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Heidenheimer Zeitung von 25.05.2023

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22 FEUILLETON

22 FEUILLETON Donnerstag, 25. Mai 2023 Wenn die Erinnerungen verschwinden Literatur Ein aus dem Bulgarischen übersetzter Roman von Georgi Gospodinow erhält den Booker-Preis. London. „Time Shelter“ von Georgi Gospodinow ist der erste aus dem Bulgarischen ins Englische übersetzte Roman, der den renommierten Internationalen Booker-Preis gewonnen hat. Die Jury würdigte das Werk des 55-jährigen Autors in der Übersetzung von Angela Rodel als „brillanten Roman voller Ironie und Melancholie“. Darin geht es um eine Klinik, die Alzheimer-Patienten in die Vergangenheit bringt, aber mit ihrem Erfolg auch gesunde Menschen anzieht, die dort dem Horror der Moderne entfliehen wollen. „Es ist ein tiefgreifendes Werk, das sich mit einer sehr aktuellen Frage beschäftigt: Was passiert mit uns, wenn unsere Erinnerungen verschwinden?“, sagte die Juryvorsitzende Leïla Slimani. Zugleich biete das Buch neue Perspektiven auf Länder wie Bulgarien, die einst im Mittelpunkt des ideologischen Konflikts zwischen Kapitalismus und Kommunismus standen. Der Literaturpreis ehrt jedes Jahr die besten fremdsprachigen und ins Englische übersetzten Romane, die in Großbritannien oder Irland veröffentlicht worden sind. Das Preisgeld von 50 000 Pfund (rund 57 500 Euro) wird stets zu gleichen Teilen zwischen den jeweiligen Autoren und Übersetzern aufgeteilt. dpa Der Bulgare Georgi Gospodinow hat den Internationalen Booker- Preis gewonnen. Israel empört über Waters Rockmusik „Erinnerung an im Holocaust ermordete Juden beschmutzt.“ Tel Aviv. Konzerte des Rockmusikers Roger Waters in Berlin haben in Israel für Empörung gesorgt. Das israelische Außenministerium warf Waters vor, er habe „die Erinnerung an sechs Millionen im Holocaust ermordeter Juden beschmutzt“. Während der Konzerte waren neben anderen die Namen von Anne Frank sowie der palästinensischen Journalistin Schirin Abu Akle eingeblendet worden. Sie starb 2022 bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland. dpa FOTO: KIRSTY WIGGLESWORTH/AP/DPA Christian Friedel (links), Jonathan Glazer und Sandra Hüller präsentieren in Cannes den Film „The Zone Of Interest“. Hüller und Friedel geben darin das Ehepaar Höß, Glazer führte Regie. Foto: Loic Venance/afp Paradies neben Krematorien Filmfestival Die Schauspielerin Sandra Hüller und das Auschwitz-Drama „The Zone of Interest“ gehören in Cannes zu den Favoriten auf eine „Palme“. Von Josef Lederle, kna Schon zur Mitte des Filmfestivals in Cannes gibt es etliche Kandidaten für die „Palmen“. An erster Stelle wird dabei „The Zone of Interest“ genannt, die radikale Dramatisierung des Holocaust durch Jonathan Glazer. Die große Wucht des Films hat viel mit der konzeptionellen Strenge der Inszenierung zu tun. Durchgängig blickt sie auf die Familie des KZ-Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, und seiner Frau Hedwig, die mit ihren fünf Kindern und mehreren Bediensteten in einer Villa neben dem Vernichtungslager leben. Blätter rauschen im Wind, Kinder vergnügen sich im Fluss, abends kehren die Eltern in zwei schwarzen Limousinen in ihr herrschaftliches Haus zurück. Doch das Anwesen liegt unmittelbar an der Mauer des Konzentrationslagers. Schreie, Schüsse und ein düsteres Grollen dringen herüber. Doch bis auf die Silhouette eines Wachturms und den Rauch und Feuer spuckenden Schlot des Krematoriums bleiben die Todesmühlen von Auschwitz- Birkenau strikt außerhalb des Bildes. „Ein Paradies“, schwärmt Hedwig, als sie ihre Mutter durch den Garten führt. Aus dieser Diskrepanz zwischen bieder-herrischer Bürgerlichkeit und dem Wissen um den industriell organisierten Massenmord erwächst eine atemlose Spannung, die keine Auflösung zulässt, sondern bis zum Schluss an den unerträglichen Widersprüchen festhält. Während Hedwig zum Kaffeekränzchen lädt, empfängt der Kommandant zwei Manager, die ihm die neuen Krematorien in Auschwitz II erläutern: Sie können im Dauerbetrieb beladen und betrieben werden. Abends legt sich Höß dann zu seinen Töchtern ins Bett und liest ihnen mit weicher Stimme Märchen vor. Mehrmals schaut die Kamera dem von Christian Friedel gespielten Höß schlicht dabei zu, wie er abends durch das Haus geht, eine Lampe nach der anderen löscht, die Türen schließt und sich dann schlafen legt. Es gibt keine Psychologie, keine Angst, keine Albträume – die konzentrierte Stille und der streng registrierende Gestus der Aufnahmen, die nichts erklären oder forcieren wollen, bedingen eine enorme Konzentration. Für die Anbindung des Films an die Gegenwart findet Glazer einen visuell und dramaturgisch gelungenen Dreh, indem er Höß in einem Moment höchster Macht für einen Augenblick schwächeln lässt. Diesen Moment nutzt der Regisseur zu einem Zeitsprung in die heutige Ausstellung auf dem Gelände des KZ Auschwitz, das vom Museumspersonal gerade für den nächsten Besucheransturm hergerichtet wird. Wes Anderson: Viele Stars, intensive Farben Auch das jüngste Werk des Regisseurs Wes Anderson ist vollgepackt mit Stars: Scarlett Johansson, Jason Schwartzman, Tom Hanks und Adrien Brody gehören zur Besetzung von „Asteroid City“, der am Dienstagabend Premiere auf dem Festival in Cannes feierte. Im Film gilt es viele verschiedene Erzählfäden miteinander zu verbinden. Wie gewohnt setzt Anderson auf intensive Farben, symmetrische Welten und Retro-Look. „Asteroid City“ spielt im Jahr 1955 in einer kleinen Wüstenstadt im Südwesten der USA. Eine Gruppe von Schülern und Eltern treffen sich zur „Junior Stargazer Convention“. Dort stellen hochbegabte Schüler ihre Erfindungen vor. Im Hintergrund laufen Atombombentests. Der Teilnehmer mit der innovativsten Erfindung soll am „Asteroid Day“ einen Preis bekommen. Während der Preisverleihung kommen außerirdische Mächte ins Spiel. Eigentlich ist „Asteroid City“ nur ein Theaterspiel. Mit witzigen Dialogen, originellen Einfällen und einer unverkennbaren Bildsprache bleibt der Film im Gedächtnis. dpa Nuanciertes Spiel Ob es für den meisterhaften Film zu einer „Palme“ reicht, ist offen. Über die beste weibliche Darstellung lässt sich etwas sicherer spekulieren, da Sandra Hüller nicht nur als Hedwig Höß eine bravouröse Leistung bietet, sondern noch weit mehr in „Anatomy of a Fall“ von Justine Triet mit außergewöhnlichem und höchst nuanciertem Spiel glänzt. Hüller verkörpert eine deutsche Schriftstellerin, die sich vor einem französischen Gericht gegen den Vorwurf verteidigen muss, ihren Ehemann vom Balkon eines Chalets bei Grenoble in den Tod gestoßen zu haben. Sie beteuert ihre Unschuld und spricht von einem Suizid. Der bullige Staatsanwalt ist vom Gegenteil überzeugt und bemüht auch ihre Bücher, um sie als Schuldige zu überführen. Dieser Film, der zu großen Teilen im Gerichtssaal spielt, entwickelt sich zu einem packenden Beziehungsdrama. In dem hochfrequenten Schlagabtausch prallen unterschiedlichste Bedürfnisse, Anschauungen, Ansprüche, Wünsche und Sehnsüchte aufeinander, die in ihrer intellektuellen Schärfe ihresgleichen suchen. In „Anatomy of a Fall“ stößt man auch auf eine sehr grundlegende Thematisierung von Geschlechter-Gerechtigkeit, und zwar nicht nur in der Ausbalancierung der Eheleute, sondern insbesondere auch vor Gericht und im medialen Widerschein der Verhandlung. Denn man kommt hier kaum um die Rolle und Bedeutung von „Gender“ herum. Der Furor des Staatsanwalts lässt sich kaum von seinem Geschlecht trennen. Und die Energie, mit der er sich in diesen Fall verbeißt, lebt auch davon, dass die Angeklagte eine selbstbewusste Frau ist, die sich ihrem schwächeren Partner nicht unterordnen wollte. Justine Triet thematisiert dies keineswegs explizit, dennoch stellt sich die Frage, wie anders dieses Verfahren vonstattenginge, wenn die Angeklagte keine Frau oder der Ankläger kein Mann wäre. Brunetti und der linke Terror Roman Der neue Venedig-Krimi von Donna Leon hat auch Bezüge zu einem dunklen Kapitel italienischer Geschichte. Commissario Guido Brunetti räumt zum Auftakt des neuen Venedig-Krimis von Donna Leon sein Bücherregal auf. So ist er halt, der liebenswerte Literaturliebhaber, der Fans in 31 Fällen ans Herz gewachsen ist. Auch der 32. Fall „Wie die Saat, so die Ernte“ ist wie der Besuch bei einem alten Freund. Es geht darin um einen lieben Kollegen, den Brunetti von einer völlig neuen Seite kennenlernt. Wie immer breitet Leon einen Teppich an Beziehungsnetzen, Venedig-Facetten und Befindlichkeiten aus, die das Morden fast in Vergessenheit geraten lassen. Bis ein Mann aus Sri Lanka tot im Wasser gefunden wird. Brunetti landet beim Stöbern in dessen Bücherregal unversehens in den 1980er Jahren, als Italien von einer Gewaltwelle linker Terroristen überzogen wurde. Dieses Mal wird kein typisch venezianisches Verbrechen aufgearbeitet. „Ich bin in die größere, italienische Welt eingetaucht“, sagt Donna Leon. Aber natürlich ist das typische Venedig wie immer zum Greifen nahe. Schließlich hat Leon Jahrzehnte in Venedig gelebt und kennt die Stadt wie ihre Westentasche. „Die Protagonisten haben ihre typische venezianische Art behalten“, sagt sie. Clevere Assistentin Brunetti mag den Verdächtigen, einen Adeligen, nicht. Wie so oft bringt die clevere Polizeiassistentin Paola Elettra das entscheidende Werkzeug ins Spiel. Mit Hilfe ihrer neuen Software kommt ein vor Jahrzehnten bestehendes Beziehungsgeflecht zwischen Personen ans Licht, die bei den Ermittlungen aufgetaucht sind. Inmitten des Geflechts steht eine Entführung aus den 1980er Jahren, das Opfer ist nie wieder aufgetaucht. Wie der Mann aus Sri Lanka in diese Gemengelage passt, entwirrt Brunetti in gewohnt eleganter Manier. Paola Elettra, die Brunetti mit messerscharfen Beobachtungen immer mal wieder in die Spur bringt, gehört in die Kategorie starke Frau. „Ich habe großen Spaß daran, starke Frauen um mich zu haben“, sagt Leon. Dass solche Frauen ihre Krimis bevölkern, sei jedoch ein unbewusster Prozess. „Ich fange nie mit einem Plan an nach dem Motto: Jetzt will ich mal soziale Ungerechtigkeit ange hen.“Auf die Frage, ob sie Guido Brunetti oder Paola Elettra mehr mag, zögert Donna Leon nicht: „Guido, eindeutig. Paola ist nicht so offensichtlich mitfühlend wie Guido. Ich mag seine menschliche Wärme.“ dpa Donna Leon: Wie die Saat, so die Ernte. 320 Seiten, Diogenes, 26 Euro. KULTURTIPP SWR-Sommerfestival in Stuttgart Das Pfingstwochenende steht im Zeichen des SWR Sommerfestivals. Von Freitag, 26. Mai, bis Pfingstmontag, 29. Mai, feiern der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg auf dem Schlossplatz in Stuttgart – tagsüber auf der Festivalmeile für die ganze Familie, abends mit Konzerten und Shows auf der Open-Air- Bühne vor dem Neuen Schloss. Geboten werden etwa Mitmachaktionen für jeden wie Moderationstesting, Tatort Game oder News-Reporter-Duell. Auszüge aus dem Programm der Shows und Konzerte: 26. Mai: SWR3 Open Air mit Felix Jaehn und Toby Romeo und anschließender Aftershow-Party im „Cube“. 27. Mai: Comedy Clash Promi Special, u.a. mit Markus Krebs und Atze Schröder. 28. Mai: SWR1 Pop & Poesie in Concert Premiere mit „Die 80er Show“. 29. Mai: SWR „Tatort – Vergebung“ Premiere. „Vier Tage Musik und Kultur, Aktionen und Gespräche, und das für alle Altersgruppen – wir sind da für die Menschen, die uns nutzen“, sagt Kai Gniffke, SWR Intendant und ARD Vorsitzender. dpa Auszeichnung für Mühe und Fitz Anna Maria Mühe und Florian David Fitz werden mit dem Bayerischen Filmpreis als beste Schauspieler ausgezeichnet. Mühe erhält den Preis für das Drama „Die Geschichte einer Familie“, Fitz für „Wochenendrebellen“ und „Oskars Kleid“. Die Preise werden am 16. Juni im Prinzregententheater in München verliehen und sind mit je 10 000 Euro dotiert. Foto: Henning Kaiser/dpa-mag 14 Kandidaten für Bachmann-Preis Klagenfurt. Andreas Stichmann geht nach 2012 zum zweiten Mal ins Rennen um den renommierten Bachmann-Preis. Der deutsche Schriftsteller, dessen Roman „Eine Liebe in Pjöngjang“ vergangenes Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, wurde am Mittwoch gemeinsam mit 13 anderen Autorinnen und Autoren als Teilnehmer des diesjährigen Wettlesens im österreichischen Klagenfurt präsentiert. Die Teilnehmer stellen ihre Texte vom 29. Juni bis 1. Juli vor; der nach der österreichischen Literatin Ingeborg Bachmann (1926- 1973) benannte Preis wird am 2. Juli verliehen. Neben Stichmann gehört Jacinta Nandi zu den bekannteren Namen im Teilnehmerfeld. Die Autorin veröffentlichte zuletzt den Band „50 Ways to Leave Your Ehemann“. Mit Deniz Utlu („Gegen Morgen“) steht auch ein Alfred-Döblin-Preisträger auf der Liste. Aus Österreich wurde neben anderen Robert Prosser eingeladen, der mit seinem Jugoslawien-Roman „Phantome“ 2017 ebenfalls auf der Longlist des Deutschen Buchpreises vertreten war. Auch zwei Lyriker aus Frankfurt stellen sich den Jurymitgliedern: Martin Piekar und Yevgeniy Breyger. dpa

Donnerstag, 25. Mai 2023 23 REGIONALSORT Kommentar Dominik Florian zu den Aussagen rund um das Saisonfinale FCH-Legende Marc Schnatterer (links Bild) schickte eine verbale Antwort auf die Provokationen von Jimmy Hartwig (Mitte). Auch Felix Magath (rechts) setzte vieles daran, um seinen Herzensverein aus Hamburg besser dastehen zu lassen. Fotos: Eibner/Sascha Walther/Marcel von Fehrn/Roger Buerke „Schnatti“ kontert Giftpfeile des HSV 2. Bundesliga Vor dem Saisonfinale schieben sich die Hamburger und der FCH den Druck gegenseitig zu. Dabei melden sich auch ehemalige Spieler zu Wort und schießen teilweise über das Ziel hinaus. Von Dominik Florian Der Countdown für das Saisonfinale läuft: An diesem Sonntag fällt die Entscheidung, ob der 1. FC Heidenheim direkt in die Bundesliga aufsteigt – oder doch der Hamburger SV. Der FCH hat vor dem Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg einen Punkt Vorsprung auf die Hamburger und damit den Aufstieg in der eigenen Hand. Deshalb ist klar: Der HSV muss gewinnen, der FCH aber auch. Mit dem Siegeszwang steigt der Druck und das lässt sich auch an den Aussagen der Beteiligten ablesen. Dabei beschäftigen sich die Akteure rund um den Hamburger SV deutlich intensiver mit einem Thema: Druck und wer wievel davon hat. Dabei melden sich auch ehemalige HSV-Granden zu Wort und befeuern die Diskussion. Auf einzelne Aussagen folgte eine Reaktion, auf die vielleicht bald die nächste folgt. Druck auch beim FCH ein Thema Beim FCH fiel das Thema Druck nach dem 1:0-Sieg gegen den SV Sandhausen nur am Rande. „Vor dem Spiel war schon etwas Druck drauf, das hat man in den ersten Minuten auch gesehen“, sagte Frank Schmidt nach dem Abpfiff. Doch auch bei den Heidenheimern findet das Thema, wenn es auch nicht immer ausgesprochen wird, bereits seit Monaten einen festen Platz in den Interviews und Pressekonferenzen. Seitdem sich abzeichnete, dass der FCH eine größere Rolle im Aufstiegsrennen spielen wird, kam ein Satz quasi gebetsmühlenartig über die Lippen von Spielern, Trainer und Vorstandschef: „Wir haben nichts zu verlieren.“ Häufig mit der Einleitung: „Wir wollen gewinnen, aber . . .“ und später dann „Natürlich wollen wir aufsteigen, aber . . .“. Und der FCH ist mit dieser Herangehensweise nach Außen und Innen gut gefahren und hat einen sportlichen Rekord nach dem anderen geknackt. Und so blieb FCH-Vorstandschef Holger Sandwald in der heißen Woche vor der Entscheidung seiner Linie treu. „Als wir 2014 in die Zweite Liga aufgestiegen sind, war die Bundesliga nur ein Traum, eine Wunschvorstellung“, sagte er der „Sportbild“ und schickte auch einige Worte an den Konkurrenten: „Wir haben gar nichts zu verlieren, da braucht sich der HSV keine Hoffnungen zu machen.“ Holger Sanwald Beim HSV scheint hingegen das Thema Druck und wie man diesen von sich schiebt im Interview-Coaching an erster Stelle gestanden zu haben. „Wir haben schon eine Portion Druck wieder rübergeschoben“, sagte der Hamburger Kapitän Sebastian Schonlau dem „NDR“. Sein Teamkollege Jonas Meffert ging nach dem Erfolg gegen die SpVgg Greuther Fürth auf Konfrontationskurs und schickte einige Nadelstiche in Richtung Ostalb. „Man hat gemerkt, dass das ein ziemlich krummes Ding war“, sagte er dem „Kicker“ über den 1:0-Sieg der Heidenheimer und wurde dann ziemlich deutlich: „Wir haben überhaupt nichts mehr zu verlieren, Heidenheim aber kann plötzlich wieder alles verlieren.“ Der Mittelfelder, der bereits mit den Hamburgern und mit Holstein Kiel in der Relegation gescheitert war, habe zwar Respekt, dass der FCH die Partie in der Situation gewonnen hat. „Ich weiß, wie schwer das ist, wenn man so viel zu verlieren hat wie Heidenheim“, merkte er an. Lieberknecht drückt die Daumen Die Hamburger Äußerungen in Richtung der Konkurrenz blieben rund um das vergangene Wochenende nicht ohne Reaktionen. Bereits vor dem Spieltag sprang Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht dem FCH zur Seite. „Ich wünsche Heidenheim und uns definitiv den Aufstieg“, sagte er bei der Spieltags-Pressekonferenz, mit dem Zusatz: „Der HSV hat extrem viel zu verlieren, und das wissen sie auch und lügen sich aber in die Tasche.“ Von den Worten seines Kollegen ließ sich HSV-Trainer Tim Walter – mal wieder – wenig beeindrucken und knüpfte nach der Partie gegen die Fürther an: „Wir haben unsere Hausaufgabe erledigt. Wir wollten Druck auf den Gegner um den Aufstieg ausüben, das haben wir damit getan“, sagte der Trainer der Hamburger. Die klare Botschaft: Druck aufbauen auf den FCH und das mit allen Mitteln. Wie auf Kommando lieferten auch einige ehemalige Spieler des HSV, die im Zuge des 40. Jahrestags des Finalsiegs im Europapokal der Landesmeister zu Wort kamen, ihren Redebeitrag zur Situation im Aufstiegsrennen ab. Der frühere Hamburger Keeper Ulli Stein glaubt an einen Stolperer der Heidenheimer. Seine Argumentation: Jahn Regensburg wird sich mit Anstand aus der 2. Bundesliga verabschieden wollen und dem FCH ein Bein stellen. „Deswegen glaube ich, dass Heidenheim dort nicht gewinnt“, wird Stein von der „Hamburger Morgenpost“ zitiert. Gleich mehrere Minuten lang sprach Felix Magath in der NDR- Sendung „Sportclub“ über die Chancen der beiden Aufstiegskonkurrenten – und das sehr einseitig. „Ich glaube, dass der HSV in Sandhausen gewinnt und der Jahn Regensburg gegen Heidenheim einen Punkt holt“, lautete seine Prognose. Dabei argumentierte er, dass der FCH ein strukturelles Problem im Spiel hätte, sich schwer täte, Chancen zu kreieren und schon mehrere Matchbälle vergeben hätte. Bei seinen Schlüssen bezog er sich aber vor allem auf die Heimpartie gegen den FC St. Pauli, die er selbst im Stadion verfolgt hatte. Jonas Meffert Man vernimmt immer mal wieder Provokationen aus Hamburg aber selten Respektvolles. FCH-Legende Marc Schnatter zu den Aussagen aus dem Umfeld des HSV Hartwig ätzt gegen den FCH Nicht ohne Antwort blieben die Worte vom früheren Mittelfeldspieler Jimmy Hartwig. Der 68-Jährige glaubt zwar, dass der FCH direkt aufsteigt, findet daran aber wenig Gefallen. „Heidenheim in der Bundesliga? Das ist doch lächerlich”, sagte er gegenüber der „Hamburger Morgenpost“. FCH-Legende Marc Schnatterer meldete sich daraufhin zunächst diplomatisch zu Wort. „Herr Hartwig hat sich gewiss große Verdienste für den HSV erworben. Aber vielleicht sollte er mal in Heidenheim vorbeischauen und sehen, wie dort gearbeitet wird. Dann würde er anders sprechen“, sagte der 37-Jährige ebenfalls der „Hamburger Morgenpost“, wurde dann aber auch deutlich: „Für mich sind solche Aussagen respektlos.“ Die Sticheleien aus dem Norden seien für „Schnatti“ aber nichts Neues. „Vielleicht ist genau das einer der Gründe, warum es nie mit dem Aufstieg geklappt hat. Dass beim HSV immer gedacht wird, er gehört einfach in die Bundesliga und die zweite Liga nie vollkommen angenommen wurde“, vermutete Schatterer und ordnete die Giftpfeile im Aufstiegsrennen ein: „Man vernimmt immer mal wieder Provokationen aus Hamburg, aber selten Respektvolles“, so der Offensivspieler. Das typische Säbelrasseln! Schafft der FCH tatsächlich den Aufstieg in die Bundesliga, oder jubelt am Ende doch der Hamburger SV? In den vergangenen Wochen gab es dazu an der Brenz wie an der Elbe viele Meinungen, die sich quasi im Wochentakt veränderten. Und jetzt, da das Aufstiegsrennen auf die Zielgerade einbiegt, hat eigentlich jeder etwas zum Ausgang des letzten Spieltags zu sagen. Politiker geben Tipps, „Edelfans“ fachsimpeln und Experten prognostizieren in beide Richtungen. Sie alle wollen mit aufs Bild. Klar ist: Es kann nicht jeder Recht haben mit seinen Voraussagen. Das muss auch nicht so sein. Es ist einfach nur das übliche Säbelrasseln, das sich Jahr für Jahr wiederholt. Und natürlich wollen auch einige Ex-Profis ein Stück vom Kuchen abhaben. Wie groß die Vereinsbrille der Hamburger Vereinsidole ist, lässt sich leicht mit einem Blick auf deren Auftreten am vergangenen Wochenende erkennen. So spazierten sie beim Heimspiel mit HSV- Schals um den Hals ins Stadion, ließen ein paar markige Worte ab und fühlten sich durch den Jubel der Fans selbst wieder als ein Teil des möglichen Erfolgs. Die Vereine selbst wünschen sich in diesen Tagen eigentlich nur Ruhe, und das, was nach außen gelangt, wird mit Kalkül in die Öffentlichkeit geschickt. Jedes Wort wird in dieser Phase auf die Goldwaage gelegt. Selbst, wenn das Gesprochene bereits Wochen oder Monate zurückliegt. Und das ist den Verantwortlichen voll und ganz bewusst. Wie war diese Aussage wohl gemeint, was hat dieser Blick bedeutet? Für die konkurrierenden Medien in Hamburg und darüber hinaus ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Jede Aussage eröffnet ein neues Thema, jede Replik schreibt dieses fort. Wie viel Sinn dahinter steckt, verschwimmt und ist schon am nächsten Tag nicht mehr relevant, weil sich schon der Nächste eine kernige Aussage am Mikrofon hat entlocken lassen. Und so wird es weitergehen, bis die Entscheidung in der 2. Bundesliga an diesem Sonntag fällt. Egal, was bis dahin noch gesprochen oder geschrieben wird, auf jeden Fall liegt mit seiner Aussage ein dabei vollkommen Unbeteiligter richtig. Und das ist Ex-Trainer Otto Rehhagel, der einst sagte: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“ Ähnlich gut hat es sein Berufskollege aus Heidenheim zuletzt getroffen: „Nicht reden, sondern machen“, empfahl Frank Schmidt. Genau das sollten seine Spieler noch einmal beherzigen, dann geht der große Traum vom Aufstieg in Erfüllung. Hillerschule ist Vizemeister Nach dem Gewinn des Landesfinales bei „Jugend trainiert für Olympia“ erhielt die Mädchen- Schwimmmannschaft der Hillerschule Steinheim eine Einladung zum Rhein-Main-Donau Cup in Bad Bergzabern. Bei diesem Wettkampf treffen sich die erstplatzierten Mannschaften aus Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden- Württemberg. Beim Rücken- und Brustschwimmen (50 m) sowie der Brust-Staffel (4x50 m) im Rebmeerbad hielten die Steinheimerinnen gut mit und boten der Mannschaft aus Bayern Paroli. Im Freistil (50 m) und der abschließenden Freistil-Staffel (6x50 m) schwammen die Mädchen aus Bayern aber davon und holten souverän den Titel. Platz zwei ist dennoch ein großer Erfolg für die Steinheimerinnen, die somit die zweitbeste Mädchenmannschaft im Wettkampf III/E in Süddeutschland sind. Bei der Siegerehrung bekamen Emma Angerer, Ida Baisch, Marie Durner, Belinay Ersan, Nelly Kramer, Nathalie Pohl, Alisha Sakacilar, Matea Vignola und Sophia Weigl Urkunde und Silbermedaille überreicht. Im Kader der Hillerschule-Mädchenmannschaft stand zudem noch Giulia Pfaff. Das erfolgreiche Team aus Steinheim: (von links) Marie Durner, Sophia Weigl, Nelly Kramer, Belinay Ersan, Matea Vignola, Alisha Sakacilar, Nathalie Pohl, Ida Baisch, Emma Angerer und Schwimmtrainer Wolfgang Erdt. Foto: Hillerschule Hammerwerfer im Sportpark Kürzlich fand im Heidenheimer Sparkassen-Sportpark die Regionalmeisterschaft im Hammerwurf statt. Bei den Jüngsten in der M 12 sicherte sich Jaron Scharf vom SV Dischingen Rang eins (13,12 m). Sein Vereinskamerad Linus Lämmle wurde Meister in der am stärksten besetzten M 13 (27,97 m). Paul Höbler vom LAT Schurwald trumpfte bei der M 15 mit 42,18 m auf. In der W 13 siegte Clara Fritze mit 24,40 m und in der W 14 Leni Mutschler mit 21,16 m (beide LG Filstal). Im zweiten Wettkampfteil hatten dann alle Teilnehmer mit Starkregen zu kämpfen. In der U 18 übertraf Max Schabel aus Dischingen mit 45,55 m deutlich die 40-m-Marke. Den Wettkampf der Männer gewann einmal mehr Michael Burger (SV Dischingen) mit 58,05 m. In der W 35 warf Kathrin Berse in ihrem ersten Wettkampf das 4 kg schwere Wurfgerät 19,85 m weit. Tobias Bühner (LG Staufen/ HSB) gewann die M 35 mit 29,87 m, Ralf Mutschler (LG Filstal) die M 45 mit 23,22 m. Peter Ruoff (TSG Schnaitheim) schleuderte das 6-kg-Gerät auf 31,39 m und bei den Senioren M 55 wurde Michael Bechler Regiomeister mit 27,45 m Regionalmeister. mb

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