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Heidenheimer Zeitung von 25.05.2023

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24 REGIONALSPORT

24 REGIONALSPORT Donnerstag, 25. Mai 2023 „Mir wurde richtig übel“ Fußball-Bezirksliga Der VfL Gerstetten muss nicht nur heute Abend im Nachholspiel gegen Dorfmerkingen II auf Bastian Heidecker verzichten. Der Stürmer hat sich gegen den TV Neuler schwer verletzt. Von Edgar Deibert Er trägt jetzt Rot! Das aber nicht ganz freiwillig. Im Klinikum bekam Bastian Heidecker eine rote Bandage verpasst. Eine, die der verordneten Gipsschiene Stabilität verleihen soll. Nach dem Spiel des VfL Gerstetten gegen den TV Neuler trat der 40-Jährige die Fahrt auf den Schlossberg im Krankenwagen an. Doch warum? Bei einer Flanke im eigenen Strafraum – es lief bereits die Schlussphase der Partie – wollte Heidecker, der als Innenverteidiger aufgelaufen war, zum Kopfball gehen. Beim Absprung habe er einen äußerst starken Schmerz in der rechten Ferse verspürt. „Es war, als ob mir jemand mit dem Messer in die Achillessehne sticht“, sagt er. „Ich habe, glaube ich, laut geschrien. Mir wurde richtig übel und ich lag einige Zeit auf dem Rasen“, fügt der 40-Jährige an. Er befürchtete, dass die Achillessehne gerissen ist. Im Heidenheimer Klinikum gab es aber die erste Entwarnung. Eine Untersuchung und ein Ultraschall ergaben allerdings, dass die Sehne an- oder teilgerissen sein könnte, sagt Heidecker, der in diesem Fall vom Glück im Unglück sprechen würde. Denn er müsse zunächst abwarten und einige Tage eine Gipsschiene tragen. „Wenn ich danach weiterhin Schmerzen habe, geht es ins MRT“, sagt der Dettinger, der seit der Rückrunde beim VfL Gerstetten fest aushilft und zwei Tore (und zwei Vorlagen) in neun Einsätzen erzielt hat. Es war, als ob mir jemand mit dem Messer in die Achillessehne sticht. Bastian Heidecker über den Schmerz Jubelstimmung: Bastian Heidecker (Mitte) erzielt für den VfL Gerstetten sein erstes Tor. Foto: Oliver Vogel Er räumt aber ein, dass er im ersten Moment gedacht habe: „War es das jetzt wert?“ Schließlich trägt er Verantwortung als Familienvater, der nächste Urlaub sei bereits gebucht. Auch deswegen hat Heidecker beschlossen, seine aktive Karriere nun endgültig zu beenden. „Ich werde nicht mehr spielen“, betont er. Sein Engagement in Gerstetten sei sowieso nur bis Saisonende ausgemacht gewesen. Wiedersehen mit Joe Colletti Dennoch habe es ihm durchaus Spaß gemacht, auch die Begegnung gegen den TV Neuler. In dieser lief er als Gegenspieler von Joe Colletti auf. Gemeinsam hatten die beiden beim SSV Ulm gespielt und stiegen mit den „Spatzen“ in die Regionalliga auf. Und Heidecker erzählt von einem Kompliment, das er in dieser Partie indirekt bekommen hat. Ein Spieler des TV Neuler habe ihn auf 30, 31 Jahre geschätzt. „Als ich ihm mein Alter verraten habe, hat er große Augen gemacht“, erzählt der ehemalige Offensivspieler Schön rot: Bastian Heidecker trägt Gipsschienen. Foto: hei (lief unter auch für den 1. FC Heidenheim II in der Oberliga auf) – und muss lachen. Mit Heidecker fällt ein weiterer, wichtiger Spieler weg. „Basti war gut in Form. Das tut mir für ihn unglaublich leid“, sagt Erdal Kalin. „Unsere personelle Situation ist ohnehin nicht einfach.“ Der Gerstetter Trainer sagt im Hinblick auf das allgemeine Fitnesslevel seiner Mannschaft aber auch: „Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wir haben aus verschiedenen Gründen leider keine gute Trainingsbeteiligung.“ Es komme vor, dass nur acht oder neun Spieler im Training seien. Da sei der Kräfteverlust während der Spiele kein Wunder. So wie in den drei Partien vor dem Sieg gegen den TV Neuler. Der 51-Jährige gibt zu bedenken, dass der VfL Gerstetten hintereinander gegen die drei Teams der Liga antreten durfte (und jeweils als Verlierer vom Platz ging). „Wir haben gegen alle gut ausgesehen. Gegen Sontheim hätten wir sicherlich einen Punkt verdient gehabt“, ist Kalin von der Qualität seines Teams überzeugt. Durch den Heimsieg gegen Neuler sind die Gerstetter auf den Relegationsrang vorgerutscht. Durch einen Sieg im Nachholspiel gegen Dorfmerkingen II am heutigen Donnerstag (19 Uhr) könnten sie zudem mit dem FC Durlangen, der den ersten Nicht-Abstiegsplatz belegt, nach Punkten gleichziehen. „Danach könnten wir uns vor den zwei Finalspielen erholen“, sagt der VfL-Coach im Hinblick auf das spielfreie Wochenende über Pfingsten. Und er schwört sein Team ein: „Es gibt jetzt keinen Platz für Alibis. Wir müssen die Tugenden abrufen, die im Abstiegskampf gefordert sind. Wir müssen Gras fressen, kratzen, beißen.“ Auf die Frage, ob solche Phrasen denn sein müssen, kontert Kalin: „Wo ist das Phrasenschwein? Da zahle ich gerne ein. Wenn wir den Klassenerhalt packen.“ Bastian Heidecker als Trainer Am Donnerstag bestreitet der VfL Gerstetten sein Nachholspiel gegen Dorfmerkingen II (19 Uhr). Über das Pfingstwochenende ist in den unteren Klassen größtenteils spielfrei. Bastian Heidecker ist Spieler des VfL Gerstetten und auch Co-Trainer von Erdal Kalin. Zuvor war Heidecker auch schon Coach bei der TSG Giengen und der SG Hohenmemmingen/ Burgberg. Er habe einige Anfragen, auch interessante im Jugendbereich, bekommen. Zunächst wolle er es aber langsam angehen lassen. Spannender geht’s kaum Kegeln Drei Hermaringer Teams waren bei den „Württembergischen“. Bei den Bezirksmeisterschaften der Sportkegler im Tandem- Mixed, die in Neu-Ulm ausgetragen wurden, belegte das Team Grünwald/Heiske vom SC Hermaringen den zweiten Platz. Auf den dritten Rang kamen Thierer/ Jooß. Den fünften Platz – und damit ebenfalls die Qualifikation für die württembergischen Meisterschaften – holte sich das Hermaringer Team J. Mack/T. Mack. Die württembergischen Meisterschaften wurden in Nordheim im K.-o.-System ausgetragen. Grünwald und Heiske kamen bis ins Achtelfinale. Besonders spannend verlief es bei Thierer und Jooß im Viertelfinale. Gleich zwei „Sudden-Victory“ waren notwendig, um eine eindeutig Entscheidung zu fällen. Durch den letzten Kegel schieden die Hermaringer aber aus. Auch für das Team Mack war im Viertelfinale Schluss. Stefanie Thierer Silber und Bronze für TSG Kegeln Edeltraut Hotz und Renate Lutz-Brezina aus Schnaitheim spielten stark. Edeltraud Hotz und Renate Lutz- Brezina (TSG Schnaitheim) hatten sich für den Endlauf der württembergischen Meisterschaft der Seniorinnen B im Sportkegeln qualifiziert. Nur die Siegerin durfte bei den deutschen Meisterschaften starten. Die Schnaitheimerinnen verfehlten dieses Ziel beide nur knapp. Lutz-Brezina lag am Ende mit einer Gesamtholzzahl von 1062 nur sieben Holz hinter der Erstplatzierten und landete damit auf dem 2. Platz. Hotz erreichte eine Gesamtholzzahl von 1042 und konnte sich so den 3. Platz sichern. TSG Als freies Radikal im Einsatz Fußball Philip Rothofer kehrt zum Bezirksliga-Aufsteiger TV Steinheim zurück. Er hat sich geziert. Und wie! Über einen längeren Zeitraum hat sich der TV Steinheim um die Dienste von Philip Rothofer bemüht. Dieser wollte zunächst nicht. Doch Rothofer fällt es auch schwer, loszulassen. Wenn es um Fußball geht. Im Dezember 2022 war der 36-Jährige als Trainer beim TSV Gussenstadt (Fußball- Kreisliga A 3) zurückgetreten. „Nach 20 Jahren war ich zum ersten Mal ohne Fußball“, sagt er. Das hielt er aber nicht aus. Also ging Rothofer zunächst ins Training der Alten Herren. Und half schließlich als Spieler in der ersten Mannschaft aus. Einst war er Trainer dieses Teams, nun hatte er Vorgaben umzusetzen. Sicher eine gehörige Umstellung. Und Rothofer sagt: „Grundsätzlich sehe ich mich schon weiter als Trainer.“ Ein reizvolles Angebot sei allerdings nicht dabei gewesen. Und dann war da noch der TV Steinheim – in Person von Frank Kennter. Dieser leitet zusammen mit Guido Rieberger die Fußballabteilung des TVS. Und Kennter/Rothofer liefen einst gemeinsam für Steinheim auf. „Wir konnten Philip von unserer Idee überzeugen“, sagt der 51-Jährige. Rothofer soll als sportlicher Leiter mit Rieberger und Kenntner gleichgestellt sein und als Bindeglied zwischen dem Bezirksligateam und dem Jugendbereich fungieren. „Philip ist ein absoluter Gewinn für uns“, ist Kenntner überzeugt. Rothofer soll zum Beispiel auch Gegner beobachten und Spielanalysen erstellen. Und er soll bei der Kaderzusammenstellung in der Winterpause (Transferperiode II) helfen. Die Zusammenarbeit sei ganz bewusst zunächst bis Ende des Jahres befristet, sagt Rothofer, der in die Rolle des sportlichen Leiters hineinschnuppern möchte. Denn während er beim TSV Gussenstadt durchaus als Sprachrohr des Vereins fungierte, wird es für ihn beim TV Steinheim darauf ankommen, wie er im Zusammenspiel mit der Abteilungsleitung und dem Trainergespann Nico Schuska/Mike Weiler funktionieren wird. Wobei Rothofer mit Schuska gut befreundet ist und mit Weiler ebenfalls beim TVS zusammengespielt hat. .„Beim TV Steinheim sind es andere Strukturen, andere Menschen“, deutet Rothofer an, dass er sich zunächst durchaus zurückhalten möchte. Dennoch hofft er auch, neue Impulse setzen zu können. Und zwar als „freies Radikal, das um die Mannschaft und das Trainerteam herumschwirrt“ (in der Chemie sind freie Radikale Moleküle, Ionen oder Atome mit einem ungepaarten Elektron). Da schimmert bereits Rothofers extrovertierte Art etwas durch. Mit der er dem TV Steinheim frischen Wind verleihen möchte. Edgar Deibert Jemand, der die Richtung vorgeben kann: Philip Rothofer ist nun wieder zurück beim TV Steinheim. Foto: Oliver Vogel Volleyball U 14 der SG auf regionaler Ebene Für die SG Volley Alb ging es jüngst nach Offenburg zur U-14- Regionalmeisterschaft der besten neun Teams in Baden-Württemberg. Zu Turnierbeginn spielten die Älbler gegen den Gastgeber. In einem spannenden Spiel nutzten sie so manche Chance zur Satzführung nicht (28:30, 21:25). Nach einer weiteren 0:2-Niederlage gegen Karlsruhe I gelang gegen Bühl und gegen Karlsruhe II mit letzten Kräften jeweils ein 2:1- Sieg, wodurch die SG auf dem siebten Platz landete. SG Linus Nagel (TSG Schnaitheim) im Einsatz. Foto: Peter Ruoff Rasenkraftsport: Meisterschaft in Heidenheim Im Heidenheimer Sparkassen- Sportpark fand die württembergische Meisterschaft der Aktiven, B-Jugend und B-Schüler im Rasenkraftsport statt. Die Kreisvereine TSG Schnaitheim, SV Dischingen und HSB waren wie immer gut vertreten. Im Schülerbereich gingen drei Titel an Schnaitheim und sieben an Dischingen. Bei der B-Jugend hatte nur Dischingen Athleten gemeldet und holte fünf Titel, im Wettbewerb der Männer und Frauen standen am Ende für Dischingen acht und für den HSB zwei Meisterschaften zu Buche. Am spannendsten war es in der Mannschaftswertung bei den männlichen Schülern A. In der Endabrechnung hatten Linus Nagel/Ben Ziegler von der TSG Schnaitheim 18 Punkte Vorsprung vor Niels Mutschler/Finn Stanienda vom SV Dischingen (2572), die TSG Maselheim/Sulmingen belegte den dritten Platz (2280). Die Ergebnisse im Überblick: (jeweils Gewichtwerfen; Steinstoßen; Hammerwurf; Dreikampf mit Platzierung) Schüler A: Linus Nagel 8,24 m (3.)/6,51 m (2.)/ 11,97 m/1058 Punkte (3.), Niels Mutschler 9,52 m (1.)/6,05 m (1.)/13,96 m/1102 (1); Finn Stanienda 12,58 m (2.)/6,96 m (1.)/ 24,82 m/1470 (2.), Ben Ziegler 15,86 m (1.)/6,53 m (2.)/ 22,66 m/ 1532 (1.) B-Jugend: Leni Mutschler 9,37 m (1.)/4,87 m (1.)/20,94 m/1106 (1.), Nick Kleebauer 13,40 m (1.)/5,85 m (1.)/27,00 m/1444 (1.), Max Schabel 20,19 m (1.)/8,71 m (2.)/ 42,51 m/2196 (1.) Männer/Frauen: Tanja Böhm 13,45 m (3.)/7,35 m (3.)/25,51 m/ 1548 (3.), Ralf Mutschler 10,25 m (1.)/ 5,42 m (1.)/25,17 m/1254 (1.), Jonathan Schmidt 16,12 m (1.)/ 7,38 m (1.)/43,16 m/1933 (1.), Dominik Seeberger 17,87 m (1.)/7,55 m (2.)/ 43,59 m; 2024 (1.), Tobias Bühner 16,26 m (1.)/8,527 m (2.)/37,61 m/ 1947 (1.) Michael Bechler Nordschwabenlauf Sieg fürs Team der LG Brenztal Der Nordschwabenlauf ist der älteste noch existierende Straßenlauf Deutschlands. Ein Team der LG Brenztal ging auf der 6-km- Strecke an den Start und siegte in einer Gesamtzeit von 2:37:13 h souverän. Die LG stellte dabei mit Lukas Diebold (20:51 min) und Daniela Bader (26:12) auch die schnellsten Einzelläufer. Zur Mannschaft gehörten zudem Thorsten Bader (25:37), Salvatore Salemi (27:54), Regina Rettenberger (28:02) und Laura Rembold (28:35). mw

25 SPORT Donnerstag, 25. Mai 2023 Phalanx der Kritiker kippt DFL-Pläne Profifußball Mehrheit der 36 Klubs votiert gegen den vorgeschlagenen Deal über zwei Milliarden Euro, der seine Tücken hatte. Frankfurt. Der umstrittene Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am massiven internen Widerstand gescheitert. Bei der Versammlung der 36 Profiklubs am Mittwoch in Frankfurt wurde die Zweidrittel-Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern verfehlt. So haben sich die Skeptiker mit dem 1. FC Köln und FC St. Pauli an der Spitze, durchgesetzt. „Der Prozess ist mit dem heutigen Tage zu Ende“, sagte der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Joachim Watzke: „Das ist Demokratie.“ Nur 20 statt der nötigen 24 Ja- Stimmen hatte es bei der geheimen Abstimmung gegeben, elf Klubs waren dagegen, fünf enthielten sich – obwohl das Präsidium den Antrag vor der Sitzung modifiziert hatte. Die Kritiker, zu denen auch zahlreiche Fangruppierungen gehören, hatten die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die weitere Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse angeprangert. Der Plan sah so aus: Ein Investor hätte 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in die die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, über 20 Jahre erwerben sollen. Durch den Verkauf erhoffte sich die Liga einen Erlös von zwei Milliarden Euro. Schon bei einer weiteren Versammlung im Juli hätte der ausgewählte Geldgeber den Zuschlag erhalten sollen. Einer der Kritiker: Oke Göttlich, der Präsident des FC St. Pauli.Foto: G. Fischer/dpa Das Kapital sollte in erster Linie in die Zentralvermarktung der Medienrechte und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden. 750 Millionen Euro waren für die Digitalisierung vorgesehen – als Grundlage der weltweiten Vermarktung der Liga. 300 Millionen sollten zur freien Verwendung an die Klubs gehen. Der Rest: zweckgebunden für Klub- Investitionen in die Infrastruktur. Das Modell war nicht ohne Risiko. Für die zwei Milliarden hätten die Klubs für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten müssen. Selbst bei moderatem Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) wären das über 20 Jahre mehr als drei Milliarden gewesen – also ein Verlustgeschäft. Die Gegner wurden nicht einmal von der zuletzt aufgebauten Drohkulisse umgestimmt. Die DFL hatte im Fall eines gescheiterten Deals vor einer drohenden Abspaltung der Bundesliga vom Rest und ein Ende der „Subventionen“ für die kleineren Vereine gewarnt. sid Sein Kämpferherz zeichnet ihn aus: VfB-Kapitän Wataru Endo hier nach seinem Tor zum 1:1 gegen Mainz. Kapitän weckt Hoffnung VfB Stuttgart Im knisternden Saisonendspurt um den Klassenerhalt beweist Wataru Endo einmal mehr seinen Wert für die Mannschaft. Nicht nur mit Toren. Von Dirk Preiß Hätte der Ball auf irgendeine andere Art den Weg ins Tor des FSV Mainz 05 gefunden – vermutlich hätte man noch lange von diesem atemberaubenden Sprint gesprochen, den Silas Katompa vor dem 1:1 des VfB bei den Rheinhessen hingelegt hatte. Von fast ganz hinten nach fast ganz vorne war der Kongolese gerannt, hatte seinen Gegenspieler fast mühelos abgeschüttelt und noch klug quergelegt. Doch was dann passierte, war eben noch aufsehenerregender. Wataru Endo kam herangestürmt. Mit dem linken Fuß nahm er den Ball an, ließ ihn so prallen, dass vor dem Schuss kein weiterer Kontakt nötig war. Mit dem rechten Außenrist traf er die Kugel dann knapp über dem Boden – Momente später zappelte die im Netz. Und diese ganze Aktion hatte gezeigt, welche Bedeutung der Kapitän im Schlussspurt dieser Saison für seine Mannschaft hat. „Er ist“, sagt Guido Buchwald, „die Lebensversicherung des VfB.“ Buchwald kann gut nachvollziehen, was es heißt, eine Mannschaft anzuführen. Von 1986 bis 1994, so lange wie sonst keiner, trug der Weltmeister von 1990 die Kapitänsbinde der Stuttgarter, ist heute Ehrenspielführer des VfB – und verfolgt seinen Nachfolger mit besonderem Blick. Wenn er dann über Wataru Endo spricht, klingt viel Respekt durch. „Ein absoluter Kapitän“ sei der Japaner, sagt Buchwald, „allein durch seine Power und Zweikampfstärke“ führe er das Team an. Und von der gemeinhin stillen Art des 30-Jährigen solle man sich ja nicht täuschen lassen. Denn: „Wenn er etwas sagt, dann hat das Gewicht, hat Hand und Fuß.“ Zusammengefasst nennt Buchwald den Japaner auch einfach dies: einen Mentalitätsspieler. Dass es in schwierigen Phasen auf ebensolche Profis ankommt, ist keine Neuigkeit. Tatsächlich aber hatte auch Endo nicht nur gute Zeiten in dieser Saison. Die Weltmeisterschaft mit Japan zehrte an den Kräften. Als er aus Katar zurückkam, setzte ihn Bruno Labbadia dann auf der offensiveren Achter-Position ein. Nicht die beste Wahl für Endo selbst, der lieber etwas defensiv auf der Sechs agiert. Trainerwechsel bei der zweiten Mannschaft Frank Fahrenhorst, 45, verlässt die zweite Mannschaft des VfB nach drei Jahren. Der ursprünglich bis Sommer 2024 laufende Vertrag mit dem früheren Bundesliga-Profi sei auf dessen Wunsch hin aufgelöst worden, teilten die Stuttgarter am Mittwoch mit. Die Nachfolge Fahrenhorsts beim Regionalliga-Tabellenachten übernimmt Markus Fiedler, der bislang die U17 des VfB trainiert hat. VfB Aktuell Nun, in der entscheidenden Phase der Spielzeit, lebt der Kapitän unter dem Trainer Sebastian Hoeneß aber wieder vor, was es braucht, um doch noch in der Liga zu bleiben – Führungsstärke. Fabian Wohlgemuth sagt: „Er ist mit seiner Art ein stiller Lenker.“ Aber auch fußballerische Qualität. „Sein Ausgleichstor in Mainz war enorm wichtig für den weiteren Spielverlauf und ganz nebenbei auch technisch sehr anspruchsvoll“, ergänzt der Sportdirektor des VfB. In einer Mannschaft, in der das Wort Leistungskonstanz nicht jedem bekannt zu sein scheint, ist Wataru Endo mit all diesen Fähigkeiten eine der wenigen Konstanten. Und das nicht nur in dieser Saison. 33 Einsätze hatte er 2020/2021, ebenso viele in der vergangenen Saison. Und auch in dieser Runde hat er erst einmal gefehlt. Dazu ist er nach Waldemar Anton der VfB-Spieler, der die zweitmeisten Kilometer abgespult hat (344,6). Keiner in Stuttgart hat mehr intensive Läufe absolviert (2193). Und ligaweit steht er auf Rang vier bei den gewonnenen Zweikämpfen (431) – bei nur drei Gelben Karten. Dazu kommt: All seine fünf Saisontore sorgten für Siege oder Punktgewinne. Gerade die letzten beiden in Augsburg und Mainz jeweils zum 1:1 waren besonders wichtig. „Dass Wataru ein Mann für die ganz wichtigen Tore ist, ist allen, Foto: Torsten Silz/dpa die dem VfB nahestehen, ja vom letzten Spieltag der vergangenen Saison noch in bester Erinnerung“, sagt dazu Wohlgemuth. Im letzten Spiel köpfte er im Mai 2022 den VfB in der Nachspielzeit zum direkten Klassenverbleib. „Legendo“ war geboren. Und ist nun wieder gefragt. Der Vertrag läuft noch bis Mitte 2024. Erneut am letzten Spieltag will der VfB am Samstag (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim Platz 15 sichern. Endo, darauf können sich die Fans verlassen, wird alles dafür tun, damit dies gelingen kann. Was danach kommt? Ist eigentlich klar, denn der Vertrag des 30-Jährigen, der den VfB einst nur zwei Millionen Euro an Leihgebühr und Ablöse gekostet hat, läuft noch bis 2024. Die Premier League lockt Der Kontrakt läuft aber eben auch nur noch bis 2024, weshalb nicht ausgeschlossen ist, dass Endo seine schon länger vorhandenen Gedanken an die englische Premier League intensiviert. „Dort zu spielen ist für viele japanische Fußballer eine noch größere Auszeichnung, als in der Bundesliga aktiv zu sein“, sagt Buchwald, der die asiatische Fußballseele gut kennt, seit er in Japan als Spieler und Trainer aktiv gewesen ist. Raten wird er Endo zu einem solchen Schritt dennoch nicht. „Ich hoffe“, sagt der Ehrenspielführer des VfB, „dass er noch eine Weile in Stuttgart bleibt.“ Da ist er nicht der Einzige. Querpass Carsten Muth über die Gründung eines bekannten Fußballklubs 18 standhafte Borussen An Pfingsten könnte Dortmund zu Deutschlands größter Partymeile werden. Wenn die heimische Borussia an diesem Samstag ihr Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 erfolgreich bestreitet oder Konkurrent Bayern München auch beim 1. FC Köln patzt, wäre der BVB zum neunten Mal Deutscher Fußballmeister. Und die Stadt außer Rand und Band. Für Sonntag ist unter anderem ein vierstündiger Autokorso geplant. Zum möglichen Spektakel mit der Ehrenrunde rund um den kultigen Borsigplatz werden laut Aussage des Dortmunder Polizeipräsidenten Gregor Lange „mindestens 200 000“ Fans erwartet. Der Korso startet um 12.09 Uhr – in Anlehnung an die Vereinsgründung am 19. Dezember 1909. Damals trafen sich 40 Mitglieder einer Jugendgruppe der örtlichen katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde, um den Verein aus der Taufe zu heben. Gemeinde-Kaplan Hubert Dewald hatte das vergeblich zu verhindern versucht. Dem Geistlichen war anders als den jungen Leuten die Fußballbegeisterung nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Als er und seinen Getreuen die Versammlung crashen wollten, wurde ihnen der Zutritt verwehrt. Es kam sogar zu Handgreiflichkeiten. Am Ende waren es laut BVB- Homepage „18 standhafte Borussen“, die den Ballspiel-Verein Borussia 1909 gründeten – mit den Vereinsfarben Blau und Weiß. Erst mit der Eingliederung der Sportklubs „Britannia“, „Rhenania“ und „Deutsche Flagge“ wurden die Farben in Schwarz-Gelb geändert. Rabiot zum FC Bayern? Fußball Französischer Star von Juve wäre im Sommer ablösefrei zu haben. München. Bei den vielen Transferspekulationen um den FC Bayern gibt es zwei neue Namen. Wie die „Sport Bild“ berichtet, sollen der argentinische Fußball-Weltmeister Julián Álvarez von Manchester City und der Franzose Adrien Rabiot von Juventus Turin Kandidaten sein. Mittelfeldspieler Rabiot, 28, hat in Turin noch einen Vertrag bis Saisonende. Der 22-jährige Álvarez wechselte im Januar 2022 nach Manchester. Beim englischen Meister steht er bis 2028 unter Vertrag. Ein Transfer würde also sehr teuer. Rabiot wäre ablösefrei. Das gilt auch für Konrad Laimer von RB Leipzig. Hier bahnt sich ein Wechsel an, offiziell bestätigt ist dieser noch nicht. dpa WORT VOM SPORT „Schade für die Menschen in Berlin, für die Liga. Es waren spannende Spiele.“ Rani Khedira, 29. Der Stuttgarter Profi von Union Berlin bedauert, dass es nach dem Abstieg von Hertha BSC keine Hauptstadtderbys mehr gibt. Bundesliga ohne „Bling-Bling“ Heidenheim. Holger Sanwald, Vorstandschef von Zweitligist 1. FC Heidenheim, sieht eine gewisse Skepsis bei einem Aufstieg des „Dorfklubs“ gelassen. Wenn er Berichte über eine etwaige Verzwergung der Bundesliga lese, „muss ich schmunzeln. Das Ligasystem lebt gerade davon, dass es atmet und immer Platz für Neues entsteht. Ohne das gäbe es beispielsweise auch nicht den 1. FC Kaiserslautern“, sagte er jetzt. Laut dem FCH-Boss böte Heidenheim für das Oberhaus sogar einen Mehrwert. „Bei manchen anderen Vereinen haben die Verantwortlichen einen Zwei- oder Dreijahresvertrag und treffen dadurch auch andere Entscheidungen, weil sie nur daran denken müssen, bis morgen zu überleben“, betonte er: „Bei uns ist das anders – wir könnten in der Glitzerwelt Bundesliga echte Werte, echte Stabilität und wirklich nachhaltige Entscheidungen bieten – ganz ohne Bling-Bling.“ Heidenheim wäre mit einem Sieg im Saisonfinale am Sonntag bei Jahn Regensburg erstmals in der Vereinshistorie erstklassig. „Für uns alle wäre es ein Traum, aufzusteigen“, sagte Sanwald, der bereits seit 1994 verschiedene Funktionen beim FCH ausübt. sid Ein Neustart beim alten Klub Jahn Regensburg hat Achim Beierlorzer, 55, als Sportchef verpflichtet. Er folgt am 1. Juli auf Tobias Werner, von dem sich der stark abstiegsgefährte Fußball-Zweitligist am Montag getrennt hatte. Der Franke, als Ex-Co- Trainer noch bis Ende Juni bei RB Leipzig unter Vertrag, kehrt an eine alte Wirkungsstätte zurück: Von 2017 bis 2019 war er Jahn-Trainer, ehe er zum 1. FC Köln wechselte. Foto: Eibner BVB-Routinier Hummels hängt noch ein Jahr dran Dortmund. Abwehrrecke Mats Hummels, 34, hat sich mit Borussia Dortmund auf eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages um eine weitere Saison geeinigt. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Es war ein langer Abwägungsprozess“, sagte er: „Jetzt, am Ende der Saison, kann ich sagen: Ich habe noch richtig Bock auf ein weiteres Jahr.“ Allerdings liege der Fokus auf dem letzten Schritt Richtung Meisterschaft am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Mainz.sid

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