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Heidenheimer Zeitung von 20.05.2023

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4 INTERVIEW Samstag, 20.

4 INTERVIEW Samstag, 20. Mai 2023 Als Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. war er einer der einflussreichsten Deutschen in der katholischen Weltkirche. Nach fast 30 Jahren in unterschiedlichen Funktionen in Rom ist der Blick des Schwarzwälders Gänswein auf die katholische Kirche in Deutschland gelinde gesagt: kritisch. Daran lässt Georg Gänswein auch beim Gespräch im Herder Verlag in Freiburg keinen Zweifel. Dort ist sein neues Buch über die gemeinsame Zeit mit Benedikt erschienen. Die Veröffentlichung der italienischen Ausgabe unmittelbar nach dem Tod des emeritierten Papstes an Silvester hatte in Rom für Stirnrunzeln gesorgt. Herr Erzbischof, wie behalten Sie Papst Benedikt XVI. in Erinnerung? In Erinnerung bleibt der Eindruck eines ebenso tiefgläubigen wie blitzgescheiten, milden und gutherzigen Menschen, der zuhören konnte und was er für richtig hielt auch offen, ehrlich und überzeugend sagte. Es bleibt aber auch die Erinnerung, dass Benedikt XVI. in der Öffentlichkeit oft verzerrt und einseitig dargestellt wurde. Was haben Sie am meisten an ihm geschätzt? Hochgeschätzt habe ich seine Kombination von intellektueller Brillanz und von unerschütterlichem Glauben. Das zeigte sich vor allem darin, dass er Menschen gegenüber offen war und zuhörte, unabhängig von jeglichem Rang oder Amt seines Gegenübers. Ebenso geschätzt habe ich die Gabe des Lehrens und der Standhaftigkeit. Sie haben Joseph Ratzinger 27 Jahre lang begleitet. Wie hat Sie diese Zeit geprägt? Diese Zeit hat mich in meinem Glauben, in der Art und Weise den Glauben zu verkünden und in der Überzeugung gestärkt. Papst Benedikt ist so etwas wie ein Kompass für mein Leben geworden, der mir Sicherheit, Klarheit und innere Freude geschenkt hat. Wie würden Sie sein theologisches Vermächtnis beschreiben? Das ist ein Schatz, den es erst noch zu heben gilt. Was er wortgewaltig geschrieben und auch verkündet hat, hat er persönlich vorgelebt. Sein Glaubenszeugnis hat viele Menschen bestärkt, ermutigt und im Glauben geführt. Ein zentrales Anliegen seines theologischen Wirkens war es, die Schönheit und die Freude des Glaubens zu vermitteln. Das hat gezündet und der Funke ist auch auf mich übergesprungen. In Ihrem Buch „Nichts als die Wahrheit“ klingen Unstimmigkeiten zwischen Papst Benedikt und seinem Nachfolger Papst Franziskus an. Wie zum Beispiel: der Wohnort. Papst Benedikt lebte im Apostolischen Palast, Papst Franziskus in einer Wohnung im Gästehaus Santa Marta . . . Ein anderer Wohnort ist doch kein Beispiel für „Unstimmigkeiten“. Papst Franziskus ließ in einer öffentlichen Audienz wissen, dass er in großen Räumen nicht leben könne. Diese Aussage erweckte den Eindruck, dass im Apostolischen Palast, wo bisher die Päpste lebten, Luxus herrsche und im Gästehaus Bescheidenheit. Das ist ein Eindruck, aber nicht die Realität. Die päpstliche Wohnung in Santa Marta ist ebenso nobel wie schön. Der Apostolische Palast als Renaissancegebäude sieht von außen recht prächtig aus, was allerdings auf die Lebensform keinerlei Rückschluss zulässt. Auch im Palast gibt es bauliche Tücken und Macken, die das konkrete, alltägliche Leben mitunter vor Herausforderungen stellt. Sind das Stilfragen oder gibt es ein unterschiedliches Kirchenverständnis? Ich würde sagen, es sind eher Stilfragen. Jeder Papst setzt eigene Schwerpunkte, so auch Papst Franziskus. Deutlich wahrnehmbar in seiner Verkündigung ist, dass er von einer armen und selbstlosen Kirche spricht, was er auch mit kräftigen Bildern zum Ausdruck bringt: aus der Sakristei ausziehen, an die Peripherien gehen, sich die Hände schmutzig machen. Freilich sind Unterschiede zwischen beiden zu erkennen: im Temperament, in der Mentalität, im Charakter und auch in der Sprache. Ich sehe diese Unterschiede aber eher als eine Bereicherung. Für nicht wenige sind sie gewöhnungsbedürftig. Erzbischof Georg Gänswein schaut mit Skepsis auf die katholische Kirche in Deutschland. Fotos: Markus Kirchgessner Beschlüsse haben keinerlei Bindung Georg Gänswein Die Vorbehalte gegen den deutschen Weg der Missbrauchsaufarbeitung sind unüberhörbar. Der ehemalige Papstsekretär zu Spannungen in der katholischen Weltkirche und über das Vermächtnis des verstorbenen Papstes Benedikt. Von Elisabeth Zoll Die Gefahr des Synodalen Weges ist und bleibt, dass er aus dem Glauben der Gesamtkirche ausschert. Unterschiede zeigen sich in der Bewertung der alten, lateinischen Messe. Papst Benedikt hat durch einen päpstlichen Erlass Ausnahmen zugelassen, Papst Franziskus hat diese Ausweitung wieder zurückgenommen. Ist das auch nur eine Stilfrage? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die lateinische Messe nie abgeschafft worden ist. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils öffnete die Feier der Heiligen Messe auch für die Muttersprache. In der Folge ergaben sich Änderungen in der Umsetzung der Reform, die manchen Katholiken Schwierigkeiten bereiteten. Als Folge dieser Auseinandersetzungen hat Papst Johannes Paul II. im Jahre 1988 (nach dem Schisma von Erzbischof Lefebvre) durch die Gründung der Petrus-Bruderschaft die lateinische Messe im tridentinischen Ritus bedingt zugelassen. Diese Bedingungen hat dann Papst Benedikt erweitert, sein Nachfolger Papst Franziskus wieder zurückgenommen. Seine Sorge war unter anderem, dass die Verteidiger des tridentinischen Ritus Schwierigkeiten haben mit der Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Liturgiefragen sind somit keine Stilfragen, sondern eine Frage des Kirchenverständnisses. Wie schauen Sie selbst auf die Kirche in Deutschland? Wenn von der katholischen Kirche in Deutschland die Rede ist, denken viele sofort an den Synodalen Weg. Das ist fatal. Der Synodale Weg sollte eine Antwort geben auf die Missbrauchsstudie von 2018. Im Laufe dieser Initiative wurden allerdings Ziele angestrebt, die von der ursprünglichen Intention weggeführt haben. Von Rom aus gesehen, ist von einer Lebendigkeit und Glaubensfestigkeit in Deutschland wenig zu erkennen. Das hat auch der Synodale Weg nicht verbessert. Ernsthafte Glaubensfragen, die die Menschen interessieren, sind das eine, ein Gerangel um Struktur- und Machtfragen das andere. Die Gefahr des Synodalen Weges ist und bleibt, dass er aus dem Glauben der Gesamtkirche ausschert. Die sogenannten Beschlüsse, die am Ende gefasst wurden – auch das ist zu betonen – haben keinerlei Bindung, weil sie keinerlei Rechtskraft besitzen. Heißt das, eine Debatte über Strukturen kann keine Antwort auf den Missbrauchsskandal sein? Der Missbrauch ist eine der notvollsten Erfahrungen, unter der die Kirche gegenwärtig weltweit leidet. Dessen Aufarbeitung kam nur langsam in Gang und es wurde immer mehr erkannt, dass nicht die Institution, sondern die Opfer Priorität haben müssen. Opferschutz geht vor Institutionenschutz. Für eine gelungene Aufarbeitung darf Österreich genannt werden, wo eine von der Bischofskonferenz ernannte unabhängige Kommission aus Fachleuten mit hoher Kompetenz diese Aufgabe für alle Bistümer gemeinsam hervorragend gelöst hat. Mit Konsequenzen für diejenigen, die Täter waren oder Täter geschützt haben. Papst Benedikt ist so etwas wie ein Kompass für mein Leben geworden. Der Gesprächsprozess hat zu Differenzen mit Rom geführt. Doch in Frankfurt wurde keine neue Reformation ausgerufen. Ist damit wieder alles gut oder hat das Zerwürfnis tiefere Gräben aufgerissen? Im Oktober findet in Rom die Weltbischofssynode zur Synodalität statt. Dort werden auch die deutschen Vertreter präsent sein. Synodaler Weg und Weltbischofssynode klingen ähnlich, sind aber zwei unterschiedliche Realitäten. Wieweit Ergebnisse des Synodalen Weges die anderen Teilnehmer aus aller Welt beeindrucken können, bleibt abzuwarten. Es darf aber nicht vergessen werden, dass bereits jetzt aus verschiedenen Ländern kritische Stimmen laut geworden sind zu dem, was in Frankfurt verabschiedet wurde. Manche Kritik bemängelt, dass es hier nicht wirklich um Glaubensfragen geht, die die Menschen wirklich bedrängen, sondern um Struktur- und Machtfragen, die dem Thema Synodalität nicht hilfreich sind. Meine Sorge ist, dass die Frankfurter Ergebnisse eher Unruhe stiften, als dass sie ein kraftvoller Beitrag für eine Glaubenserneuerung sind. Gibt es etwas, das die Weltkirche von den Prozessen in Deutschland lernen kann? Darauf weiß ich keine Antwort. Darauf bin auch ich sehr gespannt. Der Glaubwürdigkeitsverlust kommt doch nicht vom Synodalen Weg, sondern von Missbrauchsverbrechen und davon, dass Kirchenmänner wie der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, die Weisung, Missbrauchsverbrechen nach Rom zu melden, mit Füßen getreten haben. Hat Sie das als Kirchenrechtler überrascht? Nicht nur überrascht, sondern erschüttert. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Eines muss aber festgehalten werden: Der Missbrauch der Amtsvollmacht ist ebenso sündhaft wie strafbar. Wer Verantwortung hat, muss dieser gerecht werden und Rechenschaft ablegen. Gibt es überhaupt eine Kontrolle, wie päpstliche Erlasse in der Welt umgesetzt werden? So gut es möglich ist, ja. Eine absolute Kontrolle gibt es wie in anderen ähnlichen Bereichen leider nicht, das übersteigt die menschlichen Möglichkeiten. Sie sind nach wie vor Priester im Erzbistum Freiburg. Empfinden Sie eine Fremdheit, wenn Sie nach Deutschland kommen? Nein, überhaupt nicht. Meine Wurzeln sind im Schwarzwald, dort habe ich Freunde, Bekannte – und meine Familie lebt dort. Jenseits aller Medienberichte bekomme ich auch so viel vom gelebten oder nicht gelebten Glauben mit. Im Schwarzwald fühle ich mich zu Hause. Was schätzt der Römer an seiner Heimat im Schwarzwald? Den Menschenschlag, geprägt von Aufrichtigkeit, Anständigkeit und Fröhlichkeit. Und das Gute, das auf den Tisch kommt. Ob flüssig oder fest. Und was möchte der Schwarzwälder an Rom nicht missen? Die weltkirchlichen Erfahrungen, den Blick über den deutschen Tellerrand und die Vielfalt der Glaubenszeugnisse, denen ich hier bei den Menschen aus aller Welt begegne. Und ebenfalls die mediterrane Küche. Sie stehen vor einer beruflichen Neuorientierung. Wohin tendiert Ihr Herz: nach Rom oder nach Deutschland? Es geht nicht darum, wohin ich tendiere oder mein Herz. Papst Franziskus, so hoffe ich, wird mir seine Entscheidung über meine Zukunft bald mitteilen. Dem gehe ich mit Gottvertrauen und Zuversicht entgegen. Erzbischof Georg Gänswein beim Gespräch mit Elisabeth Zoll. Zur Person Erzbischof Georg Gänswein (66) lebt seit 28 Jahren in Rom. Sein Weg ist eng mit dem verstorbenen Papst Benedikt verbunden. Neun Jahre arbeitete er an der Seite des Kurienkardinals Ratzinger, acht Jahre diente er dem amtierenden Papst Benedikt als Privatsekretär, zehn Jahre war er die rechte Hand des emeritierten Papstes. Der Experte für Kirchenrecht ist im Schwarzwald geboren. Er gehört offiziell als Priester zum Erzbistum Freiburg. Kurz nach dem Tod des emeritierten Papstes am 31. Dezember 2022 veröffentlichte Georg Gänswein ein Buch, das jetzt in Deutschland unter dem Titel „Nichts als die Wahrheit. Mein Leben mit Benedikt XVI.“ im Herder Verlag erschienen ist. 320 Seiten, 28 Euro.

5 SÜDWESTUMSCHAU Samstag, 20. Mai 2023 Enorme Summen ausgegeben Corona Land zieht Bilanz im Kampf gegen die Pandemie: Millionen für Masken, Milliarden für Unternehmen. Stuttgart. Nach dem Ende der Corona-Pandemie hat das Land seine Bücher geöffnet und einen Überblick über die milliardenschweren Ausgaben im Kampf gegen das Virus gegeben. Demnach wurden zwischen 2020 und Ende Februar dieses Jahres insgesamt rund 4,9 Milliarden Euro ausgegeben – unter anderem für Masken und Testzentren, für Coronatests in Schulen, Informationsmaterial, Überbrückungshilfen sowie für die Pandemiebekämpfung in der Pflege. Weitere milliardenschwere Ausgaben fielen für gemeinsame Programme mit Bund und Ländern sowie für den Schutz von Flüchtlingen an. Das geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag hervor. „Die Corona-Pandemie hat uns als Gesellschaft viel abverlangt. Das zeigt sich nicht zuletzt an den enormen Summen, die für dieses Jahrhundert-Ereignis aufgewendet werden mussten“, teilte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) mit. „Es ging buchstäblich jeden Tag auch darum, die Menschen zu schützen und Leben zu retten. Dafür war das viele Geld nötig und gut angelegt.“ Die Bilanz ist noch nicht endgültig. Erstattet zum Beispiel der Bund einen Teil der Kosten, so sind diese ebenso in der Summe enthalten wie Ausgaben, die etwa bei Coronahilfen als Kredite angefallen sind und somit noch an die Landeskasse zurückfließen. Stadt- und Landkreise haben zudem noch Zeit, Ausgaben für Masken, Schutzausstattungen oder auch Desinfektionsmittel geltend zu machen. Es ging jeden Tag auch darum, die Menschen zu schützen und Leben zu retten. Manfred Lucha Gesundheitsminister Kostspielig war es laut Ministerium vor allem, Unternehmen während der Pandemie durch Ausgleichszahlungen, Überbrückungshilfen und Konjunkturprogramme zu unterstützen (rund 2,3 Milliarden Euro). Für Masken, weitere Schutzausstattung, Desinfektionsmittel sowie für Impfund Testzentren gab das Land seit 2020 rund 1,2 Milliarden Euro aus. An den Ausgaben für die Impfstrukturen – also für den Bau und Betrieb von Impfzentren und mobilen Impfteams des Landes – hat sich zur Hälfte der Bund beteiligt. In den Schulen und Kitas mussten unter anderem die Coronatests, die Schutzausrüstung, die Digitalisierung von Schulen und die Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler bezahlt werden. Kosten: 367 Millionen Euro. dpa Erobert der Wolf bald auch die Schwäbische Alb? Natur Seit Jahren streifen die Raubtiere durchs Land. Dort, wo sie besonders häufig nachgewiesen werden, sind sie sesshaft geworden. Von Moritz Clauß und Petra Walheim Seit Juni 2015 wurden in Baden-Württemberg jedes Jahr Wölfe nachgewiesen, 2022 war das bisherige Rekordjahr mit 105 Nachweisen. Die SÜDWEST PRESSE hat die Daten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg ausgewertet und aufbereitet. Sie zeigen, wie stark der Südwesten des Bundeslandes die Wolf- Statistik dominiert. So wurden allein im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in den vergangenen Jahren 89 Mal Wölfe bestätigt. Aber auch im Norden – im Neckar-Odenwald-Kreis – werden die Tiere immer wieder fotografiert, gefilmt oder anhand von genetischen Spuren nachgewiesen. Wenn die Wölfe Spuren hinterlassen oder tot aufgefunden werden, können Expertinnen und Experten genau feststellen, um welches Individuum es sich handelt und welches Geschlecht die Tiere haben. Bei den Zahlen handelt es sich nicht um immer wieder andere Tiere. Da die Wölfe wandern, gibt es viele Mehrfachnennungen ein und desselben Tieres. Nach Auskunft des Wolfs-Experten Micha Herdtfelder von der FVA konnten seit 2015 gerade mal 17 verschiedene Wölfe genetisch sicher differenziert werden. Auffällig: Bisher wurde in ganz Baden-Württemberg nur ein einziger weiblicher Wolf bestätigt. „GW2407f“, so der offizielle Name des Tieres, hatte Anfang des Jahres mehrere Ziegen im Münstertal gerissen. Im Südschwarzwald gab es seitdem weitere Hinweise auf die Wölfin. Die Experten der FVA sahen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie sich mit einem der sesshaften Wölfe am Schluchsee oder am Feldberg verpaart. 357 Wolf-Nachweise im Land In Baden-Württemberg hat es seit dem Jahr 2015 insgesamt 357 Wolf-Nachweise gegeben, bei denen zweifelsfrei die Anwesenheit eines Wolfs bestätigt werden konnte. Die meisten Nachweise (89) gab es im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald keine Wolf-Nachweise 1 bis 5 Wolf-Nachweise 5 bis 15 Wolf-Nachweise mehr als 15 Wolf-Nachweise männlicher Wolf weiblicher Wolf Geschlecht nicht bestimmt GRAFIK PETERS / QUELLE: FORSTLICHE VERSUCHS- UND FORSCHUNGSANSTALT BADEN-WÜRTTEMBERG Breisgau- Hochschwarzwald 89 Lörrach 11 Rastatt 67 Ortenaukreis 9 Emmendingen 6 Der Wolf lebt im Schwarzwald. Foto: Vasyl Helevachuk/ adobe.stock.com Baden-Baden 1 Waldshut 28 Karlsruhe 4 Freudenstadt 46 Rottweil 1 Schwarzwald- Baar-Kreis 9 Rhein-Neckar -Kreis 2 Calw 31 Enzkreis 1 Tübingen 1 Zollernalbkreis 1 Konstanz 4 Neckar-Odenwald-Kreis 19 Landkreis Heilbronn 3 Ludwigsburg 2 Böblingen 1 Reutlingen 5 Sigmaringen 3 Bodenseekreis 1 Vieh ist vor Rudel sicherer als vor Einzeltieren Sollte sich im Südschwarzwald ein Rudel bilden, haben Viehhalter nach Auskunft von MIcha Herdtfelder von der FVA nicht mehr Angriffe zu erwarten als bei durchwandernden Tieren. Im Gegenteil: Residente Wölfe, die wissen, dass die Weidetiere von Zäunen oder Hunden oder beidem geschützt werden, machten sich kaum die Mühe, die Hindernisse zu überwinden. „Dort, wo sich ein Rudel etabliert und den Herdenschutz akzeptiert hat, ist das Vieh sicherer als bei durchziehenden Tieren.“ Seit der Schluchsee- Wolf ein ausgewachsenes Rind angegriffen hat, steht wieder die Frage im Raum, wann Wölfe abgeschossen werden dürfen. Main-Tauber -Kreis 1 Schwäbisch Hall 1 Göppingen 1 Heidenheim 1 Alb-Donau-Kreis 5 Biberach 1 Ostalbkreis 2 Keine Hinweise auf Rudel Doch nach Auskunft von Micha Herdtfelder, der sich seit vielen Jahren bei der FVA mit den Wölfen beschäftigt, gibt es „bislang keine Anzeichen für Nachwuchs“. Trotzdem kann es ihn geben. „Die Fähe bringt ihre Jungen in einer Höhle zur Welt, und es dauert sechs bis acht Wochen, bis die Welpen rauskommen“, sagt Herdtfelder. Sollte die Fähe tatsächlich Junge geworfen haben, kann es Mitte/Ende Juni oder auch Anfang Juli werden, bis sie groß und neugierig genug sind, um den Bau zu verlassen und eventuell über Fotofallen nachgewiesen werden können. „Wir sind gespannt.“ Allerdings habe es schon seit längerer Zeit keine bestätigten Nachweise mehr für das Paar gegeben, sagt Herdtfelder. „Das muss gar nichts heißen.“ Deshalb könnten sie trotzdem noch zusammen sein. Ein aktueller Nachweis dafür fehle jedoch. Natürlich kann es auch sein, dass die Fähe weitergezogen ist. Sie wurde im Oktober 2021 erstmals in ihrem Heimatterritorium in Mecklenburg-Vorpommern genetisch nachgewiesen. 2022 tauchte sie in Hessen auf, danach wurde sie im Münstertal über die gerissenen Ziegen nachgewiesen. Der Wolf, an dessen Seite die Fähe auf dem Fotofallen-Bild vom Februar entdeckt wurde, stammt aus Niedersachsen. „Viele Wölfe wandern aus Norddeutschland zu, wo es etliche Wolfsrudel gibt“, sagt Herdtfelder. Einige Wölfe seien aber auch schon aus dem Alpenraum in den Schwarzwald gewandert. Der bislang unauffällige Feldberg-Wolf komme aus den Alpen. Dass Wölfe große Strecken zurücklegen können, sei bekannt, sagt der Experte. „Sie tun das aus eigenem Antrieb, werden nicht, wie oft vermutet wird, von ihrem Rudel vertrieben.“ Wenn sie ein bis zwei Jahre alt seien, zögen sie los und suchten sich ein eigenes Territorium, – und zwar beide Geschlechter. „Wenn man die Wölfe lässt, werden weitere zuwandern“, sagt Herdtfelder voraus. Und nicht nur in den Schwarzwald. „Wir erwarten, dass sich auch in anderen Gebieten Wölfe niederlassen.“ Geeignet seien die Schwäbische Alb und der Schwäbisch-Fränkische Wald. „Überall, wo sie Rückzugsräume und genügend Nahrung finden, können sich Wölfe ansiedeln.“ Warum gerade im Süd- und Nordschwarzwald so häufig Wölfe nachgewiesen werden, liegt nach Auskunft von Herdtfelder auch daran, dass das Monitoring dort besonders intensiv ist. Eben weil sich dort Wölfe niedergelassen haben. „Die residenten Wölfe sorgen auch für viele Nachweise“, sagt Herdtfelder. Dass es bisher nur im Schwarzwald residente Tiere gebe, liege daran, dass die Gebiete dünner besiedelt sind und dass genügend Wild vorhanden sei. 17,8 Prozent sind Ausländer Zuwanderung Anteil in Baden-Württemberg erreicht mit rund zwei Millionen Menschen eine neue Rekordmarke. Stuttgart. Die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer in Baden-Württemberg hat eine Rekordmarke erreicht. Knapp über zwei Millionen Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit lebten nach der letzten Statistik vom November 2022 im Südwesten, wie das Statistische Landesamt am Freitag mitteilte. Damit habe der Anteil von Ausländerinnen und Ausländern 17,8 Prozent der Gesamtbevölkerung von 11,28 Millionen Einwohnern ausgemacht. Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe stellen den Angaben zufolge türkische Staatsangehörige (255 660 Menschen), gefolgt von Italienern (180 110) und Rumänen (178 240). Am stärksten ist jedoch die Zahl der Menschen aus der Ukraine gewachsen: Sie hat sich dem Landesamt zufolge während eines Jahres auf 150 105 Personen nahezu verneunfacht. Innerhalb des Landes ist die Verteilung der ausländischen Bevölkerung, so das Landesamt weiter, sehr unterschiedlich, und es sei ein ausgeprägtes Stadt-Land- Gefälle zu beobachten. Denn die Menschen mit ausländischer Staatszugehörigkeit lebten überdurchschnittlich oft in den Städten in der Nähe von Arbeitsplätzen. Am höchsten war deshalb der „Ausländeranteil“ in den Stadtkreisen Pforzheim (30 Prozent), Heilbronn (29 Prozent) und Stuttgart (27 Prozent), am geringsten hingegen in dem ländlich geprägten Main-Tauber-Kreis mit lediglich 12 Prozent. epd Mehr Geld für Abgeordnete Diäten Die so genannte Grundentschädigung steigt um 1,3 Prozent. Stuttgart. Die 154 Abgeordneten des baden-württembergischen Landtags bekommen mehr Geld. Die steuerpflichtige Grundentschädigung steigt Anfang Juli um 1,3 Prozent auf 8383 Euro, wie die Landtagsverwaltung am Freitag in Stuttgart mitteilte. Zudem erhöhe sich die Kostenpauschale um 6,3 Prozent auf 2520 Euro und der Vorsorgebeitrag für die Altersvorsorge um 3,55 Prozent auf 1967 Euro. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte der Landtag die Anpassung der Diäten im Jahr 2020 ausgesetzt – es gab damals eine Nullrunde. 2021 waren die Diäten gesunken. 2022 wurden sie wieder erhöht. Die Entwicklung der Abgeordnetenbezüge orientiert sich an der allgemeinen Einkommensund Kostenentwicklung. Das Indexierungsverfahren wurde 2005 eingeführt. dpa Erzdiözese Ein Haus für die Caritas in Kiew Freiburg/Kiew. Mit dem Kauf eines Hauses in Kiew unterstützt die Erzdiözese Freiburg die Arbeit der Caritas in der Ukraine. Dort soll ein Zentrum mit verschiedenen Diensten entstehen, etwa für Menschen mit Behinderungen, Senioren, arme Familien und Traumatisierte. Die Immobilie habe einen Wert von 1,3 Millionen Euro. Das Geld stammt aus dem Aufbaufonds Ukraine, den die Erzdiözese mit einem Volumen von zehn Millionen Euro aufgelegt hat. epd „Blutritt“ in Weingarten lockt viele Schaulustige Weingarten. Kühl und bewölkt war es zum Start des „Blutritts“ in Weingarten. Doch das hielt die rund 2000 Teilnehmer – darunter einige wenige Frauen – und zehntausende Schaulustige am Freitag nicht davon ab, die katholischen Reiterprozession zu Ehren der Heilig-Blut-Reliquie zu feiern. Schon am frühen Morgen hatten sich die Teilnehmer getroffen, um gemeinsam mit Frack und Zylinder durch die festlich geschmückten Straßen von Weingarten und die angrenzenden Felder zu reiten. Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) schaute sich die Prozession an. dpa FOTO: SILAS STEIN/DPA Die „Blutreiter“ von Weingarten sind alle Jahre wieder ein Spektakel. Feuer Mann stirbt nach Wohnungsbrand Karlsruhe. Ein Mann ist nach einem Wohnungsbrand in Karlsruhe an seinen Verletzungen gestorben. Der 61-Jährige hatte der Polizei zufolge am Mittwochmorgen eine Kerze angezündet, schlief dann jedoch ein und bemerkte nicht, wie die Flamme auf seine Möbel übergriff. Als er aufwachte, versuchte er, das Feuer zu löschen und zog sich dabei schwere Verbrennungen zu. Er wurde mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen, wo er seinen Verletzungen erlag. dpa ZAHL DES TAGES 5Diebe hat die Polizei Rottweil geschnappt. Bei den Einbrechern wurde Diebesgut im Wert von 700 000 Euro gefunden. Die Verdächtigen sollen 2022 in acht Firmen in den Landkreisen Konstanz und Schwarzwald-Baar sowie in Kehlheim (Bayern) Baumaschinen, Fahrräder, Schweißgeräte und Rasierer im Wert von rund 1,8 Millionen Euro gestohlen haben. dpa

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