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Heidenheimer Zeitung von 22.05.2023

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12 TIPPS ∙TREFFS

12 TIPPS ∙TREFFS ∙TERMINE Montag, 22. Mai 2023 Heidenheim Brenzpark: geöffnet, 9 - 20 Uhr. Internetlotsen des Stadtseniorenrats: Internet- und PC-Unterstützung für die Generation 50+, www.stsr-heidenheim.de, Hilfestellung bei allen Fragen rund um Laptop, Tablet oder Smartphone. Bringen Sie ihr Gerät mit., Raum 102 und 103, Bürgerhaus, 10 - 12 Uhr. Giengen Begegnungsstätte „Alte Malzfabrik“: Nähtag, 14 Uhr. Mitmach-Bürger-Dialog: Vortragsreihe Mein Körper und ich, Meridiane - Energiebahnen in der Traditionellen Chinesischen Medizin, Vortragsraum, Heidenheimer Straße 37, 19 Uhr. HÜRBEN Charlottenhöhle: 10.30 - 16.30 Uhr. Höhlen Erlebniswelt: Höhlenhaus, 10.30 - 16.30 Uhr. Höhlenschauland, 10.30 - 16.30 Uhr. Gerstetten Ortsseniorenrat: PC-Gruppe Laptop-, Tablet- und Smartphone-Sprechstunde, Anmeldung unter anmelden@pcgruppe. de, 1. Stock, Bahnhotel, VHS , 15 - 17 Uhr. Herbrechtingen Begegnungsstätte: Wanderung (sechs km) auf dem Heideblütenweg Söhnstetten, Einkehr in der Heiderose Steinheim, Festplatz beim Hallenbad Jurawell, 14 Uhr. DRK-Blutspendedienst: Blutspendeaktion, Terminreservierung über https://terminreservierung.blutspende.de, Bibrishalle, 14.30 - 19.30 Uhr. Nattheim Skatgruppe: Skatspielen, Seniorenresidenz Feuersee, 13.30 - 17 Uhr. Bereitschaft APOTHEKEN Apotheken-Notdienstfinder (aus dem Festnetz) Tel. 0800.0022833 Zentral-Apotheke, Heidenheim, Eugen-Jaekle-Platz 12, 07321.21824, 8.30 bis 8.30 Uhr. ÄRZTE Landkreis Heidenheim: Bereitschaftsdienst, 18 - 8 Uhr, Tel. 116117. Notfallpraxis am Klinikum Heidenheim, 19 - 22 Uhr. Notdienste Überfall-Unfall: Tel. 110 Feuerwehr: Tel. 112 Notarzt: Tel. 112 Giftnotruf Baden-Württemberg: Tel. 0761.19240 Frauen- und Kinderschutz: Tel. 07321.24099 Kinder- und Jugendtelefon: Tel. 0800.1110333 Ökumenische Telefonseelsorge: Tel. 0800-1110111 oder 0800-1110222 ADAC-Pannenhilfe: 0180.2222222 ACE: Tel. 0711.530343536 Terminseite Termine werden nur noch per Selbsteingabe über die Webseite http:// termine.hz.de angenommen. Alle Termine, die per E-Mail eingehen, können nicht mehr bearbeitet werden. Kino HEIDENHEIM Capitol 1, 2 und 3 Asterix & Obelix im Reich der Mitte: 15.30, 18, 20.30 Uhr Book Club - Ein neues Kapitel: 17.30, 20 Uhr Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch: 15.15 Uhr Evil Dead Rise: 20.15 Uhr Manta Manta - Zwoter Teil: 17.30 Uhr Überflieger - Das Geheimnis des großen Juwels: 15.30 Uhr Kino-Center 1, 2, 3, 4 und 5 Der Super Mario Bros. Film: 15.45, 18 Uhr Fast & Furious 10: 15.15, 16.30, 19.45 Uhr Fast & Furious 10 (OV): 19.15 Uhr Guardians of the Galaxy: Volume 3: 15.45 Uhr Guardians of the Galaxy: Volume 3 3D: 16.15, 20 Uhr Im Taxi mit Madeleine: 18.15 Uhr Sisu: 20.30 Uhr Sneak Preview: 20.30 Uhr Ausstellungen & Museen HEIDENHEIM Kompositionen, Fotografien von Ute Eiselt, Pressehaus, 8 - 17 Uhr. GERSTETTEN Vernissage des Fotowettbewerbs „Perspektiven meiner Heimat“, Rathaus, 8.30 - 12 und 14 - 16 Uhr. Bühne & Musik HEIDENHEIM Kult(ur)film - Im Taxi mit Madeleine, Kino-Center Heidenheim, 18.15 Uhr. Ein wohl etwas verirrter Meister Reineke. Foto: Martin Krauss Heidenheim-Wetter C 25° / 13° 70 % / 1,8 l/m 2 NW 5 km/h gefühlt 25° / 12° 51 %* 1012 hPa* Heute Zunächst scheint häufig die Sonne. Nachmittags und abends bringen Quellwolken aber einzelne zum Teil kräftige Schauer oder Gewitter. Die Temperaturen steigen auf 23 bis 25 Grad. Nachts kühlt sich die Luft auf 15 bis 13 Grad ab. Morgen Der Dienstag beginnt mit vielen Wolken, und gebietsweise gibt es Regengüsse, örtlich auch Gewitter. Im Laufe des Tages klingen die Schauer und Gewitter ab, und die Wolken lockern auf. 18 bis 20 Grad werden erreicht. Biowetter Bei Personen mit niedrigen Blutdruckwerten kommt es zu Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen. Entsprechend vorbelastete Menschen müssen mit Migräneattacken rechnen. Es kommt zu einer erhöhten Reizbarkeit und Nervosität. Das Wetter vor einem Jahr Regenschauer 23 Grad * heute um 14 Uhr MESZ So erreichen Sie uns Zurückgeblättert Zurückgeblättert: aus der HZ vom 22. Mai 1978 Ab in den Alltag hieß es im Mai 1978 im neuen Nattheimer Hallenbad. Heute vor 45 Jahren berichtete die HZ über den Abschluss des großen Eröffnungswochenendes und den Einstieg in den ganz normalen Badebetrieb. Der lief übrigens schon nach den ersten Monaten so, wie es in Bädern eben läuft: Sie werfen keinen Gewinn ab, sonst gäbe es an jeder Ecke drei private Bäder. Bis heute sind die Nattheimer, die einst einen eigenen Förderverein für den Badbau gegründet hatten, ihrem (seit 2000 so genannten) Ramensteinbad treu geblieben. Und in der Kreisliga „echter“ Hallenbäder über reinen Lehrschwimmbecken spielt Nattheim heute nur noch mit Herbrechtingen und Heidenheim, hat also etwas, was zum Beispiel Giengen nicht hat. Übrigens: Schon vor 45 Jahren eröffnete das Bad mit einer Solarthermie-Anlage zum umweltfreundlichen Beheizen des Badewassers. Da war Nattheim der Konkurrenz um Jahrzehnte voraus. Foto: HZ-Archiv Ärzte im Urlaub Praxis Drex. Pösl 18.5. bis 30.5.2023 Rat und Hilfe HEIDENHEIM Beratungsstelle der Lebenshilfe: Beratung für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen, Telefon 07321.348-205, beratung@lebenshilfe-hdh.de; Sozialer Dienst der Werkstätten, Tel. 07321.348- 183, werkstatt-online@hwwgmbh.de. Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB): Kostenlose Beratung und Unterstützung für Menschen mit (drohender) Behinderung und ihr Umfeld bei Fragen zu Rehabilitation und Teilhabe. Termine nach Vereinbarung. Tel. 07321.9248522. E-Mail: beratung@gemeinsamleben-hdh.de, Arbeitsgemeinschaft Inklusion, Gemeinsam leben - gemeinsam lernen, Bergstraße 8, 3. Stock, 14 - 17 Uhr. Familien- und Erziehungsberatung: Termine nach Vereinbarung unter Tel. 07321.23550, Kinderschutzbund, Familieninsel, 9 - 12 Uhr. Herz- und Zeitverschenker, Besuchskreis der Aktion „Freunde schaffen Freude“: Vermittlung von Ehrenamtlichen mit Personen, die sich gerne Besuche und Kontakt wünschen. Telefon: 01575 82 46 Vertretung: Praxis Goethestraße Tel. 07321.71 16 8 Praxis Dr.med. T. Ganzenmüller Tel. 07321.73 09 30 287, Mail: herz-und-zeitverschenker@fsfev.de, Bürgerhaus, 14 - 17 Uhr. Hospiz- und Sitzwachengruppe des Diakonischen Werks: Tel. 07321.359411; Bereitschaftstelefon, Tel. 0151.70502800. Kreismieterverein: Beratung (Terminvereinbarung, Mo. - Fr. 10 – 12 Uhr, Tel. 07321.20349). Rheuma Liga Heidenheim/Giengen: Beratung und Info, Tel. 07326.919705. GIENGEN Meeting der Anonymen Alkoholiker: Kontakt-Telefon 0171.1579997, Ev. Kindergarten Hainbuchenweg, 19.30 Uhr. AALEN Kath. Betriebsseelsorge Ostwürttemberg: Beratung zu Themen am/um den Arbeitsplatz (Tel. 07361.590-20). Schulpsychologische Beratungsstelle (für Ostalbkreis und Kreis Heidenheim): Telefonsprechstunde: Di. 14 - 16 Uhr, Mi. 9 – 11 Uhr, Tel. 07361.52656-14; für Terminvereinbarungen: Tel. 07361.52656-0. Sie wollen das Pressehaus besuchen? Unsere Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr Samstag 9.30 bis 13 Uhr Sie haben keine Zeitung bekommen? 07321.347-142 lesermarkt@hz.de Sie wollen eine Anzeige schalten? 07321.347-0 anzeigenmarkt@hz.de service.hz.de Sie wollen Kontakt zur Redaktion? 07321.347-153 redaktion@hz.de Sie haben einen Termin für diese Seite? http://termine.hz.de Sie möchten für ein lokales Projekt spenden? unsere-hilfe-zaehlt.de Weitere Termine finden sie unter laendleevents.de Roman Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts (Folge 34) Ich erinnere mich, dass ich dir einmal – die Kinder saßen im Wohnzimmer und schauten im Fernsehen den Abendgruß – im Zimmer nebenan eine Ohrfeige gegeben habe. Den Grund habe ich vergessen. Wie ist das möglich? Ich erinnere mich nur, dass die Ohrfeige nichts nützte. Zu Beginn ist alles einfach. Dann wird alles schwer. Warum wird alles schwer, wenn es vorher einfach war? Dass es so ist, hört sich an wie eine Gesetzmäßigkeit. Es wäre schön, wenn es eine wäre. Dann müsste man es hinnehmen. Wir hatten viel zu tun. Wir haben Wohnungen eingerichtet, haben Möbel und Haushaltsgeräte gekauft, wir haben Ostern und Weihnachten und Geburtstage gefeiert. Wir hatten Sehnsucht. Wir wussten aber nicht genau, wonach. Wir hatten ja alles. Sobald es Probleme zu lösen galt, die eins der Kinder betrafen, lebten wir auf. Zwei Manager einer Firma, besprachen wir die Optionen, erdachten Strategien. Wir hielten etwas auf unsere kühle, rationale Art. Um sie zum Lachen zu bringen, machtest du den Pantoffelrevolutionär vor. Ich lachte mit. Ich war nicht tief unglücklich. Oft freute ich mich sogar, abends, vorm Einschlafen, auf den Kaffee am Morgen. Auf diesen Moment, wenn wir dasaßen, noch in einen Traum versponnen, schweigend, manchmal scherzend, bevor jeder in seinen Tag entsandt wurde. Vieles haben wir wegen der Kinder getan oder unterlassen. Wegen der Kinder gingen wir häufig an die frische Luft. Wir machten Urlaub auf Bauernhöfen und in Familienhotels. Wir schliefen schlechter. Wir hatten zwangsläufig Hoffnung für die Zukunft. Wir besuchten Jahrmärkte und thematische Volksfeste (Apfelfest, Umweltfest, Drachenfest, Spargelfest). Wir tauschten den Zweitürer gegen einen geräumigen Kombi. Mit Kindern waren die Tage angefüllt und voller Leben. Man wusste, wer gerade Bildungsministerin war. Man hatte einen Grund, bei Straßenmusikern stehen zu bleiben. Wir spielten nicht mehr mit dem Gedanken auszuwandern. Das Leben kam einem sinnvoll vor. Wegen der Kinder fuhren wir für eine lange Zeit nicht nach Paris. Weil man sich Sorgen um sie machte, hatte man Angstphantasien. Die Tage waren immer zu kurz. Wir gingen nicht mehr ins Casino. Wir fühlten uns schuldig in Bezug auf die Zukunft. Bei Feiern gab es nur noch selten Alkoholexzesse. All das stimmt. Gleichzeitig ist nichts davon wahr. Ich wünschte, ich könnte die Geschichte ohne die Kinder erzählen. Es wäre einfacher. Ich möchte das. Ich möchte, dass es unsere Geschichte ist. Eine Geschichte, die nur dich und mich etwas angeht. Die Kinder gehören zu uns, ich weiß, aber sie werden ein anderes Leben führen. Sie führen längst ein anderes Leben. Wir können ihnen von uns erzählen, aber reicht das? Ich meine, reicht es wirklich? Jeder wohnt in seiner eigenen Vergangenheit. Wir gaben uns Mühe, den Blick der Kinder auf die Welt zu übernehmen. Eine Zeit lang kauften wir Milch nur noch in Glasflaschen. Dann erkannten wir, dass die Glasflaschen aus einer Fabrik in Süddeutschland kamen und einen Weg von 800 Kilometern hinter sich bringen mussten, bevor sie bei uns im Supermarkt standen. Wir aßen weniger Schweinefleisch, und wenn, verschwiegen wir es dem jüngeren Kind, das Schweine in allen Erscheinungsformen und Farben liebte. Als das ältere Kind von einem Schulausflug zu einem Unverpackt-Laden begeistert Spaghetti und Linsen in einem Stoffhandschuh mit nach Hause brachte, folgten wir beflissen seinem Rat, ab sofort nur noch dort einzukaufen. Zwei- oder dreimal machten wir das auch, aber es war unpraktisch und weit weg, und wir vergaßen das Experiment wieder. Fortsetzung folgt © dtv Verlagsgesellschaft

13 FEUILLETON Montag, 22. Mai 2023 Mehr als die Tänzerin im Bananenrock Geschichte Sie war ein Weltstar, aber auch eine Freiheitskämpferin und machte sich stark gegen Rassismus. Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt eine Ausstellung über Josephine Baker. Von Claudia Rometsch, epd Die Machtgierigen taumeln dem Ende entgegen Roman Eugen Ruge erkennt im Untergang von Pompeji verblüffende Parallelen zur Gegenwart. Sie war auch Mitglied der Résistance und wird gefeiert als französische Nationalheilige: Josephine Baker, 1948 in Paris. Sie blicken zurück statt voraus, erinnern sich an das Große Beben vor fünfzehn Jahren, statt die Zeichen der Zeit zu lesen. Die toten Vögel, die toten Tiere, irgendwann auch zwei tote Vereinsmitglieder. Als der griechische Gesteinsforscher in einem Vortrag die These vertritt, die Stadt sei an der Flanke eines Vulkans gegründet und nun sei dieser erwacht, glaubt man ihm erst nicht. Die Gesellschaft der Vulkanisten, die sich zusammenfindet, hat andere Ziele: die Neugründung einer Stadt am Meer, die Trennung von den korrupten Römern, die die Stadt besetzt haben, die Wiederherstellung der alten Sitten. Der Schriftsteller Eugen Ruge, der in den 1980ern selbst im Bereich Erdbebenforschung am Zentralinstitut für Physik der Erde der Akademie der Wissenschaften der DDR gearbeitet hat, bevor er sich als Autor von Büchern wie „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ einen Namen machte, hat das naturwissenschaftliche Zeug für diese Katastrophengeschichte. Doch seine Erzählung vom Untergang Pompejis ist keine Chronologie, sondern eine Parabel auf eine Gesellschaft im Niedergang. Er verspricht den „wahren Bericht vom Untergang Pompejis und seiner Bewohner“. Was er erzählt, ist die Geschichte des Zuwanderers Jowna alias Josephus, der sich irgendwann Josse nennt und schnell lernt, wie man Macht erwirbt, und wie man sie behält: vom Metzgerskind und Bandenmitglied zum Anführer einer Gruppe von Aussteigern, die am Meer eine neue Stadt gründen wollen, schließlich zum Geliebten der Kapitalistin Livia Numistria, und, mit ihrem Geld, zum Kandidaten für die Nachfolge des Stadtoberhaupts Fabius Rufus, ihres Mannes. Josse ist wortgewandt, er sieht gut aus, und er weiß die Zeichen der Zeit zu deuten. Und gibt das Signal, das Weite zu suchen. Vorahnung der Katastrophe Wie die Geschichte endet, weiß man, und so kann das letzte Kapitel nur lakonisch aufzählen, wer von den vielen Figuren, die Ruge in seinem Roman aufruft, überlebt und wer nicht. Doch beklemmend ist nicht die Vorahnung der Katastrophe, sondern das Bild der Gesellschaft, das Ruge zeichnet. Eine Gesellschaft, in der eine Besatzungsmacht, die Römer, die angestammte Gesellschaft der Samniten unterjocht, ihre Traditionen FOTO: © BPK | MINISTÈRE DE LA CULTURE – MÉDIATHÈQUE DU PATRIMOINE, DIST. RMN-GRAND PALAIS | STUDIO HARCOURT Josephine Baker schwingt die Hüften, wirft die Beine in die Luft und zieht eine schielende Grimasse. Bekleidet ist sie lediglich mit einer Federboa um die Hüfte. Ihr Tanz in der Revue „La Folie du jour“ wirkt – festgehalten in einem Film – selbst heute noch ungewöhnlich wild und mitreißend. Es waren diese freizügigen Auftritte, mit denen Josephine Baker (1906-1975) Mitte der 1920er Jahre in Paris berühmt wurde. Allen voran ihr Tanz im Bananenrock. Doch die Ausstellung in der Bundeskunsthalle porträtiert Baker nicht nur als Entertainerin, sondern vor allem als Kämpferin für Freiheit und gegen Rassismus. Die Schau mit dem Titel „Josephine Baker. Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“ präsentiert bis zum 24. September Filmausschnitte, Fotografien, Plakate, Zeichnungen und zahlreiche andere Dokumente aus Bakers Leben. Die gebürtige US-Amerikanerin, die später die französische Staatsbürgerschaft annahm, gilt als erster weiblicher Superstar mit afroamerikanischen Wurzeln. 2021 wurde mit ihr erstmals eine nicht in Frankreich Geborene ins Panthéon, die Ruhmeshalle der französischen Nation, aufgenommen. Noch vor wenigen Jahren hätte eine Ausstellung über eine Entertainerin, die mit einem Tanz im Bananenrock bekannt wurde, als rassistisch gegolten, sagt Co-Kuratorin und Baker-Biografin Mona Horncastle. Doch die Aufnahme Josephine Bakers ins Panthéon habe Signalwirkung gehabt. „Nachdem sie fast 100 Jahre für den Bananenrock bekannt war, rückt sie nun als Freiheitskämpferin in den Fokus.“ Josephine Baker wurde 1906 in einem armen Schwarzenviertel in St. Louis, Missouri, geboren. Nach einem frühen Karrierestart in den USA kam sie 1925 als Mitglied der Kompanie der „Revue Nègre“ nach Paris. Baker zeigt sich begeistert davon, dass sie hier, anders als in den USA, neben Weißen sitzen kann und im Restaurant als Schwarze bedient wird. Der Eiffelturm ähnele der Freiheitsstatue zwar überhaupt nicht, sagt sie. „Doch wen interessiert das schon? Was nützt es, die Statue zu haben, aber nicht die Freiheit?“ und Geschichtserzählungen mit den eigenen überlagert und die stolze Stadt Pompeji zur römischen Kolonie Colonia Cornelia Veneria degradiert. Es gibt ein Fähnlein der Widerständigen, die sich in einem Vogelschutzverein zusammentun und in einem ehemaligen Hühnerstall unter diesem Schutznamen das von den Mächtigen verbotene freie Denken und Diskutieren pflegen – zwischen Epikureiern, Hedonisten, Kynetikern, Radikalplatonikern und anderen Philosophen, die zwar den Aufbruch in eine Art Aussteigerkolonie schaffen, sich dort aber in Debatten zerstreiten. Und wie in einem Vexierspiel meint man immer einen klaren Kommentar zur Gegenwart zu erkennen, bis einem der Autor den Faden wieder aus der Hand zieht. Exotische Kostüme Ihr Erfolg in Paris rührt aber zunächst auch daher, dass die Revuen ein gängiges Afrika-Bild bedienen. Exotik und afrikanische Kunst inspirierte in den 20er Jahren auch die Avantgarde wie die Vertreter des Kubismus und Fauvismus. Man sieht sie in exotischen Kostümen, wie sie ihre großen, runden Augen komödiantisch rollt. Die Fotografin Dora Kallmus lichtet sie halb nackt mit Goldschmuck und einem hölzernen Elefanten ab. Allerdings sei der frühe Erfolg auch die Initialzündung für Bakers Engagement gegen Rassismus gewesen, erklärt ihre Biografin Horncastle. Auf ihrer ersten Welttournee wird die Baker 1928, unter anderem in Berlin und Wien, sowohl gefeiert als auch immer wieder angefeindet. Dennoch war ihr Erfolg ungebrochen. In dem Kassenschlager „Zouzou“ ist sie als erste schwarze Hauptdarstellerin in einem Tonfilm an der Seite von Jean Gabin zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg schließt sich Baker dem französischen Widerstand an. Sie schmuggelt mit unsichtbarer Tinte beschriebene Geheiminformationen in ihren Partituren ins Ausland. Eine Fotografie zeigt sie in der Uniform des Sous-Lieutenants. Für ihr Engagement in der Résistance wurden ihr sechs Verdienstorden verliehen. Als Entertainerin tritt sie vor französischen und US-Soldaten auf. Schon zu dieser Zeit besteht sie darauf, dass schwarze und weiße Soldaten gemeinsam im Publikum sitzen dürfen. Nach dem Krieg intensiviert sie ihren Einsatz gegen Rassismus. Sie setzt in den USA als erste afroamerikanische Künstlerin die Aufhebung der Rassentrennung bei ihren Konzerten durch. Als Delegierte der Internationalen Vereinigung gegen Rassismus und Antisemitismus hält sie weltweit Vorträge. 1963 schließlich spricht sie neben Martin Luther King Junior beim „Walk in Washington“ der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. In den 50er Jahren adoptiert sie zusammen mit ihrem fünften Ehemann, Jo Bouillon, zwölf Kinder aus unterschiedlichen Kulturen, um zu demonstrieren, dass ein friedliches Zusammenleben unabhängig von Hautfarbe und Religion möglich ist. Heute ist Baker, die sexuelle Beziehungen zu beiden Geschlechtern hatte, auch eine Ikone der LGBTQ-Bewegung. Die Ausstellung verdeutlicht, dass Baker nicht nur zu Lebzeiten Künstler inspirierte, etwa Paul Klee, Henri Matisse oder Alexander Calder. Immer wieder nahmen Sängerinnen sie zum Vorbild, wie Musikvideos von Grace Jones oder Diana Ross zeigen. Auch als Mode-Ikone hinterließ sie Spuren. Erst in diesem Frühjahr stellte Dior eine von Baker inspirierte Kollektion vor. Zu sehen bis zum 24. September „Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“ – das ist der Untertitel der großen Ausstellung über Josephine Baker in der Bonner Bundeskunsthalle: bis 24. September, Di/MI 10-21, Do-S0 10- 19 Uhr. Für ihre Lebensleistungen wurde der Weltstar 2021 als sechste und erste nicht weiße Frau in die Ruhmeshalle Frankreichs, das Panthéon in Paris, aufgenommen. Mit Lust malt der 68-jährige Euge Ruge all diese Spinner aus, die ihren verschrobenen Ideen folgen. Aber auch die machtgierigen, korrupten, lächerlich unfähigen Herrschenden, die in einem Luxus- und Vergnügungstaumel dem Ende entgegengehen. Eine wirklich sympathische Gegenfigur hat er nicht zu bieten, auch nicht in der opportunistischen Hauptfigur Josse. Diese Gesellschaft, führt der Autor so satirisch böse wie hinterlistig vor, hat es nicht anders verdient. Christina Tilmann Eugen Ruge: Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna. dtv, 368 Seiten, 25 Euro. FOTO: ANDREA AVEZZÙ/DAAR/COURTESY LA BIENNALE DI VENEZIA/DPA Das Bauen soll neu erfunden werden Architektur Angesichts der wachsenden Erdbevölkerung thematisiert die Biennale das Thema Nachhaltigkeit. Venedig. Jedes Jahr wird auf dem Gelände der Biennale in Venedig eine neue Ausstellung aufgebaut – große Mengen Ausstellungsmaterial werden dafür in die Stadt mühsam per Boot, Gabelstapler oder Sackkarre zu den Pavillons gebracht. Am Ende wird der Großteil entsorgt. Diese Ressourcenverschwendung thematisiert der Deutsche Pavillon und dessen Kuratorenteam bei der diesjährigen Architekturbiennale – er will nachhaltige Architektur fördern. „Man kann in Zukunft so nicht weitermachen wie bisher“, sagt Christian Hiller, einer der Kuratoren aus dem achtköpfigen Team von Arch+ (Berlin), Summacumfemmer (Leipzig) und Büro Juliane Greb (Gent, Belgien). Der Bau von Gebäuden sei für klimaschädliche Emissionen verantwortlich, vor allem die Zementherstellung verursache Treibhausgase – gleichzeitig steige die Nachfrage nach Wohnraum. Dies betonte die Bundesministerin für Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz (SPD), die bei der Eröffnung des Pavillons dabei war. Der deutsche Beitrag mit dem Titel „Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet“ sieht sich nicht als konventionelle Ausstellung, sondern eher als Handlungsansatz für eine neue Baukultur. Der gesamte Pavillon ist mit Materialien und „Spolien“ aus 40 Länderpavillons der vergangenen Biennale Arte umgebaut und in eine nutzbare Infrastruktur verwandelt worden, die Besucher und venezianische Initiativen gleichermaßen nutzen können. Brasilien hat unterdessen bei der feierlichen Eröffnung der 18. Architekturbiennale den Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag erhalten. Der Pavillon des Landes mit dem Titel „Terra“ (Erde) beschäftigt sich mit der Rolle der Vergangenheit für das Verständnis der Zukunft. Den Goldenen Löwen für den besten Teilnehmer erhielt Der Beitrag „DAAR“ erhielt einen Goldenen Löwen. „DAAR“ um Alessandro Petti und Sandi Hilal aus Stockholm und Bethlehem. Nach Ansicht der Fachjury transportierten sie die wichtigsten Themen der diesjährigen Schau: Dekolonisation und Dekarbonisierung stehen im Fokus. Bei der wichtigsten Präsentation zur Baukunst weltweit zeigen 89 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern ihre Entwürfe und Ideen. dpa BESTSELLER Es ist das Finale der „Sieben Schwestern“-Saga: „Atlas – Die Geschichte von Pa Salt“ von Lucinda Riley und Harry Whittaker (Goldmann) debütiert in dieser Woche auf Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste Belletristik. „Das Café ohne Namen“ von Robert Seethaler (Claassen) folgt auf Platz zwei. Auf den nächsten Plätzen: Martin Suter mit „Melody“ (Diogenes), Dora Heldt mit „Liebe oder Eierlikör – Fast eine Romanze“ (dtv) und Benjamin von Stuckrad-Barre mit „Noch wach?“ (Kiepenheuer & Witsch). Auf Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste Sachbuch bleibt Dirk Oschmann mit „Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ (Ullstein). Die Harfe ist kein „Engelchen-Instrument“ Freiberg am Neckar. Neben zahlreichen Mädchen fahren auch zwei männliche Harfenspieler aus Baden-Württemberg zum Bundesfinale von „Jugend musiziert“ nach Zwickau. Einer davon ist Oskar Recklebe. Der Zwölfjährige aber ist genervt vom Image der Harfe: „Viele Leute denken, dass es ein Engelchen-Instrument sei, für die Engelchen-Mädchen.“ Aber das sei nicht so, er spiele auch gerne Rock und Pop. Die Eltern jedoch sind fasziniert, welche Wirkung das Harfenspiel hat. „Selbst die wildesten Jungs stehen dann ruhig da“, sagt Mutter Natascha Recklebe. dpa Harfenspieler Oskar Recklebe aus Freiberg/Neckar. FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Autor Martin Amis gestorben New York. Martin Amis zählte zu den wichtigsten britischen Autoren der Gegenwart. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Gierig“ und „London Fields“. Nun ist der Schriftsteller, der auch im Boulevard Schlagzeilen machte, mit 73 Jahren gestorben. Die „Times“ würdigte Amis als „Giganten der Literatur“. Der „Guardian“ lobte, er habe eine Ära geprägt. Der Autor von 14 Romanen gehörte mit James Fenton, Salman Rushdie und Ian McEwan zu einem Kreis, der die britische Literaturszene in den 1980er Jahren neu belebte. Booker-Preisträger Kazuo Ishiguro sagte: „Bei aller Bissigkeit seiner Satire, der brillanten Prahlerei seiner Prosa war immer etwas Zärtliches nahe der Oberfläche, eine Sehnsucht nach Liebe und Verbundenheit.“ Amis feierte seinen Durchbruch mit dem Roman „Das Rachel-Tagebuch“ (1973). 2015 erschien in Deutschland sein Roman „Interessengebiet“. Amis schildert den Versuch einer Affäre in Auschwitz. Das Buch verursachte Kontroversen. Der Hanser Verlag, der sonst Amis‘ Bücher auf den deutschen Markt bringt, lehnte es ab. Schließlich sprang der Schweizer Verlag Kein und Aber ein.dpa

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