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Heidenheimer Zeitung von 22.05.2023

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8 HEIDENHEIM Montag, 22.

8 HEIDENHEIM Montag, 22. Mai 2023 Alles und nichts, niemand und alle Kultur Es war einmal im 21. Jahrhundert: Mozarts Oper „Don Giovanni“ wurde als zeitgemäßer Krimi live aus der Met in New York ins Heidenheimer Kino-Center übertragen. Von Manfred F. Kubiak Don Giovanni‘ von Mozart“, pflegte Gioachino Rossini zu antworten, wenn er gefragt wurde, welche seiner Opern er für die beste halte. Was Rossini an „Don Giovanni“ besonders gefallen haben könnte, sind die Parallelen zwischen dem Titelhelden und ihm selber, die Ähnlichkeiten zweier Charaktere, die ahnen, dass Zeiten ins Haus stehen, die ihnen nicht gefallen könnten. Und während Don Giovanni ja auch deshalb bis zuletzt aufbegehrt, weil er spürt, dass einer wie er höchstens noch im Theater geduldet werden wird, spürte Rossini insbesondere die Kunstfeindlichkeit des frühindustriellen Zeitalters, der einer wie er allenfalls in die Küche entkommen konnte. Alte Seiten, neue Seiten Wolfgang Amadeus Mozarts chef d‘œuvre erzählt vor allem anderen bekanntlich dreierlei: die Geschichte eines verlöschenden Mythos, die eines Freigeistes, der sich, obwohl er weiß, dass er keine Chance hat, mit allen Fasern seines Geistes und Körpers gegen die kalt um sich greifenden Arme der sich am Horizont und in seinem Umfeld schon aufbauenden Bourgeoisie wehrt – und schließlich auch die eines verlebten Lebemannes und Verführers, der seine Aura verloren hat. Wenn man Glück hat, erwischt man an guten Tagen in dieser Oper einen Titelhelden, der mehr als nur eine dieser Facetten seiner Figur stimmlich und in der Darstellung über die Rampe bringt. Und wenn man noch mehr Glück hat, kümmert sich auch die Regie nicht nur um eine Seite des Ganzen. Oder sie bringt ganz einfach eine ganz andere ins Spiel. So, wie der Belgier Ivo van Hove an der Metropolitan Opera in New York, wobei man am Samstag auch in Heidenheim live dabei sein konnte, als „Don Giovanni“ diesmal dem unverklärt kalten Blick des 21. Jahrhunderts ausgesetzt wurde. Ungeschminkter Hass auf dem Maskenfest des Titelhelden: Mozarts „Don Giovanni“ in New York. Hier und heute Funktioniert das? Nun, ja. Doch. Als Krimi auf jeden Fall. Der ist spannend, zumal Ivo van Hove Personenführung kann und die verschiedenen Konstellationen, in und mit denen sich die Protagonisten begegnen, oft wesentlich dichter gestaltet, als man das in der Regel zu sehen bekommt. Seine Geschichte bleibt dennoch relativ eindimensional. Was sie ja, so wunderlich das klingen mag, wenn man sie ins Hier und Heute holt, ins Zeitalter, das nach eindeutige Bekenntnissen verlangt und Betrachtungen von mehreren Warten aus als pures Gift betrachtet, auch konsequent bleiben muss. Vom durchaus vielschichtigen Titelheld bleibt so ein erbarmungsloser Frauenschänder übrig, bei dem wir erst gar nicht nach Gründen suchen, warum wir ihn zwischendurch auch mal sympathisch finden könnten. „Puzzlestadt“ und „Frankenplüsch“ Freizeit Der „MakerRoom“ der Computerspielschule bietet die Möglichkeit, kreativ zu werden. Der „MakerRoom“ ist ein offenes Angebot der Computerspielschule Heidenheim, in dem Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, an verschiedenen kreativen Projekten teilzunehmen oder selbständig an eigenen Ideen zu arbeiten. Eine eigene Puzzlestadt aus dem 3D-Drucker oder ein modifiziertes Plüschtier à la Frankenstein sind nur zwei der vielen Möglichkeiten, die sich den Kindern und Jugendlichen im „MakerRoom“ jeden Mittwoch bieten. Zwischen 14 und 17 Uhr darf designed, gestaltet und mit Filz und Faden Hand angelegt werden. Betreut wird das Angebot vom Bundesfreiwilligendienstleistenden des Medienzentrums Luca. „Die Kinder können und sollen sich kreativ austoben, um dann ihre eigenen Stärken zu finden“, sagt Luca über die Idee hinter dem Angebot. „Das fördert auch den Umgang mit digitalen Medien.“ Puzzlestadt Heidenheim In der Software „TinkerCAD“ gestalten die Kinder und Jugendlichen ihr eigenes Puzzleteil. Auf dieser Grundfläche können sie Häuser, Bäume, Hochhäuser oder Straßen modellieren und dann ausdrucken. Mozart und Moral Folgerichtig schießt Don Giovanni bei Ivo van Hove den wehrlosen Komtur auch gleich über den Haufen. Der Rest ist dann gleichsam saubere Detektivarbeit und den Wüstling trifft die volle Härte des moralischen Siegers. Wenn da nicht das lakonische Sextett nach der Höllenfahrt des Don G. wäre, bei dem man sich auch diesmal nicht des Eindrucks erwehren kann, dass die Musik Mozarts sich einfach nur lustig macht über das, was wir Betrachter eben erlebt oder glaubten, erlebt zu haben . . . Womit wir an dem Punkt angelangt wären, auf den Mozart in seinen Opern und in seiner Musik immer wieder zu sprechen kommt. Dass nämlich niemand, wirklich niemand die Moral für sich gepachtet hat. Und es ereignet sich deshalb an diesem Nachmittag in New York und an diesem Abend im Heidenheimer Kino-Center einmal mehr das besondere Wunder der Oper, das darin besteht, dass man nicht unbedingt das hört, was man sieht. Da es meist der erste Kontakt mit 3D-Druck ist, bekommen Teilnehmende eine kleine Einführung in die Software. Der Fokus liegt bei der Puzzlestadt vor allem auf dem Umgang mit der 3D-Software und dem räumlichen Denken. Ein „Frankenplüsch“ ist ein außergewöhnlicher Teddy. Die Augen leuchten in Rot, die Knopfaugen werden durch Filzaugen aus dem Lasercutter ausgetauscht, oder eine gruselige Augenklappe wird angenäht. Das Hauptaugenmerk ist der kreative Umgang mit Lasercutter, Stoff und Filz. Vorkenntnisse im Umgang mit Nähwerkzeug sind nicht erforderlich. Und dass das gar nicht einmal so schlimm sein muss, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat. Auf der Achterbahn Im Gegenteil. Denn während wir auf der Bühne spannend und inszenatorisch konsequent auf einer klaren, geraden Linie unterhalten werden, tobt aus dem Orchestergraben die ganze, nie endgültig zu fassende, verwirrende Ambivalenz dieser Geschichte, fahren die Gefühle Achterbahn, wird uns heiß und kalt und wieder heiß, werden wir zu Mitwissern und Komplizen, sehen Tränen fließen und lachen doch im nächsten Augenblick, verstehen alles und nichts, niemand und alle. Und die französische Dirigentin Nathalie Stutzmann webt das alles mit dem blendend aufspielenden Met-Orchester so dicht und hält es, dabei immer wieder dynamisch erstaunlich feinmaschig, in dem für diese Oper so Die Teilnahme ist kostenlos und die selbstgestalteten Objekte können mit nach Hause genommen werden. Die Computerspielschule ist eine Kooperation zwischen der Stadtbibliothek Heidenheim und dem Medienzentrum des Landkreises. Das offene Angebot bietet allen Interessieren die Möglichkeit spielerisch, kreativ und innovativ tätig zu werden. Die Computerspielschule lädt jeden Freitag an Schultagen zwischen 14 und 17 Uhr ein. Der „Maker- Room“ hat jeden Mittwoch an Schultagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Kreismedienzentrum Foto: Karen Almond wichtigen beständigen Fluss, wie man es sich besser nicht wünschen könnte. Das ist so gut, dass man schon jetzt kaum die Antwort auf die Frage erwarten kann, was wohl Nathalie Stutzmann an selber Stelle in vierzehn Tagen mit der „Zauberflöte“ anfangen wird. Gesungen wird in New York durchweg auf eklatant hohem bis allerhöchstem Niveau. Und Peter Matteis Don Giovanni klingt in allen Äußerungen ganz genau so, als sei zu singen, was man zu sagen hat, das Natürlichste auf der Welt. Die „Zauberflöte“ ziert den Schluss Die letzte Vorstellung des Met-Kinos in der Saison 2022/23 beginnt im Heidenheimer Kino-Center am Samstag, 3. Juni, um 19 Uhr. Auf dem Programm steht dann Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“. Im „MakerRoom“ können unter anderem außergewöhnliche Teddys gebastelt werden. Foto: Kreismedienzentrum FOTO: PFEIFFENBERGER Persönliches Pfeiffenberger feiert den 90. Geburtstag Helmut G. Pfeiffenberger, ehemaliger geschäftsleitender Sparkassendirektor der Kreissparkasse Heidenheim, hat gestern seinen 90. Geburtstag gefeiert. Nach seiner Lehre als Bankkaufmann bei der Kreissparkasse, sammelte er als Sparkassenbetriebswirt unter anderem Berufserfahrung beim Württembergischen Sparkassen- und Giroverband, bei der Öffentlichen Bausparkasse Württemberg sowie als Verbandsprüfer und Prüfungsleiter bei der Schwäbischen Treuhand AG. 1964 wurde Pfeiffenberger zum stellvertretenden Leiter der Kreissparkasse berufen, 1966 geschäftsleitender Sparkassendirektor. Nahezu 32 Jahre lang stand der Jubilar an der Spitze des Geldinstituts. In dieser Zeit hat er die Kreissparkasse maßgeblich mitgeprägt. Zudem war der gebürtige Schnaitheimer Mitglied in den Aufsichtsräten der frühen GBH sowie der Kreisbau Giengen und darüber hinaus in vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten engagiert. Auch die Förderung von kulturellen, sozialen und sportlichen Initiativen waren ihm ein großes Anliegen. In jungen Jahren war er aktives Mitglied der Geräteturner der TSG Schnaitheim. Im Verlauf erhielt er für sein Engagement für den Sport die „Goldene Münze“ seitens der Stadt Heidenheim. Sein erfolgreiches Wirken in zahlreichen Gremien der Sparkassenorganisation war unter anderem gekennzeichnet durch seine Funktion als stellvertretender Landesobmann, Vorsitzender des Sparkassenbezirks Oberland, Mitglied im Vorstand des Württembergischen Sparkassen- und Giroverbandes sowie als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Sparkassen-Versicherung AG Stuttgart. Er erhielt für sein Schaffen die „Große Baden-Württembergische Sparkassenmedaille“ in Gold. Kreissparkasse Wasserweg mit Albguide Mergelstetten. Am Freitag, 26. Mai, kann man Albguide Ingeborg Schestag auf einer Führung entlang des Mergelstetter Wasserwegs, im Rahmen der europäischen Geoparkwochen, begleiten. Mergelstetten ist die wasserreichste Gemarkung in Heidenheim. Von hier aus wird ein Teil der Stadt mit Trinkwasser bester Qualität versorgt. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Brunnenmühlquelle an der Paul-Hartmann- Straße. Von dort aus führt die Tour entlang den Quellen, Bächen, der Brenz und später durch den Wald mit schönen Ausblicken. Tickets und nähere Informationen zur kostenpflichtigen rund zweistündigen Tour gibt es unter Tel. 07321.3274915 oder www.tourismus-heidenheim.de/ online-shop. Besuch in Berlin: Bundespolitik aus der Nähe erlebt Eine Gruppe politisch Interessierter hatte auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Leni Breymaier jüngst die Gelegenheit, die Berliner Politik aus der Nähe zu erleben. In vier Tage erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel über den parlamentarischen Betrieb, die Kultur und Historie der Hauptstadt. Außerdem diskutierten sie mit der Abgeordneten unter anderem über die steigenden Energiepreise, die Rente und die Wahlrechtsreform. Foto: Büro Breymaier Fachtag Hospiz: Vergeben heißt nicht vergessen Bereits zum vierten Mal fand in Heidenheim der Fachtag für Hospiz- und Palliativversorgung unter gemeinsamer Leitung des Heidenheimer Hospiz Barbara und der Diakonie statt, dieses Jahr zum Thema „Vergebung und Versöhnung am Lebensende“. Hospizleiterin Valerie Koch spricht von der „Sehnsucht nach Vergebung am Lebensende“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung wurden in mehreren Vorträgen von den beiden Hauptreferentinnen Rosemarie Maier und Petra Mayer an das Thema herangeführt. Vergebung und auch das damit zusammenhängende Schulderleben sei individuell. Jeder Mensch erfährt inder Regel Verletzungen. „Wir entscheiden selbst, wie sehr wir verletzt werden und was wir vergeben müssen“, sagt Rosemarie Maier. Vergeben heißt aber nicht gleichzeitig Vergessen, es handelt sich vielmehr um einen inneren Prozess, den man ganz mit sich alleine ausmachen kann. Da man selbst entscheide, wem man vergebe und was, könne man auch bereits Verstorbenen verzeihen. Das Schulderleben gilt es anzuerkennen – sich selbst gegenüber und gegenüber anderen. „Schuldgefühle können weder aufgearbeitet noch bewältigt werden, sie müssen getragen werden“, beschreibt es Petra Mayer. In der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen kann die Anerkennung und das Tragen des Schulderlebens entscheidend sein, denn dann ist der Weg mitunter frei für die eigentlich gefühlte Trauer. Um eine Versöhnung, also eine gegenseitige Vergebung anzustreben, brauche es sehr viel Arbeit. Eine Meditationsübung der Heidenheimer Klinikseelsorger Uli Redelstein und Thomas Völklein rundete den Tag ab. Diakonie

9 HEIDENHEIM Montag, 22. Mai 2023 Rock in der Luxusversion Kultur Gefühlvoll, üppig und mitreißend: Siggi Schwarz und seine Band versetzten im Verein mit den Nürnberger Symphonikern im ausverkauften CC das Publikum in einen wahren Freudentaumel. Von Marita Kasischke Wer hätte denn seinerzeit beim Schwoof, im Partykeller, bei Käseigel gedacht, dass die gleiche Musik, die damals zum Abhotten einlud, vierzig, fünfzig Jahre später immer noch zieht? Der Samstagabend im Congress-Centrum war der schönste Beweis dafür. Freilich wurde da diese Musik aber auch in der De-Luxe-Version präsentiert. „Rock meets Classic“ war das Motto, und das bedeutete, Siggi Schwarz und seine Band trafen auf die Nürnberger Symphoniker unter der Leitung von Joongbae Jee, und zusammen servierten sie Meilensteine der Rockgeschichte. Und das war schon vom Allerfeinsten, was da dargeboten wurde. Das Orchester machte gleich zum Auftakt, den es noch ohne Band-Verstärkung bestritt, mit „Rocky“ klar, dass hier wirklich hoch geflogen wurde: Beste Spiellaune, hohes Tempo, und eine nie nachlassende Dynamik legten die Latte für das Konzert schon sehr hoch. Und das wurde noch getoppt, als Siggi Schwarz mit Band dazu stieß. Oder besser gesagt: direkt reinsprang. Denn mit „Jump“ wurde gleich einer jener Joker gezückt, die auf jeden Fall sofort in die Beine gehen. Und zum Mitsingen einluden: „You might as well jump“ hörte man aus dem Publikum schallen ebenso wie „Rosanna“ von Toto, Bon Jovis „It’s my life“, Survivors „Eye of the tiger“ und auch Foreigners „Urgent“. Dringend war an diesem Abend vor allem eines: Mehr, mehr, mehr. California und Africa Mehr von den satten Gitarren soli, die natürlich immer wieder in den Hits glänzten, mehr von den unglaublich unermüdlichen Streichern, die den Songs einerseits so weich unterfüttern konnten wie Classic meets Rock: Siggi Schwarz samt Band und Orchester im ausverkauften CC. bei „While my guitar gently weeps“ und „Hotel California“ und andererseits aber auch ordentlich prägnante Akzente setzen konnten wie bei „Here I go again“ und „Final Countdown“. Und das Orchester sorgte auch dafür, dass die berühmte Hookline von „Africa“ noch effektvoller, noch eingängiger war als ohnehin schon. Apropos „Africa“: Den Toto- Hit nahm Siggi Schwarz zum Anlass, ganz offiziell und vor Publikum einen Stabwechsel zu vollziehen. In diesem Fall einen Stick- Wechsel, denn Bernd Elsenhans legt nach zwanzig Jahren als Schlagzeuger bei Siggi Schwarz seine Sticks aus der Hand, um kürzer zu treten. „Africa“ gab ihm nochmals Gelegenheit, sich mit einem ausgiebigen und stark beklatschten Solo zu verabschieden, um dann die Sticks in die Hände von Matthias Bäuerlein zu legen, der damit auch richtig gut was anfangen konnte, wie sich im Konzert eindrucksvoll zeigte. Groove und Rührung Kann ein Abend mit Meilensteinen des Rock stattfinden ohne „Bohemian Rhapsody“? Manches Konzert muss notgedrungen ohne auskommen, weil es halt doch sehr anspruchsvoll ist, vor allem für den Sänger. Siggi Schwarz hat da allerdings einen weiteren Joker: Markus Engelstädter. Sein Gesang kommt dem des Originals schon sehr nahe, und es war ein Genuss, diesen Meilenstein in all der Opulenz, die das Orchester beisteuerte, und den mitreißenden Grooves der Band zu genießen. Und auch da ließ sich das Publikum das Mikro nicht zweimal hinhalten, sondern lieferte gern und laut die geforderten Textzeilen. Ausgetüftelte Lightshow, richtig gute Mugge und ein abermals gelungenes Crossover zwischen Rock und Klassik – die Stimmung im Congress-Centrum hätte besser nicht sein können. Dass am Ende der ganze Saal Foto: Oliver Vogel stand, klatschte, mitwippte, mitsang war ein deutliches Zeichen dafür. Und Siggi Schwarz? Ja, ein bisschen Rührung war ihm schon anzumerken, war das Konzert doch ein markanter Höhepunkt in seinem Jubiläumsjahr und sicherlich auch ein solcher in seinen 50 Jahren auf der Bühne. Und schließlich die Tatsache, dass „der Laden hier so voll ist“, wie er es ausdrückte. Ausverkauft. Und dazu noch beste Stimmung bei dem, was Siggi Schwarz, der „Rockbotschafter aus Heidenheim“, mit Schwelgen in schönen Melodien, mitreißenden Grooves und vielen Erinnerungen angekündigt hatte. Und das ist zu hundert Prozent gelungen: Gar nicht gehen lassen wollte das Publikum die Akteure. Künstlerweisheit Und die ließen sich nicht lumpen: Ein üppiges Solo von Siggi Schwarz leitete „You’re the voice“ ein, bei dem abermals Markus Engelstädters großartige Stimme überzeugte. Und zudem konnte sich das Publikum noch an einer geradezu bombastischen Version von John Miles’ „Music“ ergötzen. Das Publikum hätte noch gekonnt, Siggi Schwarz bekundete, noch „bis morgen früh durchspielen“ zu können, gerade in seiner Heimatstadt, hielt sich aber letztlich an die alte Künstlerweisheit, dann zu gehen, wenn es am schönsten ist. Und dass John Lennons „Imagine“ ein wirklich würdiger Schlusspunkt war, dass werden all jene bescheinigen, die da ergriffen lauschten, so eindringlich geriet die Version, in der Orchester, Band und auch Markus Engelstädters Stimme noch einmal alles an Gefühl und Können aufboten. Der Ideengeber und der Träumer Im Jahr 2015 veranstaltete Siggi Schwarz erstmals ein solches Crossover zwischen Rock und Klassik. Seither hat er rund 50 solcher Konzerte gegeben, und das überall in Deutschland. Ideengeber seinerzeit war Stefan Doraszelski, dessen Stiftung auch Sponsor der Veranstaltung ist. Stefan Doraszelski war selbst auch an diesem Abend anwesend und schwelgte mit Siggi Schwarz in Erinnerungen an die erste Zeit ihrer Bekanntschaft: „Wer hätte damals gedacht, dass wir einmal bei solchen Konzerten beieinander sein würden“, so Doraszelski. „Ich schon“, war Siggi Schwarz‘ Antwort, „ich war immer schon ein Träumer“. Flötentöne aus der Eiszeit Kultur Der Vortrag von Dr. Susanne Münzel und Anna Friederike Potengowski über die Instrumentenfunde im Vogelherd sprach alle Sinne an. Die Akustik im Kunstmuseum gleicht der einer Höhle. Das ist nur eine der Erkenntnisse, die die Zuhörer des Vortrags „Musikalische Vermessung paläolithischer Blasinstrumentenfunde der Schwäbischen Alb“ in der Musikschule mitnehmen konnten. Denn was sich hinter diesem etwas sperrigen Titel verbirgt, sind nichts anderes als Flötentöne, und zwar diejenigen, die vielleicht vor 40.000 Jahren am Vogelherd gehört und gespielt wurden. Viel Aufwand für Instrumente Verantwortlich dafür waren die Referentinnen Dr. Susanne Münzel, Archäozoologin an der Universität Tübingen, und Anna Friederike Potengowski, Flötistin aus Berlin. Münzel berichtete von Grabungen, Fundorten und Bestimmung – schließlich muss die Flöte in einem Knochen- oder Elfenbeinstück ja auch erst gesehen werden. Dabei halfen die kunstvoll und sicherlich langwierig geschabten Grifflöcher, aber auch die Tatsache, dass Münzel selbst Flöte spielt. Gerade der große Aufwand, der betrieben wurde, um aus Knochen und – noch aufwändiger – aus Mammutelfenbein Flöten zu machen, und die Feinheit und Präzision der Arbeiten zeige, so Münzel, dass die Funde bereits die Weiterentwicklung früherer Musikinstrumente sein müssen. Denn während die Knochenflöten aus Flügelknochen von Schwan oder Gänsegeier, die innen hohl sind, noch relativ einfach lediglich geschabt werden müssen, um die Grifflöcher herzustellen, so muss Elfenbein zunächst zerteilt, dann gehöhlt und geschabt und dann wieder zusammengefügt werden, damit ein Klanginstrument entstehen kann. Anna Friederike Potengowski ließ im Kunstmuseum Flötentöne in Höhlenakustik lebendig werden. Foto: Marita Kasischke Verschiedene Anspieltechniken Und wie klingt diese Flöte nun? Und wie wurde sie angespielt? Und was wurde gespielt? Mit diesen Fragen hat sich Anna Friederike Potengowski eingehend beschäftigt, und das nicht nur in der Theorie: Sie hat selbst Flöten hergestellt, so wie vor 40.000 Jahren. Und sie hat verschiedene Anspieltechniken versucht: Schräg anspielen oder über eine Kerbe anspielen, mit Rohrblatt oder gar mit doppeltem Rohrblatt. Potengowski ging sogar soweit, sich damit zu beschäftigen, welche Tonfolgen und Akkorde möglich waren und damit wohl auch wahrscheinlich gespielt worden sind. Auch dies also eine Erkenntnis des Vortrags veranstaltet in Zusammenarbeit des Fördervereins Eiszeitkunst im Lonetal, der Musikschule Heidenheim und des Schillergymnasiums, wo der Vortrag bereits am Vormittag von Schülern genossen werden konnte. Besonderes Hörerlebnis Und was ist nun mit dem Kunstmuseum? Das sorgte für ein besonderes Hörerlebnis der Zuhörer. Denn weil die dortige Akustik anders als im Vortragssaal der Musikschule derjenigen einer Höhle ähnelt, wanderte das Publikum dort hin, um zwischen den fantastischen Tierwelten den Klang der Steinzeitflöte zu erleben. Und das war schon mehr als beeindruckend, was Anna Friederike Potengowski aus den filigranen Flöten virtuos herausholte: Geradezu betörend wirkten diese Flötentöne, die unter dem Gewölbe des Kunstmuseums ihre ganze Wirkung entfalten konnten. Und auch da blieb es für die Zuhörer nicht bei der Theorie: Der vom Publikum gelieferte gesummte Grundton sorgte im Zusammenspiel mit den melodiösen Flötentönen ein beeindruckendes Klangerlebnis, das so auch bereits vor 40.000 Jahren stattgefunden haben könnte. Marita Kasischke Meinung zu komplexen Sachverhalten Landesschülerwettbewerb Am Hellenstein-Gymnasium wurden einige Preise vergeben. Einige Schüler und Schülerinnen des Hellenstein-Gymnasiums haben beim Landesschülerwettbewerb des Landtags von Baden- Württemberg mit einem zweiten oder dritten Platz abgeschnitten und wurden nun mit Sachpreisen belohnt. Ausgehend von einer aktuellen Karikatur oder einer kontroversen Fragestellung bestand die Aufgabenstellung des unter der Schirmherrschaft der Landtagspräsidentin stehenden Wettbewerbs darin, wissenschaftsförmig, multiperspektivisch und multikausal ein aktuelles politisches Thema darzustellen, zu durchdringen und eine eigene begründete Meinung zu einem komplexen Sachverhalt zu entwickeln. „Das Spektrum der Themen reichte von der Gesamtbewertung der Corona-Politik, Fragen der Rentensicherheit, Digitalisierungsprojekten in Schule und Verwaltung, Mobilität, Energiesicherheit, Außenpolitik unter den veränderten Vorzeichen des Konflikts in der Ukraine, das Verhältnis zu China, die Zukunft der EU oder die neuen Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe im digitalen Raum“, sagt der betreuende Lehrer, Dr. Frank Bauer, der am Hellenstein-Gymnasium die Fächer Geschichte und Gemeinschaftskunde unterrichtet. Die Jury des Landtags hat die Leistung von Nevio Chodura, Laura Kadriu, Hannes Kern, Johanna Mayer, Eliana Sarcevic und Henriette Woehl mit einem zweiten Platz anerkannt. Mit Aleah Genzmer, Sophie Halliger, Nora Häge, Sophie Häckel, Vera Ivanowa, Jana Jung, Constanza Kirchner, Ellen Maier, Sarah Nagel, Beatriz Nunes Da Silva, Annelie Richter, Anna-Sarah Seebauer, Ifra Tariq, Pauline Westfahl und Jasmin Luong konnte das Hellenstein-Gymnasium außerdem zahlreiche dritte Plätze beim landesweiten Wettbewerb abräumen.Hellenstein-Gymnasium Beim Landesschülerwettbewerb schnitten einige Schüler des HGs erfolgreich ab (von links): Schulleiter Holger Nagel, Nevio Chodura, Hannes Kern, Johanna Mayer, Eliana Sarcevic, Laura Kadriu, und Lehrer Dr. Frank Bauer. Foto: Hellenstein-Gymnasium

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