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Heidenheimer Zeitung von 20.05.2023

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6 SÜDWESTUMSCHAU

6 SÜDWESTUMSCHAU Samstag, 20. Mai 2023 Die Krux mit den ewigen Chemikalien PFAS-Stoffe Die Südwest-Industrie und die Wirtschaftsministerin sehen die EU-Verbotspläne skeptisch, die Umweltministerin steht dahinter. Was wiegt mehr: Standort- oder Verbraucherinteressen? Von Roland Muschel Der von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) mit angestoßene Antrag für ein weitreichendes Verbot von sogenannten PFAS-Chemikalien löst in Baden-Württemberg eine kontroverse Debatte aus. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Konfliktthema. Was sind PFAS? Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz: PFAS, sind eine Gruppe von langlebigen, synthetischen Industriechemikalien. Lange war das Kürzel PFC geläufiger. Was sind die Vor- und was die Nachteile? Für die Industrie sind die Substanzen aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften sowie ihrer extremen Temperatur-, Feuer- und Witterungsbeständigkeit vielseitig einsetzbar. Die Kehrseite der Langlebigkeit der „Ewigkeitschemikalien“: Die Stoffe sind schwer abbaubar. Wenn sie im Produktionsprozess oder bei der Entsorgung freigesetzt werden, reichern sie sich in der Umwelt, im Trinkwasser oder in der Nahrung an. Einige stehen im Verdacht, sich ab einer bestimmten Konzentration negativ auf das menschliche Hormon- und Immunsystem auszuwirken. Für welche Alltagsprodukte und Industrien hat PFAS Bedeutung? PFAS sind in unzähligen Alltagsprodukten anzutreffen, von Papier, Reinigungsmittel, Kosmetika oder Wandfarben bis hin zu Skiwachs, Funktionskleidung oder Bratpfannen. Die Industrie setzt die Substanzen etwa in der Medizintechnik, bei der Herstellung von Brennstoffzellen für die Elektromobilität oder in der Chipfertigung ein. Wie weitreichend sind die Verbotspläne? Die nationalen Behörden Dänemarks, Deutschlands, der Niederlande, Norwegens und Schwedens haben der European Chemical Agency im Januar einen Vorschlag zur Beschränkung von PFAS vorgelegt. Sie bevorzugen ein Verbot aller PFAS mit einer Kriterien für Brennpunkt-Schulen stehen fest Bildung Migrationshintergrund, Kaufkraft, Bücher im Haushalt: Ein Sozialindex soll bei der Identifizierung helfen. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), hier neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), warnt vor einem weitreichenden Verbot sogenannter Ewigkeitschemikalien. Foto: Marijan Murat/dpa Übergangsfrist von 18 Monaten sowie spezifische und überwiegend zeitlich begrenzte Ausnahmen von bis zu 13,5 Jahren – diese etwa für Schutzausrüstungen der Berufsfeuerwehr. Der Antrag wird indes erst nach einem mehrmonatigen Verfahren der EU- Kommission vorgelegt. Mit einer Entscheidung der Kommission zusammen mit den Mitgliedsstaaten wird 2025 gerechnet. Warum kritisiert die Südwest-Wirtschaft die Pläne? Natürlich müsse auch bei PFAS das Ziel sein, risikobehaftete Stoffe durch andere Substanzen zu ersetzen und Emissionen in die Umwelt zu verhindern, etwa durch strikte Entsorgungsregelungen, sagt Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer des Dachverbands Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). Dann folgt das große Aber: Der aktuell diskutierte Vorschlag sei „viel zu Stuttgart. Nach der Ankündigung von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), sogenannte Brennpunkt-Schulen gezielt mit Personal und mehr Geld unterstützen zu wollen, ist nun klar, wie diese genau identifiziert werden sollen. Aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion geht hervor, aus welchen Kriterien der geplante Sozialindex konkret bestehen soll. Demnach sollen vier Indikatoren künftig bestimmen, ob eine Schule besonderen Unterstützungsbedarf hat: der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die Anzahl der Bücher im Haushalt der Schüler, die durchschnittliche Kaufkraft pro Einwohner im Schulbezirk sowie der Anteil der Haushalte ohne Schulabschluss. Zum Einsatz kommen soll der neue Index ab dem kommenden Schuljahr 2023/2024. Im Bezirk der Schulämter Biberach, Lörrach und Tübingen sollen Schulen mit besonders hohen Indexwerten in einem Modellversuch mit zusätzlichem Geld unterstützt werden. Nach Angaben des Kultusministeriums werden dafür in den nächsten zwei Jahren rund 690 000 Euro pro Jahr an die breit gefasst. Eine Differenzierung der mehr als 10 000 PFAS- Stoffe, die sehr unterschiedliche Risikoprofile haben, ist darin schlicht nicht erkennbar.“ Stattdessen werde ein umfassendes Verbot vorgeschlagen. Dadurch aber „wären die Transformation der Wirtschaft und die Klimaziele nicht in der vorgesehenen Zeit zu erreichen“, warnt Barta. Schulen in diesen Bezirken verteilt. Die Schulen können damit zusätzliches Personal anstellen oder etwa mit Lerntherapeuten kooperieren. Insgesamt stehen 1,1 Millionen Euro pro Jahr für den Modellversuch bereit. Darüber hinaus hat das Ministerium der Anfrage zufolge fünf weitere Städte identifiziert, in denen der Bedarf nach zusätzlicher Unterstützung besonders hoch ist: Mannheim, Pforzheim, Stuttgart, Singen und Heilbronn. Auch aus diesen Städten sollen besonders stark benachteiligte Grundschulen in den Versuch aufgenommen werden. Wie ist die Haltung der Landesregierung? Wie die Industrie spricht sich Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) für eine differenzierte Betrachtungsund Vorgehensweise aus. Steuere man dagegen auf ein undifferenziertes Verbot hin, „verbauen wir uns damit die Zukunft“. Es gehe nicht nur um den Wirtschaftsstandort, sondern auch um die Energiewende, argumentiert Hoffmeister-Kraut. „Ohne PFAS gibt es keine Lithium-Ionen-Batterien, keine Brennstoffzellen und keine Windkraftanlagen und damit keine Mobilitätswende, keine Energiewende und keine Transformation der Wirtschaft hin zu Nachweise auch im Südwesten Auch in Baden-Württemberg gibt es Probleme mit PFAS. Das Land sei nicht nur, aber insbesondere durch großräumige PFAS-Verunreinigungen in Böden und Grundwasser in Mittelbaden besonders betroffen, erklärt das Umweltministerium. Auf einer Tagung positionierte sich diese Woche auch die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee – das bedeutendste Trinkwasserreservoir des Landes – für weitreichende Einschränkungen der „problematischen Schadstoffgruppe“. Hintergrund sind mehrere Bildungsstudien, bei denen Schülerinnen und Schüler im Land schlecht abgeschnitten hatten. So Kultusministerin Theresa Schopper. Foto: Christoph Schmidt/dpa wurde im Herbst bekannt, dass immer mehr Grundschüler die Regelstandards beim Lesen, Schreiben, Rechnen und Zuhören nicht mehr erreichen. Erst am einer klimaneutralen Produktion.“ Zudem drohe die medizinische Versorgung „um Jahrzehnte“ zurückgeworfen zu werden. Dagegen hat Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) Ende Februar verkündet, dass Baden- Württemberg hinter der PFSD- Verbots-Initiative stehe. Die Substanzen dürfen „nicht mehr in diesem Umfang in die Umwelt gelangen“. Die Ministerin sehe die Problematik für die Wirtschaft, appelliere aber an die Industrie, „rechtzeitig alternative Stoffe zu entwickeln“ oder auf bereits vorhandene Alternativen zurückzugreifen, hieß es in der Pressemitteilung. Diese habe weiter Gültigkeit, sagte ein Sprecher. Gerade erst sprachen sich Walker und ihre Länderkollegen in der Umweltministerkonferenz einstimmig für eine schnelle europaweite Beschränkung von PFAS-Chemikalien aus. Dienstag ergab eine internationale Studie, dass jeder vierte Viertklässler in Deutschland beim Lesen das Mindestniveau verfehlt. Laut Ministerium sollen auch weitere Maßnahmen mithilfe des Sozialindex gezielt im Land verteilt werden. „Der vorläufige Sozialindex dient als Grundlage für die Auswahl der Schulen für den Einsatz Pädagogischer Assistenten, der Erprobung multiprofessioneller Teams an Grundschulen sowie der Auswahl der für ein Freiwilliges Soziales Jahr im pädagogischen Bereich der Schulen infrage kommenden Einsatzstellen“, so das Ministerium. dpa Jüdische Gemeinden wachsen Religion 100 Neue Mitglieder in Baden und Württemberg im vergangenen Jahr. Viele kommen aus der Ukraine. Stuttgart. Die beiden Israelitischen Religionsgemeinschaften im Südwesten haben 2022 Mitglieder gewonnen. Insgesamt gab es in Baden und Württemberg 100 neue Mitglieder, wie die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland am Freitag in Frankfurt mitteilte. In Baden gehörten der Israelitischen Religionsgemeinschaft Ende vergangenen Jahres 5049 Menschen an, in Württemberg waren es 2 637. Insgesamt haben die mehr als 100 jüdischen Gemeinden in Deutschland im vergangenen Jahr 2022 eine große Zahl neuer Mitglieder bekommen. Hintergrund ist vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, vor dem auch viele Menschen jüdischen Glaubens geflohen sind. Insgesamt hätten sich rund 1400 Geflüchtete aus diesem Gebiet einer jüdischen Gemeinde hierzulande angeschlossen. Damit stieg die Zahl der Mitglieder auf 90 885. 2021 hatte die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland noch bei 91 839 gelegen. Der Rückgang geht den Angaben zufolge vor allem auf den zwischenzeitlichen Austritt der jüdischen Kultusgemeinde Mainz mit ihren rund 1000 Mitgliedern aus dem Dachverband zurück. Es habe erstmals seit 2006 einen positiven Effekt bei der Mitgliederentwicklung gegeben. Von der Statistik sind nur Menschen jüdischen Glaubens erfasst, die sich bei einer Gemeinde registriert haben. dpa Attacke mit Messer Gewalt Kundin in Tübinger Buchhandlung wird lebensgefährlich verletzt. Tübingen. Ein Mann hat am Freitag eine Frau in einer Tübinger Buchhandlung mit dem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Ersten Erkenntnissen zufolge soll der 40-Jährige der zufällig anwesenden Kundin willkürlich einen Stich in den Oberkörper versetzt haben, wie die Polizei mitteilte. Die 56-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht, der mutmaßliche Täter ließ sich am Tatort widerstandlos festnehmen. Er soll aus dem Raum Weilheim-Schongau stammen und deutscher Staatsangehöriger sein. Der Mann werde am Samstag dem Haftrichter vorgeführt, hieß es. Zu den Hintergründen der Tat machte die Polizei bisher keine Angaben. Ermittlungen wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts seien aufgenommen worden. Der Vorfall ereignete sich gegen 11.50 Uhr in der Innenstadt. dpa/swp NA SOWAS Ein Mann ist etwa neun Kilometer auf der Kupplung zwischen zwei Waggons eines Regionalzugs mitgefahren. Der 40-Jährige sprang am Bahnhof Backnang auf den Zug auf, als dieser gerade aus dem Bahnhof fuhr, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Mitfahrende entdeckten ihn und gaben dem Zugmitarbeiter Bescheid, der eine Notbremsung einleitete. In Winnenden kam der Zug zum Stehen, der Mann wurde der Polizei übergeben. Verletzt wurde niemand. Dem Bahnmitarbeiter gegenüber gab der Mann demnach an, in Backnang aus dem Zug ausgestiegen zu sein. Ihm sei dann aber eingefallen, dass er etwas im Zug vergessen habe. dpa Gewalttat Anklage gegen 46-Jährige Offenburg. Weil sie einen Bekannten in Kehl (Ortenaukreis) mit einem Messer tödlich verletzt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Offenburg Anklage gegen eine 46-Jährige erhoben. Demnach soll diese dem Mann Ende Dezember 2022 eine Stichwunde am Knie zugefügt haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Der Mann habe dabei so viel Blut verloren, dass er wenig später gestorben sei. Zuvor sei es zwischen den beiden zum Streit gekommen. dpa Brasilien bekommt Dino-Fossil zurück Ein wohl illegal nach Baden-Württemberg gebrachtes Dino-Fossil soll Brasilien zurückgegeben werden. Das teilte ein Sprecher des Landeswissenschaftsministeriums mit. Derzeit würden die Rückgabe-Modalitäten mit dem Auswärtigen Amt geklärt. Das Fossil eines Ubirajara jubatus befindet sich im Naturkundemuseum Karlsruhe, eine Ausfuhrgenehmigung aus Brasilien fehlt. dpa/Foto: Uli Deck/dpa Unfall Kradfahrer stirbt nach Kollision Berkheim. Ein Motorradfahrer ist im Landkreis Biberach mit einem Traktor zusammengestoßen und ums Leben gekommen. Ein 20-Jähriger wollte ersten Erkenntnissen nach mit seinem Traktor bei Berkheim aus einem Feldweg nach rechts auf eine Landstraße abbiegen und habe dem Motorradfahrer dabei die Vorfahrt genommen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Es kam zur Kollision, bei der der 38 Jahre alte Motorradfahrer lebensbedrohlich verletzt wurde. dpa Feuer Gartenhütten brennen Mannheim. Bei einem Brand in einer Kleingartenanlage in Mannheim ist ein Schaden im sechsstelligen Bereich entstanden. Wie die Polizei mitteilte, wurden in der Nacht zum Freitag sechs Hütten beschädigt, vier davon brannten vollständig aus. Laut einem Sprecher gab es keine Verletzten. Der Brand war demnach aus bislang ungeklärter Ursache in einer der Gartenhütten ausgebrochen. Das Feuer habe dann auf fünf in der Nähe befindliche Hütten übergegriffen. dpa

7 BLICK IN DIE WELT Samstag, 20. Mai 2023 Low Carb für Zootiere Ernährung Eisbär Knut hatte eine Vorliebe für Croissants, Gorilla-Weibchen Fatou eine Schwäche für Quarkcreme. Solche Kalorienbomben sind heute tabu. In Tierparks wird auf gesundes Futter geachtet. Von Anja Sokolow, dpa Flusspferd Kathi ist schüchtern und schaut lieber aus sicherer Entfernung zu, wie sich Ede, Nicole und Nala ihr Geburtstagsbuffet einverleiben. Zu Kathis 48. haben die Tierpfleger Möhren, Äpfel und Salat als Leckerbissen neben dem Heu drapiert. „Früher gab es auch mal eine Melone, aber das ist vorbei. Zu viel Zucker“, sagt Tierpfleger Clemens Reckmann. Selbst die Äpfel und Möhren seien eine Ausnahme. Denn normalerweise ernähren sich Flusspferde ausschließlich von Gras. In Zoo und Tierpark wird zunehmend auf gesunde Ernährung geachtet. Buttrige Croissants, wie sie einst Eisbär Knut ab und zu bekam, sind passé. Oder auch die Reistorte mit Quarkcreme, wie sie Gorilla-Dame Fatou zum 58. Geburtstag verspeiste – inzwischen unvorstellbar. „Low Carb und High Fibre“, wenig Kohlenhydrate und viele Pflanzenfasern, so laute das Ernährungsprinzip heute, erklärt Andreas Pauly, Leiter der Abteilung Tiergesundheit, Tierschutz und Forschung. Seit einigen Jahren würden die Futterpläne nach und nach umgestellt. Ziel sei es, die Ernährung der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu kopieren. „Es ist eine Frage der artgerechten Haltung und des Tierschutzes“, so der Arzt. Im Laufe der Jahre sei deutlich geworden, dass es sich lohne, genauer auf die Ernährung zu schauen. „Die Fütterung ist in der Tiermedizin im Zoo ein zentraler Faktor geworden, sie gehört zur Prophylaxe. Wir wollen ja, dass die Tiere gar nicht erst krank werden“, erklärt Pauly. Eine falsche Ernährung könne jede Menge Krankheiten verursachen, so der Tierarzt. Bei den Primaten etwa führe eine zuckerreiche Ernährung zu typischen Zivilisationskrankheiten: „Wir bekommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, die Zähne werden schlecht. Auch Diabetes Mellitus ist ein großes Problem. Und es kann auch zu Durchfall und eher zu Parasitenbefall kommen.“ El Niño kostet Weltwirtschaft viele Billionen Studie Wissenschaftler berechnen Gesamtschäden durch wiederkehrendes Wetterphänomen im Pazifik. Hanover (USA). Die wirtschaftlichen Kosten durch das Wetterphänomen El Niño gehen einer Studie zufolge weltweit in die Billionen Euro. Für ihre im Fachjournal „Science“ veröffentlichte Untersuchung haben US-Wissenschaftler nicht nur die direkten Verluste betrachtet, die mit El Niño einhergehende Wetterextreme wie Überflutungen und Dürren verursachen. Zudem berechneten Christopher Callahan und Justin Mankin vom Dartmouth College in Hanover (US-Bundesstaat New Hampshire) auch den Einfluss von El Niño auf das Wirtschaftswachstum und das Einkommen der betroffenen Menschen. Für das Flusspferd gibt es heute vor allem Heu und Salat. „El Niño“, das Christkind – so nannten peruanische Fischer ein Klimaphänomen, das alle paar Jahre im Pazifik auftritt und dessen Auswirkungen dort oft in der Weihnachtszeit bemerkt wurden. Dabei verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. Prognose für Spätsommer 2023 In Teilen Afrikas und Südamerikas wird mit mehr Überschwemmungen gerechnet, in Südostasien und Ostaustralien häufen sich dagegen Dürren und Waldbrände. Für den Spätsommer 2023 prognostiziert die Weltwetterorganisation (WMO) ein Auftreten Statt Obst bekommen die Affen nun Salat und Gemüse. „Es gibt natürlich Primaten, die ernähren sich in freier Wildbahn von Früchten. Aber diese Früchte haben normalerweise einen viel geringeren Kohlenhydratanteil als unser Zuchtobst“, so Pauly. Die zuckerarme Kost zahle sich aus. „Bei Mantelpavianen hatten wir zum Beispiel einen starken Befall von Peitschenwürmern, durch die Umstellung des Futterplans konnten wir ihn auf ein erträgliches Maß reduzieren“, erläutert der Arzt. „Und ich hatte noch nie einen Primaten mit Diabetes Mellitus“, so Pauly. In anderen Zoos gebe es durchaus Tiere, die mit Insulin behandelt werden müssten. Wie bei vielen Menschen auch sei eine radikale Umstellung der Ernährung aber nicht möglich. Auch bei den Tierpflegern müsse mitunter Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn die wollten ihre Schützlinge auch gern mal verwöhnen. Ungesundes werde nach und nach reduziert und ersetzt. „In der Wiederkäuerfütterung haben wir noch Futterrüben. Wenn die verfüttert sind, ist damit auch Schluss, denn die enthalten ebenfalls zu viel Zucker“, sagt Pauly. Der hohe Zuckeranteil könne bei Wiederkäuern zur von El Niño mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent. „Der Gesamtpreis für solche Ereignisse wurde noch nie vollständig beziffert“, so Callahan. „Man muss das gesamte reduzierte Wachstum auch in der Folgezeit zusammenzählen, nicht nur, wenn das Ereignis stattfindet.“ Er und Mankin analysierten die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf für zahlreiche Länder in den Jahren 1960 bis 2019 und verglichen dies mit dem Auftreten von El Niño in den Jahren 1982/1983 sowie 1997/1998. Da sich der Einbruch einer wirtschaftlichen Entwicklung auch auf die Folgejahre auswirkt, errechneten die Wissenschaftler Foto: Monika Skolimowska Mehr Futter wie in freier Wildbahn Deutschlandweit geht der Trend in Zoos und Tierparks zu einer gesünderen Ernährung, die sich daran orientiert, was die Tiere in freier Wildbahn fressen. Das bestätigt der Verband der Zoologischen Gärten, der 71 Einrichtungen vertritt. „Auch wenn es klingt wie der neueste Trend in einer Publikumszeitschrift, so spielt gesunde Ernährung bei unseren Zootieren tatsächlich eine wichtige Rolle, schließlich steht das Tierwohl an erster Stelle“, sagt Geschäftsführer Volker Homes. dpa Betroffen sind vor allem Länder in den Tropen, die ohnehin zu den ärmeren zählen. den ökonomischen Verlust für die fünf auf El Niño folgenden Jahre. Für das Ereignis 1982/1983 betrug er demnach 4,1 Billionen Dollar (umgerechnet 3,76 Billionen Euro), für 1997/1998 waren es 5,7 Billionen Dollar (5,23 Billionen Euro), jeweils im Verhältnis zu einer Zeit ohne El Niño. Betroffen sind vor allem Länder in den Tropen, die ohnehin Pansenazidose, einer Stoffwechselkrankheit führen. Stattdessen seien energiereiche Pellets mit wenigen Kohlenhydraten, vielen Vitaminen, Mineralstoffen, Rohfasern eine bessere Alternative. Bei der Frage, welche Tiere wie am besten ernährt werden sollten, helfen laut Pauly Experten des Europäischen Zooverbands mit Beispielen aus der Praxis. Auch aus den USA komme viel Wissen. Dort sei man in Sachen gesunde Ernährung bei Zootieren weiter als hierzulande. Eistorten zum Geburtstag Ganz auf Überraschungen verzichten müssen die Tiere aber trotzdem nicht. Zum 65. Tierparkgeburtstag hätten die Azubis den Kamelen beispielsweise einen Heuballen mit Äpfeln, Paprika und Möhren verziert, erklärt Sprecherin Philine Hachmeister. Auch Eistorten seien nach wie vor möglich. „Man kann das Wasser ja mit Spinat-, Rote Bete- oder Möhrensaft färben“, so Pauly. Paul Dierkes, Leiter der Abteilung Didaktik der Biowissenschaften und Zootierbiologie der Universität Frankfurt am Main, sieht in Zootier-Geburtstagen und Überraschungstorten auch einen Sinn: „Dabei kann man sicher nicht pauschalisieren: Bei Reptilien ist es wohl relativ egal, ob man ihnen eine Torte hinstellt. Aber wenn es um Arten wie Gorillas geht, hat das eine Bedeutung.“ Wenn sich Tierpfleger intensiv mit Fragen des Fütterns und der Beschäftigung auseinandersetzen, profitieren nach den Worten des Fachmanns auch die Tiere. Dies könne die emotionale Bindung und das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier fördern. Für Fatou gab es in diesem Jahr zum 66. Geburtstag übrigens einen Geschenkkorb mit Paprika, Löwenzahn und – als große Ausnahme – Wassermelone. Zusätzlich reichten die Tierpfleger einen Blumenstrauß aus Salat, Kräutern und Zweigen, verziert mit essbaren Blüten und Beeren. zu den einkommenschwächeren zählen. „El Niño verstärkt die größeren Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und wirkt sich unverhältnismäßig stark auf diejenigen unter uns aus, die am wenigsten widerstandsfähig und vorbereitet sind“, betont Mankin. Die Studienautoren plädieren dafür, nicht nur die Emissionen der Treibhausgase zu verringern. „Wir müssen sowohl den Klimawandel abmildern als auch mehr in die Vorhersage von und Anpassung an El Niño investieren, da diese Ereignisse die zukünftigen Kosten der globalen Erwärmung nur erhöhen werden“, erklärt Mankin. dpa Heftiges Erdbeben in der Südsee Naturgewalt Eine Tsunami-Warnung wird nach wenigen Stunden aufgehoben. Stärke wird mit 7,7 angegeben. Nouméa. Nach einem heftigen Erdbeben der Stärke 7,7 nahe der Inselgruppe Neukaledonien ist die Gefahr von gefährlichen Flutwellen gebannt: Wenige Stunden nach dem Beben in der Südsee hob das Frühwarnsystem in den USA seine Tsunami-Warnung wieder auf. Zunächst hatte es eine Warnung unter anderem für Neukaledonien, Vanuatu und Fidschi gegeben. Nachdem anfangs von möglicherweise bis zu drei Meter hohen Wellen in Vanuatu die Rede war, relativierte die Behörde die Angaben später. Schließlich wurde die Warnung ganz aufgehoben. Nach USGS-Angaben gab es aber zahlreiche Nachbeben in der Region mit Stärken von bis zu 5,9. Die Behörden in Vanuatu hatten den Bewohnern der gesamten Inselgruppe geraten, sofort Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und sich von Küstengebieten in höher gelegene Regionen zu begeben. Auch in Neukaledonien wurden die Menschen aufgefordert, Küstengebiete zu verlassen. Die Notfallagentur in Neuseeland twitterte, sie verfolge die Situation genau. „Wir gehen davon aus, dass es in den Küstengebieten Neuseelands starke und ungewöhnliche Strömungen und unvorhersehbare Fluten an der Küste geben wird“, hieß es. Das Beben ereignete sich in 37 Kilometern Tiefe südöstlich der Loyalitätsinseln, die ein Teil des französischen Überseegebiets Neukaledonien sind. Auf den Inseln leben 18 000 Menschen.dpa Waldbrand in Grenznähe Tschechien Festnahme: Betrunkener hantierte mit Feuerwerkskörpern. Usti nad Labem/Bad Schandau. Im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ist am Himmelfahrtstag nahe der Grenze zu Sachsen ein Brand ausgebrochen. Die Flammen seien nach mehreren Stunden unter Kontrolle gebracht worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) mit. Die Polizei nahm im Zusammenhang mit dem Feuer einen Verdächtigen fest. Gegen ihn werde wegen des Verdachts der Gefährdung der Allgemeinheit ermittelt, hieß es. Der Bürgermeister von Hrensko, Zdenek Panek, sagte, bei dem Verdächtigen handle es sich um einen 25 Jahre alten Mann, der unter Alkoholeinfluss mit Feuerwerkskörpern hantiert habe. Auch der benachbarte Nationalpark Sächsische Schweiz teilte mit, dass ein mutmaßlich betrunkener Mann einen Feuerwerkskörper gezündet haben soll. dpa ZAHL DES TAGES 162 Millionen Pfund (186 Millionen Euro) hat das Staatsbegräbnis für Königin Elizabeth II. die britischen Steuerzahler gekostet. Das teilte die britische Regierung in ihrer ersten offiziellen Schätzung mit. Die Trauerfeier am 19. September ging einher mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen für hunderte Staatsoberhäupter und Monarchen aus dem Ausland. afp Westafrika Frei nach sieben Jahren Geiselhaft Perth. Ein australischer Arzt ist nach sieben Jahren Geiselhaft im westafrikanischen Burkina Faso wieder in Freiheit und in die Heimat zurückgekehrt. Er sei „sicher und wohlauf“ und bereits mit seiner Familie wiedervereint, sagte die australische Außenministerin Penny Wong. Der heute 88-Jährige war 2016 zusammen mit seiner Ehefrau von einer militanten Gruppe verschleppt worden. Seine Frau wurde nach einem Jahr freigelassen. Das Paar führte in Burkina Faso eine Klinik. dpa Ascheregen rund um Vulkan Popocatépetl Puebla. Wegen eines vom Vulkan Popocatépetl verursachten Ascheregens ist in Zentralmexiko der Unterricht an rund 900 Schulen ausgefallen. Der Popocatépetl, einer der aktivsten Vulkane Mexikos, liegt etwa 85 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt und hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Asche, Dampf und Gas ausgestoßen. Die nationale Behörde zur Katastrophenprävention (Cenapred) empfahl den Menschen in der Region, Nase, Mund und Augen zu schützen, Fenster zu schließen und in geschlossenen Räumen zu bleiben. dpa Eine Asche- und Dampffahne steigt aus dem Popocatépetl auf. FOTO: MARCO UGARTE/AP/DP NA SOWAS Wegen seiner Tabaksucht hat ein Hundebesitzer seinen Anschlusszug in Bad Kleinen (Mecklenburg-Vorpommern) verpasst und zwei Welpen allein nach Schwerin reisen lassen. Die beiden alleinreisenden Shih-Tzu-Hunde fielen einer Zugschaffnerin auf, die sie in Schwerin der Bundespolizei übergab. Der Mann war mit den Tieren und mehreren Gepäckstücken von Wismar über Schwerin nach Nauen unterwegs. Nach rund einer Stunde Bahnreise wollte der 54-Jährige in Bad Kleinen auf dem Bahnsteig eine Zigarette rauchen, der Zug fuhr ohne ihn weiter. Seine Hunde bekam der Mann später in Schwerin wieder; seine drei Gepäckstücke dann in Nauen. dpa

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