“ einst auf dem Ottilienberg? Hatte dort vor über 1000 Jahren schon eine adlige Herrschaft ihren Sitz, als von einer Stadtsiedlung im Tal noch gar keine Rede sein konnte? Und woher stammt möglicherweise der Name „Moropolis“ – Stadt der Ungläubigen, also der „Mohren“? Veranstaltet wird der Vortragsabend vom Förderverein „Pro ÖGZ“. Der Eintritt ist frei, Spenden zum Erhalt des ÖGZ sind willkommen.

11 HEIDENHEIM Donnerstag, 27. April 2023 Lieber den Spatz oder die Taube? Kommunalwahlrecht Hat die unechte Teilortswahl noch eine Zukunft? Die Stadträte ließen sich in einer gemeinsamen Sitzung mit den Ortschaftsräten aus Großkuchen und Oggenhausen über den Stand der Dinge informieren. Von Michael Brendel Normalerweise vertreten 32 Männer und Frauen die Bürger im Heidenheimer Gemeinderat. Davon entfallen garantiert zwei Sitze auf Oggenhausen und jeweils einer auf Großkuchen und Kleinkuchen. Möglich macht’s die sogenannte unechte Teilortswahl. Ob diese baden-württembergische Besonderheit des Kommunalwahlrechts fünf Jahrzehnte nach ihrer Einführung noch zeitgemäß ist, wird momentan landauf, landab diskutiert. In Heidenheim befassten sich am Dienstagabend der Gemeinderat und die Ortschaftsräte aus Oggenhausen und Großkuchen mit dem Thema. Es war die erste gemeinsame Sitzung der drei Gremien überhaupt, weshalb Oberbürgermeister Michael Salomo von einem „historischen Tag“ sprach. Er wolle seinerseits „mein Bestes dafür tun, dass es eine gute Sitzung wird“, versicherte der in die komplexe Materie einführende Norbert Brugger, Dezernent beim Städtetag Baden-Württemberg, wohl wissend, dass eine Abkehr von der bisherigen Praxis vor Ort eine ebenfalls historisch zu nennende Bedeutung bekommen könnte. Die in den 1970er-Jahren im Zuge der Gebietsreform eingeführte unechte Teilortswahl soll sicherstellen, dass einzelne Teilorte im Gemeinderat der Gesamtgemeinde ausreichend repräsentiert sind. Ihnen wird deshalb entsprechend ihrer Einwohnerzahl eine bestimmte Anzahl von Ratssitzen garantiert. Für jeden Teilort wird eine eigene Liste mit Kandidaten erstellt. Diese können dann aber von allen Stimmberechtigten der Gesamtgemeinde gewählt werden. Daher der Begriff „unecht“. Bei einer echten Teilortswahl würde hingegen jeder Teilort nur seine eigene Vertretung wählen. Ungewohntes Bild im Sitzungssaal des Heidenheimer Rathauses: leere Zuschauerränge, aber 42 Stadt- und Ortschaftsräte im Plenum. Foto: Rudi Penk Interesse schwindet Ein langjähriger Vergleich belegt, dass immer weniger Kommunen im Land die unechte Teilortswahl anwenden: 1989 waren es von insgesamt 1101 noch 680, bei der jüngsten Wahl 2019 gerade einmal 384, also ein gutes Drittel. Brugger skizzierte wesentliche Gründe für diese Entwicklung: Erreicht scheint zumeist das Ziel, das Zusammenwachsen mit den eingemeindeten Orten zu fördern; das Wahlverfahren ist vergleichsweise kompliziert und deshalb fehleranfällig, was sich an der Zahl der ungültigen Stimmzettel ablesen lässt; viele Gemeinderäte werden kleiner, weil Ausgleichssitze (in Heidenheim momentan einer) wegfallen. Wahl wurde wiederholt Wie ein mahnender Finger weist zudem das Beispiel Tauberbischofsheim auf das Thema hin. Dort musste die Gemeinderatswahl von 2019 wiederholt werden. Grund: Eine Klägerin hatte geltend gemacht, ihr Wohnbezirk sei im Gemeinderat unterrepräsentiert. Christina Abele, im Heidenheimer Rathaus zuständig für allgemeine, zentrale Verwaltungsaufgaben und die Geschäftsstelle des Gemeinderats, verwies vor diesem Hintergrund darauf, das Verhältnis zwischen der Anzahl der Einwohner und der Sitze im Gemeinderat müsse vor jeder Wahl genau betrachtet werden, um gegebenenfalls einer gerichtlichen Überprüfung standzuhalten: „Es gibt nun einmal Menschen, die gerne klagen, auch wenn sie vielleicht gar nicht wissen, warum und gegen was.“ Deutliches Ungleichgewicht Vermutlich hätten sie angesichts der momentanen Abweichungen von 56 Prozent bei Oggenhausen bzw. 81 Prozent bei Kleinkuchen/ Nietheim/Rotensohl jedoch schlagkräftige Argumente auf ihrer Seite. Anders ausgedrückt: Legt man die aktuellen Einwohnerzahlen zugrunde, stünden Heidenheim rechnerisch 30,2 statt 28 Sitze zu, Oggenhausen 0,85 statt zwei, Großkuchen 0,75 statt einer, Kleinkuchen 0,2 statt einer. Heraushören ließ sich aus diesen Worten, dass die Stadtverwaltung aus Gründen der Rechtssicherheit und damit auch einer möglicherweise drohenden Neuwahl vorbeugend, die mit rund 120.000 Euro zu Buche schlagen würde, zu einer Abschaffung der unechten Teilortswahl tendiert. „Ich würde nicht zu sehr ins Risiko gehen“, sagte auch Brugger, der sich die grundsätzliche Vorbemerkung erlaubt hatte, er komme ohne Mission nach Heidenheim und habe „nicht den Ehrgeiz, jemanden von irgendetwas zu überzeugen“. Das veranlasste Gabi Wegmann, Ortschaftsrätin aus Oggenhausen, zu der Feststellung, Bruggers Vortrag tendiere sehr wohl in eine Richtung. Als sie vor Jahren in den Gemeinderat eingezogen sei, habe sie deutlich weniger Stimmen erhalten als der am schlechtesten Platzierte aus der Kernstadt. Ihre Befürchtung: Beim Wegfall der Listen für die einzelnen Wohnbezirke könnten diese Kandidaten künftig leer ausgehen. Abele entgegnete, sie kenne viele herausragende Persönlichkeiten in den Vororten, „und warum sollten die denn nicht gewählt werden“. Brugger ergänzte: „Heute hat Oggenhausen zwei garantierte Sitze. Ohne die unechte Teilortswahl könnten es mehr sein, zumal, wenn es im Ort drei oder vier tolle Bewerberinnen und Bewerber gibt.“ Stadtteile schneiden besser ab Dem Städtetagsdezernenten zufolge bringt es der Verzicht auf die unechte Teilortswahl erfahrungsgemäß mit sich, dass die Stadtteile tendenziell sogar besser abschneiden, und dass die Wahlbeteiligung steigt. Die Befürchtung von Elisabeth Kömm- Häfner (Grüne), Gemeinderat und Ortschaftsräte könnten alsbald nebeneinander herlaufen und ihrer bisherigen Verzahnung verlustig gehen, wollte Brugger nicht teilen, „weil die Stimme der Teilorte über die Ortschaftsräte ja erhalten bleibt“. Dass noch erheblicher Diskussionsbedarf besteht, ließ sich der Wortmeldung von Ortschaftsrat Hans-Joachim Treß aus Oggenhausen entnehmen. Für ihn „wäre das Szenario, nicht mehr im Gemeinderat vertreten zu sein, ein Fiasko“, ein Bruch zwischen Teilort und Gesamtstadt dadurch unvermeidlich. Es stelle sich nun die Frage: „Lieber den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach?“ Ralf Willuth (Freie Wähler) pflichtete bei und sah die Gefahr einer Verschlechterung der Situation für die Teilorte. „Nicht unterbewertet wissen“, wollte Vera Wolf (Grüne) aus eigener Erfahrung die Möglichkeit, die Stimme im Gemeinderat und damit mitten im demokratischen Prozess erheben zu können. Entscheidung vor Sommerpause Salomo betonte, dass die Verwaltung bewusst noch keinen Beschlussvorschlag vorgelegt habe. Zunächst müssten alle Beteiligten auf den gleichen Sachstand gebracht werden. Nach weiteren Erörterungen innerhalb der Gremien soll voraussichtlich noch vor der Sommerpause eine Entscheidung fallen, um mit Blick auf die Kommunalwahl 2024 rechtzeitig Gewissheit zu haben. „Es geht um Emotionen und nicht darum, wer recht hat“, so Salomo. Aus diesem Grund wolle sie nicht gegen den Wunsch der Ortschaftsräte entscheiden, sagte Petra Saretz (CDU/FDP), „denn für neue Wege ist ein großer Konsens nötig“. So verfahren andere Kommunen Seit Ablauf des bis 1989 geltenden Bestandsschutzes kann die unechte Teilortswahl per Bürgerentscheid oder Gemeinderatsbeschluss abgeschafft werden. Die Stadt Schwäbisch Gmünd will das jetzt tun. Hingegen hat der Dischinger Gemeinderat beschlossen, daran festzuhalten. Zumindest bis zur nächsten Kommunalwahl soll das auch in Königsbronn der Fall sein. Erst danach kommt das Thema dort erneut auf den Tisch. Ausbildung in Teilzeit Die Kontaktstelle Frau und Beruf und das Welcome-Center Ostwürttemberg laden am Mittwoch, 10. Mai, von 9.30 bis 11.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in die Räume des Evangelischen Jugendwerks, Bahnhofstraße 33, in Heidenheim ein. Die Veranstaltung richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund, die sich Kontakte wünschen und die sich über das „Arbeiten in Deutschland“ informieren möchten. Das Thema dieser Veranstaltung ist die Teilzeitausbildung. Speziell hierzu sprechen die Mitarbeiterinnen der Aktion Jugendberufshilfe Ostwürttemberg (AJO). Und ganz dem Motto entsprechend werden die Teilnehmenden zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Wo sich Frauen anmelden können Anmelden können sich Interessierte bei der Hochschule Aalen unter https://www.hs-aalen.de/ de/pages/welcome-center-ostwurttemberg_events. Weitere Informationen gibt es bei der Kontaktstelle Frau und Beruf Heidenheim telefonisch unter der Nummer 07321.321-2558. Landratsamt Leserbriefe Psychologische Katastrophe Zur künftigen Nutzung des Elmar-Doch-Hauses in Heidenheim: Der Seite der Befürworter eines mit einem „Leuchtturmprojekt“ neuen Stadtmittelpunktes mit freiem Schlossblick und einer Gastronomie durch den OB und Teile des Gemeinderats stehen kritische Stimmen und Aussagen von der Händlervereinigung HDH, der Dehoga, von Schulen, Vereinen und den anderen Teilen des Gemeinderats gegenüber. Das weitere Vorgehen soll am 9. Mai bei einer Klausurtagung diskutiert werden. Für die Pro- Gaststätten-Seite sind einige kritische Anmerkungen zu machen. Mit welcher Begründung bringt der OB Vergleiche einer im höchsten Maße finanziellen Zuschussgastronomie mit anderen finanziell sich nicht tragenden Einrichtungen wie dem CC, der Stadtbibliothek, dem Waldbad oder dem Eisenhof von Voith in Verbindung? Es ist doch sicher so, dass die Stadtbibliothek, die Musikschule, und andere Einrichtungen für die Allgemeinheit bzw. für die Stadtgesellschaft sinnvoll und richtig sind, im Vergleich zu einer durch hohe öffentliche Subventionen unterstützten Gastronomie. Es ist schon bemerkenswert, dass bereits zwei erfahrene Gastronomiebetreiber die Einrichtung einer Bewirtschaftung im Elmar- Doch-Haus als nicht wirtschaftlich bewertet haben. Die Überlegung des OB, die freiwilligen Leistungen für Vereine und Schulen zu Gunsten einer Gastronomieunterstützung zu hinterfragen, steht seiner am 12. März gemachten Aussage beim Bürgerempfang entgegen, dass unter anderem Vereine und ein aktives Engagement existentiell und notwendig sind für ein funktionierendes Gemeinwohl. Wie muss dann noch die Aussage des OB bei der Gemeinderatssitzung vom 28. Februar bewertet werden, wenn er keinerlei rechtliche Bedenken einer öffentlichen Subvention eines Gastronomiebetriebes erkennen kann, obwohl das EU-Beihilferecht dies verbietet. Er habe dies rechtlich überprüfen lassen. Warum wurde dieses Überprüfungsergebnis dem Gemeinderat in der Sitzung nicht vorgelegt, und warum lag die Stellungnahme des Regierungspräsidiums Stuttgart vom 6. Februar über die streng zu beachtende Ausgabetätigkeit, welche für 2023 bereits eine Haushaltslücke von ca. 14 Millionen Euro aufweist, dem Gemeinderat ebenso nicht vor? Selbst die Händlervereinigung HDH und der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sehen in der geplanten Gaststätten-Studie die Subventionierung eines Gastronomen als psychologische Katastrophe für alle anderen Gastronomen, weder finanziell noch personell darstellbar und nicht tragfähig. Die gewählten Stadträte und Stadträtinnen sollten sich bei der Klausurtagung mit ihrer Verpflichtung und Verantwortung der Stadt gegenüber auseinandersetzen und sich nicht einer auf lange Sicht finanziell überfordernden und nicht tragfähigen Alternative verschreiben. Denken Sie daran, die Wähler- Erinnerungen für die nächste Gemeinderatswahl 2024 sind präsent! Ernst Thierer, Heidenheim Radfahrer diffamiert Zum Leserbrief „Scheinheilige Radfahrer“ (Ausgabe vom 21. April 2023): Herr Welt wirft in seinem Leserbrief derartig mit Falschheiten, Pauschalurteilen und Gemeinheiten undifferenziert um sich, dass sich eine sachliche Auseinandersetzung damit erübrigt. Er benimmt sich mit seiner Wortwahl und an Beleidigung grenzenden Diffamierung aller Radfahrenden, ADFC-Mitglieder und Grünen – im übertragenen Sinne – genau so, wie von ihm beschriebene „Gestörte“, die rücksichtslos durch die Fußgängerzone rasen. Diese Art von Meinungsäußerung kenne ich sonst aus schlecht oder nicht moderierten Foren im Internet. Auf dieses Leserbrief- Niveau kann ich in meiner Tageszeitung absolut verzichten. Herr Welt, ich wurde von Ihnen, wie viele andere, als „Schaf“ bezeichnet, daher zur Qualität Ihres Leserbriefs ein klares Schlusswort: Bäh! Karl-Heinz Klein, Hermaringen In Kürze Taizé-Andacht zur Osterzeit Die evangelische Auferstehungskirchengemeinde lädt zur ökumenischen Taizé-Andacht am Freitag, 28. April, um 20 Uhr in den Martin-Luther-Saal der Christuskirche (Regerstraße) ein. Lieder und Texte stehen noch im Zeichen von Ostern. Workshop zu Kräutern Die Landfrauen Heidenheim-Königsbronn bieten am Freitag, 5. Mai, um 15 Uhr einen Workshop mit der Kräuterpädagogin Anette Benz an. Treffpunkt ist in der Brunnenstraße 32 in Aufhausen. Anmeldungen bei Rose Bosch unter Tel. 07321.62964 bis 28. April. WCM-Stoffdruckmuseum Die Landfrauen Heidenheim-Königsbronn laden am heutigen Donnerstag, 27. April, um 14 Uhr zu einer Führung durch das WCM-Stoffdruckmuseum mit Manfred Hammeley ein. Treffpunkt ist vor der WCM. Treff für Senioren Großkuchen. Der nächste Seniorennachmittag des Rentner- und Seniorenclubs Großkuchen findet am heutigen Donnerstag ab 14 Uhr in der Schwabschule statt.

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