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Heidenheimer Zeitung von 23.05.2023

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4 REPORTAGE Dienstag,

4 REPORTAGE Dienstag, 23. Mai 2023 Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Nähe von Bachmut ab. Foto: LIBKOS/ AP/dpa Hoffen auf einen Sinn Ukraine Um Bachmut tobt seit neun Monaten eine Zermürbungsschlacht. Die Stadt scheint weitgehend in russischer Hand. Doch die Kämpfe auf den Straßen gehen weiter. Für die Soldaten sind Tod und Wahnsinn Alltag geworden. Schweiger, ein deutscher Freiwilliger, hat überlebt. Von Dmytro Durnjew Er habe sich jedes Mal wie ein Astronaut gefühlt, der auf den Countdown wartet. „Vorher überlegen alle gründlich, was sie unbedingt mitnehmen müssen. Der Rucksack darf ja nicht zu schwer sein. Weil wir laufen müssen, unter MG- und Granatbeschuss.“ Für Schweiger und seine zehn Kameraden war schon der 500-Meter-Lauf bis zu dem Haus, das sie für die nächsten 24 Stunden zu verteidigen hatten, wie ein Sturmangriff unter feindlichem Beschuss. Schweiger (Name von der Redaktion geändert) lächelt. 74 Kilo habe er vor den Kämpfen um Bachmut gewogen, 67 Kilo hinterher, obwohl er dort angefangen habe, Süßigkeiten zu essen, auch im Gefecht. Adrenalin verbrenne alle Kalorien… Schweiger sitzt in der leeren Kantine seiner Einheit 200 Kilometer von Kiew entfernt und redet weiter. Er redet sich 53 Tage Bachmut von der Seele. Schweiger, 25, ist Freiwilliger einer Kompanie der ukrainischen Territorialverteidigung, die in Bachmut hohe Verluste erlitt. In der Donbass-Stadt toben seit neun Monaten Straßenkämpfe, die Militärexperten mit der Schlacht um Stalingrad vergleichen. Am Samstag verkündete Jewgenij Prigoschin, Boss der russischen Wagner-Söldner, die völlige Einnahme der zertrümmerten Stadt. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj widersprach. Im Weichbild der Stadt aber wird weiter erbittert gekämpft. Das Ringen der Soldaten gegen Tod und Wahnsinn ist chronisch geworden. Schweiger ist auch ein Codename. Das ist kein Zufall, denn der Kämpfer ist Deutscher, genauer Russlanddeutscher. Er stammt aus Köln, ist eine richtige Plaudertasche. Sein fröhlicher Blick bringt die Leute unwillkürlich zum Lächeln. Zuhause hat er als Tätowierer gearbeitet. „Das habe ich mir auf YouTube selbst beigebracht“. Zum Üben tätowierte er den halben Körper, auf seiner Schläfe prangt auf Englisch der Spruch „Jung sterben“. Warum er in der Ukraine ist? Schweiger sagt, er habe einen ukrainischen Großvater gehabt. Er sei kein Nationalist oder Rassist, er sei tolerant. „Aber wer gibt den Russen das Recht, dem Nachbarn einen Sack mit der eigenen Scheiße über den Kopf zu stülpen?“ Acht Wochen Infanterieausbildung, nur einmal Schießplatz, dann sofort Bachmut. Und ein Feind, der sein Kriegshandwerk versteht und besser bewaffnet ist. Aber Schweiger redet lieber von Adrenalin als von Angst. Nachts entdeckte er durchs Thermofernglas in 50 Metern Entfernung Russen, die sich zum Angriff sammeln. Er schoss einen nieder. „Gefühlt habe ich nichts, höchstens, dass ich etwas Nützliches getan habe.“ Krieg, merkte er, ist ein blutiges Spiel. Und er hatte Glück in diesem Spiel. Nach der Abwehr eines vierstündigen Sturmangriffs ruhten er und seine Kameraden sich aus. „Wir saßen auf dem Boden, ich in der Mitte, noch betäubt von der Schießerei. Ich wollte gerade aufstehen. In diesem Moment flog eine Granate in den Raum, riss die Tür aus den Angeln. Ich betastete mich, war heil geblieben.“ Aber die Kameraden lagen in ihrem Blut. Einen hat es am Arm, den anderen am Bein erwischt, beide keinen Meter von ihm entfernt. „Bachmut hat mich gelehrt, wie wichtig Glück im Krieg ist.“ Sein Kompaniechef, der anonym bleiben möchte, zieht andere Lehren: „Die Russen rennen auf deine Position, opfern Leute zu Hunderten, um jedes MG-Nest, jede Feuerstellung im Gebäude zu orten. Und dann schlägt ihre Artillerie zu, Munition haben sie ja genug.“ Schweiger und seine Kameraden filmten die Silhouetten der Feinde in den Fenstern der Häuser gegenüber, ebenso die großen Flammenzungen, die nachts festlich leuchtend vom Himmel glitten – russische Phosphorbomben, die über der Stadt explodierten. Die Russen, Söldner der gefürchteten Wagner-Truppe, spielten überlaut das Lied „Blutgruppe“ des sowjetischen Rockmusikers Viktor Zoj. Es ist eigentlich ein Antikriegslied: „Ich will niemandem den Fuß auf die Brust stellen, ich möchte bei dir bleiben.“ Doch was macht das schon. Schweiger, 25, ist ein Freiwilliger aus Deutschland in einer Kompanie der ukrainischen Territorialverteidigung in Bachmut. Foto: Dmytro Durnjew Je länger die Schlacht dauert, desto mehr wird Bachmut zum Irrenhaus. Diese Söldner preschten auch tolldreist wie die War Boys in Mad Max-Filmen auf Pick-ups durchs ukrainische Schussfeld. Laut Schweiger waren es erfahrene Kämpfer. Im Treppenhaus versuchen sie wie beim Billard über Stahlbetonwände als Bande, die Kugeln ins Zimmer zu schießen. Häuserkampf in Plattenbauten. Durchs Vorderfenster schießt der Feind, durchs Hinterfenster sieht man Zivilisten, deren Psyche durch die nicht endenden Kämpfe angeknackst ist, ihre Hunde ausführen. Je länger die Schlacht dauert, desto mehr wird Bachmut zum Irrenhaus. Am besten feuere man aus dem dunklen Korridor durch das Fenster, sagt Schweigers Kommandeur. „Wie viele Jungs haben wir verloren, weil sie sich zu weit vorgewagt haben, weil sie das Gefühl der Unsterblichkeit gepackt hat.“ Andere Kämpfer blieben von einer Sekunde auf die andere plötzlich sitzen, mit den Armen über dem Kopf, wie gelähmt… „Stupor“, die völlige körperliche und geistige Regungslosigkeit. „Die musst du anbrüllen, das hilft meistens“, erklärt Schweiger. Mehrfach sei über Funk gemeldet worden, die letzte freie Straße aus Bachmut sei geschlossen, erklärt der Kommandeur. Das hieß: Einkesselung. „Dann ging die Moral richtig in den Keller.“ Zwischenzeitlich haben die Ukrainer ihre Nachschubwege freigekämpft. Aber in der Stadt hängt immer wieder das Gefühl, eingekreist zu sein, über den Kämpfern. Schweiger erzählt, die Russen hätten ihre Schichtwechsel oft mit Trommelfeuer verhindert und sie so gezwungen, drei oder vier Tage ganz vorne auszuharren. Das Schlimmste sei gewesen, wenn man Verwundete nicht durch 500 Meter Niemandsland schaffen konnte, weil kein Panzertransportwagen da war. „Einer von uns hat vier Stunden lang mit zerrissener Leber auf seine Bergung warten müssen.“ Der Kompaniechef erzählt, seine Leute seien im Niemandsland zu russischen Fahrzeugen gekrochen, die unter Beschuss liegen geblieben waren, und hätten sie repariert. Dank solcher Tollkühnheit besaß die Einheit schließlich eine gepanzerte Motolyga-Zugmaschine und einen Schützenpanzer, auch um Verletzte bergen zu können. Die Soldaten kämpften 24 Stunden an vorderster Front, danach konnten sie 48 Stunden in den Stellungen dahinter ausruhen. „Aber am Ende hatten wir keine Leute mehr“, sagt Schweiger. „Du bist gerade abgelöst worden, hast nicht mal geduscht und denkst: Wer, wenn nicht du, geht jetzt wieder raus?“ Das sei schon demoralisierend gewesen. Schweigers Kommandeur sagt, er verstehe die Offiziere, die sich die Namen ihrer Soldaten erst gar nicht mehr merken wollten. Wie viele Jungs habe man verloren, weil es an Panzerwagen, an Kampfdrohnen, an Artilleriegeschossen mangelte! Und an Erfahrung. Wenn man die Leute doch wenigstens eine Woche in den verlassenen Häusern der Nachbarstädte Slawjansk oder Kramatorsk im Häuserkampf ausgebildet hätte! Bachmut dürfte als Zermürbungsschlacht mit Zehntausenden Opfern in die Geschichte eingehen. Eine kriegsentscheidende Wichtigkeit besitzt das Gemetzel nicht. Die Schlacht ist eine Kleinversion des unentschiedenen Blutbads von Verdun 1916. Schneiders Kommandeur aber hofft doch auf Sinn. „Unsere Verluste sind nur dann gerechtfertigt, wenn wir irgendwo andere Einheiten formieren und trainieren, an Waffen, die wir hier nie gesehen haben, und mit denen die Russen zerschlagen werden!“ Auch der Kommandeur will sich die Schlacht von der Seele reden. Bachmut habe ihn verändert und seine Leute. „Viele sind keine Menschen mehr. Schweiger nicht, ich auch nicht. Nach Bachmut kann ich keine Tränen mehr über einen sentimentalen Film vergießen.“ Viele sind keine Menschen mehr. Schweiger nicht, ich auch nicht. Schweiger jedoch betont, Krieg mache ihm Spaß. „Laufen, springen, aus einem automatischen Granatwerfer schießen, neue Ausrüstung kaufen.“ In Bachmut hat er elf Feinde getötet, ist auch bei der Bergung der Verletzten immer wieder vorausgegangen. Schweiger hat das Zeug zu dem, was man einen Helden nennt. „Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, irgendwann wieder Tattoos zu stechen“. Aber Bachmut, der Tod enger Kameraden, hat auch unsichtbare Wunden gerissen. Er verspüre jetzt eine Abneigung gegen die Menschen, sagt Schweiger. „Früher fand ich es interessant, neue Leute kennenzulernen. Aber wozu? Das Leben eines Menschen ist nicht mehr wert als eine Kalaschnikow-Kugel“. Schweiger sagt, er sehe jetzt im Traum seine Angehörigen oft tot. Und Kiew mit seinen vergnügten Frühlingsspaziergängern ertrage er nicht mehr. „Unter ihren Füßen sehe ich unsere toten Jungs liegen“, sagt auch sein Kommandeur. Aber dann kommt Tofik an den Tisch, ein beleibter Krieger aus Winnyzja. Tofik scheint immer gut gelaunt zu sein, obwohl sein Arm vergangenes Jahr zerfetzt wurde, als er eingekreist war und vergeblich versuchte, sich in die Luft zu jagen. „Wir leben in einer fantastischen Zeit“, ruft er. „Wir dürfen Moskowiter abmurksen und kriegen auch noch Geld dafür.“ Auch der gerechteste Krieg gebiert grausamen, unkorrekten Humor.

5 SÜDWESTUMSCHAU Dienstag, 23. Mai 2023 Wohin mit den Flüchtlingen? Kommunen Der Zustrom Hilfesuchender nach Baden-Württemberg nimmt deutlich zu. Die Suche nach Unterkünften gestaltet sich schwierig und wird begleitet von Pannen und Protesten. Von Theo Westermann Die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Sigmaringen: Auch hier sind die Möglichkeiten zur Unterbringung neuer Flüchtlinge begrenzt. Allein im April dieses Jahres kamen rund 2200 Asylantragsteller nach Baden-Württemberg, eine Steigerung zum selben Vorjahresmonat um das Doppelte. Die meisten kamen aus Syrien (27 Prozent), der Türkei (21 Prozent), Afghanistan (11 Prozent) und Georgien (7,5 Prozent). Seit Kriegsausbruch hat das Land zudem 160 000 Ukrainer aufgenommen, allein 2022 waren zudem rund 28 000 Asylbewerber ins Land gekommen. Die Unterbringung der Flüchtlinge wirft viele Probleme auf. Auch im Landkreis Ludwigsburg weiß man nicht mehr, wo man die Flüchtlinge unterbringen soll. Ende 2022 hatte der Bund dem Kreis ein 6000 Quadratmeter großes Grundstück in Ludwigsburg angeboten – ein Besichtigungstermin im Februar dieses Jahres scheiterte aber daran, dass der zuständige Mitarbeiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben“ (BIMA) keinen Schlüssel hatte. Der Landrat Dietmar Allgaier (CDU) schrieb darauf an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), dass „zwischen den Ankündigungen des Bundes, zügig und unkompliziert zu helfen, und der tatsächlich geleisteten Unterstützung Welten liegen“. Ein Abteilungsleiter brachte daraufhin im Namen der Ministerin hinsichtlich Kommunikation und Ablauf des Verfahrens sein Bedauern zum Ausdruck. Das Grundstück und die Gebäude konnten inzwischen auch besichtigt werden. „Da nach Auskunft der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben lediglich eine Nutzungsdauer von zwei Jahren möglich wäre, wurde von weiteren Planungen Abstand genommen“, teilt der Landkreis mit. Schließlich müssten für die Flüchtlingsunterbringung neue Gebäude errichtet werden. „Dafür sind zwei Jahre zu wenig.“ Ein anderes Beispiel: Ende März 2023 verschickte der Bund eine Liste von Immobilien, sie beinhaltete 80 Wohnungen in Stuttgart. Das Land überprüfte diese Liste. Jede zweite aufgeführte Wohnung habe es gar nicht gegeben, sagt Siegfried Lorek (CDU), Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im baden-württembergischen Justiz- und Migrationsministerium. Übrig blieben 37 Wohnungen, davon sind zwei vermietet. Die anderen müssten noch aufwendig saniert werden. Im Nachgang zum jüngsten Migrationsgipfel, bei dem sich die Länder mit dem Bund um mehr Geld für die Flüchtlingsaufnahme stritten, betont Lorek: „Geld ist wichtig, aber die Flüchtlingszahlen müssen dringend gesenkt werden.“ Es könne nicht sein, dass man sich auf November vertage. „Wir brauchen nachhaltige Beschlüsse, es geht um Steuern, Ordnen und Begrenzen.“ Täglich kämen im Schnitt 150 bis 250 Flüchtlinge in Baden-Württemberg an. Aktuell werden deshalb Standorte in Böblingen, Bruchsal, Ludwigsburg und Waldkirch als mögliche weitere Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEA) oder Erstaufnahmeeinrichtungen (EA) geprüft. Für ein Areal im Eigentum des Landkreises Böblingen erstellt der Landesbetrieb Vermögen und Bau gerade ein Grobkonzept für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft. Kommunalpolitiker würden das Gelände aber gerne anderweitig nutzen. In Ludwigsburg geht es um ein unbebautes Landesgrundstück, heftiger Widerstand regt sich jedoch in den anliegenden Gemeinden Tamm und „Die Verfahren entlasten“ Auch Georgien und Moldawien sollen zu sogenannten sicheren Herkunftsländern erklärt werden. Bei solchen Staaten nimmt der Gesetzgeber an, dass dort keine politische Verfolgung stattfindet – Asylanträge werden deshalb in der Regel abgelehnt, Zuwanderer können leichter abgeschoben werden. Zwar stellen Georgien und Moldawien zusammen nur rund zehn Prozent der ankommenden Flüchtlinge im Südwesten. „Aber alles, was dazu beiträgt, die Verfahren zu entlasten, hilft“, sagt der Staatssekretär Siegfried Lorek und fügt einen weiteren Aspekt hinzu: „Wenn wir schnelle Rückführungen haben, spricht es sich dort schnell herum, dass es sich nicht lohnt, nach Deutschland zu kommen.“ Asperg. In Bruchsal laufen aktuell Abstimmungen mit der Stadt zur interimsweisen Nutzung der ehemaligen Landesfeuerwehrschule für die Flüchtlingsunterbringung. In Waldkirch wird die Anmietung der ehemaligen Herz- Kreislauf-Klinik geprüft. In Pforzheim hat sich der Gemeinderat gegen einen LEA-Standort ausgesprochen, der vom Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) vorgeschlagen worden war. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat kürzlich deutlich gemacht, dass das Land notfalls auch gegen den Willen der Kommunen Standorte einrichten könnte. Außerdem tickt die Uhr: In Ellwangen muss die LEA Ende 2025 aufgegeben werden. Bis spätestens 2026 will auch Sigmaringen keine Aufnahmestelle mehr haben. „Wir brauchen Landeserstaufnahme-Kapazitäten. Wir haben als Land keinen Einfluss auf die Höhe des Zugangs, den Zugang kann nur der Bund steuern“, betont Lorek. Dass die LEA-Standorte im Land einzelne Vorteile haben, wie etwa garantierte Obergrenze der Aufzunehmenden oder Kostenübernahme für Kinderbetreuung, verstimmt Kommunalpolitiker andernorts. Denn dieses „LEA- Privileg“ bedeutet Mehrbelastung für andere Kommunen, die ihrerseits massiv wegen der Anschluss-Unterbringung unter Druck stehen. Die „Durchführungsverordnung für das Flüchtlingsaufnahmegesetz“ soll nun nachgeschärft werden, kündigte Lorek an. Die Expertise im Ministerium für den Umgang mit großen Zahlen ist vorhanden: Neuer Leiter des Referats Flüchtlingserstaufnahme ist Markus Rothfuß, bisheriger Leiter des Ankunftszentrums für Flüchtlinge in Heidelberg. Viele Flüchtlinge kommen aktuell auch aus Italien. Das Land nimmt umgekehrt zur Zeit keine Flüchtlinge von Deutschland zurück, wozu es im Sinne des Dublin-Abkommens verpflichtet wäre. Damit addieren sich die Zahlen im Südwesten weiter auf. Zumal die „Rücküberstellungsfrist“ bei sechs Monaten liegt, danach können Betroffene nicht mehr zurückgeschickt werden. Südwest-CDU fordert zusätzliche Mittel für Kitas Bildung Landespartei für verbindliche Sprachförderung und Wiedereinstiegsprämie für ehemalige Erzieherinnen. FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Superschnelle Computer entstehen Forschung Die Universität Stuttgart will Rechner mit deutlich höherer Kapazität zur Verarbeitung von Informationen bauen. Unser Projekt zielt darauf ab, die Algorithmen schnell ablaufen zu lassen. Tilman Pfau Projektkoordinator Stuttgart. Eine Forschergruppe der Universität Stuttgart will bis 2025 einen neuartigen, sehr schnellen Quantencomputer bauen. Im Gegensatz zu den bekannten Rechnern von Unternehmen wie IBM oder Microsoft arbeite der neue Quantencomputer mit einzelnen Atomen, die man mit Laserlicht kontrollieren könne, sagte Tilman Pfau, der Koordinator des Projekts „QRydDemo“. „Unser Projekt zielt darauf ab, die Quanteninformation sehr schnell zu verarbeiten und die Algorithmen schnell ablaufen zu lassen.“ Das Vorhaben startete den Angaben zufolge vor mehr als zwei Jahren und läuft bis zum 31. Januar 2025. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es mit rund neun Millionen Euro. Projektpartner sind die Universität Stuttgart, die Universität Ulm und das Unternehmen Toptica Photonics. Quantencomputer können sehr viel schneller rechnen als herkömmliche Computer. Dahinter können unterschiedliche Technologien stecken. Derzeit wird daran geforscht, welche Technologie besonders geeignet ist. Die nach aktuellem Wissensstand aussichtsreichsten physikalischen Systeme seien Supraleiter, Ionenfallen und Atomfallen für neutrale Atome, heißt es vonseiten des Projekts „QRydDemo“. Das Projekt arbeitet auf einer sogenannten Neutralatom-Plattform. Die Grundbausteine eines Quantencomputers bilden laut Florian Meinert, einem der leitenden Forscher des Projekts, die sogenannten Qubits. Das Projekt in Stuttgart strebe einen Quantencomputer mit 500 Qubits an, erklärte er. „Aktuell können wir ein paar Dutzend machen, aber die prinzipiellen Methoden, die wir anwenden, sind relativ leicht zu skalieren.“dpa Stuttgart. Die CDU Baden-Württemberg fordert höhere Investitionen in die frühkindliche Bildung bis zum Beginn der Grundschule. „Im Bildungsbereich müssen bis zum Jahr 2026 zusätzliche Mittel in die frühkindliche Bildung fließen“, heißt es in einem Positionspapier, das der CDU- Landesvorstand am Montag beschlossen hat. Damit solle sichergestellt werden, dass die frühkindliche Bildung „als vorrangige bildungspolitische Aufgabe behandelt wird“, heißt es in dem Beschluss weiter. Trotz enormer Anstrengungen sei festzustellen, dass die frühkindliche Bildung „unter massivem Druck“ stehe. So könnten Kita-Plätze teils nicht angeboten werden, teils nicht im nachgefragten Zeitumfang. Zugleich seien die Erzieherinnen und Erzieher durch die dünne Personaldecke sehr belastet. In dem Papier fordert die CDU auch eine Fachkräfte-Offensive. Sie bringt zudem eine einmalige Wiedereinstiegs-Prämie für Erzieherinnen und Erzieher ins Spiel, die ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ferner dringt die CDU auf eine Änderung des Schulgesetzes, um die Sprachkompetenz zu Schulbeginn sicherzustellen. „Auch vor diesem Hintergrund muss ein Kind bei verzögerter Sprachentwicklung und bei der Feststellung eines ausgeprägten Sprachförderbedarfs in Sprachtests für Vierjährige eine verbindliche Sprachförderungsmaßnahme in Anspruch nehmen“, heißt es in dem Papier. Deshalb soll das Schulgesetz im Land geändert und für Kinder mit entsprechendem Förderbedarf die Schulpflicht – wie in Hamburg – ein Jahr vor dem eigentlichen Schuleintritt eingeführt werden. Nach Abschluss der Förderung solle ein erneuter Sprachentwicklungstest stattfinden. Je nach Abschneiden seien weitere Fördermaßnahmen und gegebenenfalls auch eine Rückstellung der Regeleinschulung um ein Jahr verbindlich anzuordnen. „Politik heißt vor allem, Prioritäten zu setzen – unsere Priorität liegt ganz klar auf unseren Jüngsten. Es ist unglaublich wichtig, dass der Grundstein richtig gelegt wird, darauf wird später erfolgreich aufgebaut“, sagte CDU- Landeschef Thomas Strobl. Gerade die Sprache sei der Schlüssel zur Bildung. CDU-Generalsekretärin Isabell Huber sagte, zentral für die Entwicklung der Kinder bleibe die Erziehung durch die Eltern. Ergänzend dazu müsse die Politik alles tun, was möglich sei. Roland Muschel Seit zwei Jahren wird in Stuttgart an einem Quantencomputer geforscht. Foto: dpa ZAHL DES TAGES 15 Kilometer Stau gab es nach dem Zusammenstoß zweier Lastwagen auf der Autobahn 5 nahe Hartheim am Rhein (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, war die Autobahn in Richtung Süden am Montagmorgen drei Stunden lang voll gesperrt. Einer der Lkw hatte leicht entzündliches Gefahrgut geladen. dpa 169 Fahrzeuge mit illegalen Umbauten Unglück Brand Urlauberin ertrinkt im See Friedrichshafen. Das Polizeipräsidium Ravensburg hat rund um die Tuningmesse in Friedrichhafen Fahrzeuge kontrolliert. Rund 96 000 Tuning-Interessierte besuchten die Messe. Nach Angaben des Innenministeriums wurden am Wochenende 453 Fahrzeuge kontrolliert. Dabei wurden an 169 Autos illegale Umbauten festgestellt. An 47 Autos waren die Veränderungen so gravierend, dass die Weiterfahrt untersagt werden musste. 33 Autos wurden sichergestellt. Weiter waren 743 Fahrer zu schnell oder fuhren zu dicht auf. Die Polizei sprach 18 Fahrverbote aus.swp FOTO: CAROLINE SEIDEL/DPA Eine Polizistin kontrolliert die Reifen bei einem getunten Auto. Meersburg. Eine 85 Jahre alte Urlauberin ist am Montag im Bodensee ertrunken. Wie die Polizei mitteilte, machte sich die Vermieterin ihrer Ferienpension Sorgen, als die Frau aus Bonn nicht vom Schwimmen zurückkehrte. Wasserschutzpolizei, DLRG und ein Rettungshubschrauber nahmen die Suche auf und fanden die Vermisste vor Meersburg leblos in zwei Meter Tiefe. Trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen kam jede Hilfe zu spät. Das Wasser hatte 12 Grad. dpa Staatsschutz ermittelt Stuttgart. Nach der mutmaßlichen Brandstiftung in einem türkischen Reisebüro in Stuttgart hat die Polizei eine Ermittlungsgruppe gegründet. Es gebe weiterhin keine konkreten Erkenntnisse zu Tätern oder Motiven, hieß es. Da ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne, wurde der Fall an das Dezernat für Staatsschutz beim Polizeipräsidium Stuttgart übergeben. Das Reisebüro liegt in Stuttgart in einem bekannten türkischen Viertel rund um eine Moschee. dpa

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