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Heidenheimer Zeitung von 01.09.2023

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22 FEUILLETON Freitag,

22 FEUILLETON Freitag, 1. September 2023 Wenig Hollywood, viel Italien Venedig Filmfestspiele stehen unter dem Einfluss des Streiks in Hollywood. Eröffnung in Abwesenheit von US-Stars. Venedig. Mit einem streikbedingten Fokus auf die italienische Filmszene sind die 80. Filmfestspiele Venedig eröffnet worden. Auf den roten Teppich kamen am Mittwochabend weniger internationale Filmstars als üblich. In ihrer Eröffnungsrede richtete sich die Schauspielerin Caterina Murino an die Streikenden in Hollywood. Anschließend wurde die 90-jährige italienische Regisseurin Liliana Cavani mit einem Ehrenlöwen ausgezeichnet. Sie nahm die Auszeichnung für ihr Lebenswerk von der britischen Schauspielerin Charlotte Rampling entgegen. Diese spielt die Hauptrolle in Cavanis Film „Der Nachtportier“ (1974). Murino sagte: „Ein herzlicher und unterstützender Gruß an diejenigen, die nicht hier bei uns sind, um den intellektuellen und wirtschaftlichen Wert ihrer Arbeit zu verteidigen und uns daran zu erinnern, dass das künstlerische Schaffen das Vorrecht talentierter Männer und Frauen ist, das nicht an die künstliche Intelligenz delegiert werden kann.“ Die gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren streiken in den USA seit Anfang Mai. Seit Mitte Juli haben zudem zehntausende Mitglieder der Schauspielgewerkschaft Sagaftra die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine bessere Vergütung und Regeln im Umgang mit der künstlichen Intelligenz. Einige US-Stars, die an Filmen des diesjährigen Festivals beteiligt sind, kommen nicht nach Venedig. Dazu gehört Bradley Cooper, dessen Film „Maestro“ im Wettbewerb läuft. Auch Emma Stone, die im Wettbewerbsfilm „Poor Things“ von Yorgos Lanthimos die Hauptrolle spielt, soll dem Festival fern bleiben. Regisseurin Liliana Cavani erhält den Goldenen Löwen. Zur Eröffnung kam neben den internationalen Jury-Mitgliedern – zu denen der US-Regisseur Damien Chazelle, die neuseeländische Regisseurin Jane Campion und der irische Filmemacher Martin McDonagh gehören – vor allem italienische Prominenz. Ursprünglich sollte zur Eröffnung „Challengers“ von Luca Guadagnino mit US-Schauspielerin Zendaya in der Hauptrolle laufen. Wegen des Streiks wurde umdisponiert. Der Film „Comandante“ von Regisseur De Angelis bekam stattdessen den Zuschlag. dpa FOTO: GIAN MATTIA D‘ALBERTO/LAPRESSE VIA ZUMA PRESS/DPA Michael Ende wollte ein Buch für „das Kind in uns allen“ schreiben: Kernthema von „Momo“ ist die Zeit. Mithilfe der Schildkröte Kassiopeia und von Meister Hora, der den Menschen ihre Zeit zuteilt, schafft Momo es, die Herrschaft der grauen Herren zu beenden. Foto: mck/epd Das Mädchen verteilt Zeit Literatur Der Jugendbuchklassiker „Momo“ wird 50. Das wird gefeiert mit einer Neuauflage und einem Bilderbuch, einem Hörspiel und einer Ausstellung. Von Imke Plesch, epd Momo ist ein besonderes Mädchen. Eines Tages taucht sie plötzlich am Rand der großen Stadt auf und fasziniert ihre Nachbarn mit einer besonderen Gabe: Sie kann zuhören wie niemand anderer. Am Ende rettet sie die Menschen, weil sie ihnen die Zeit zurückbringt, die ihnen die „grauen Herren“ gestohlen haben. Am 1. September 1973 erschien der Märchen-Roman „Momo“ von Michael Ende. Jetzt wird der 50. Geburtstag des Kinderbuches gefeiert, mit einer Neuauflage und einem Bilderbuch im Thienemann-Esslinger-Verlag (Stuttgart), einem Hörspiel und einer Ausstellung in Garmisch-Partenkirchen, dem Geburtsort Endes. Am Drehbuch für einen neuen Momo-Kinofilm - nach der ersten Verfilmung 1986 – wird gerade gearbeitet. Es scheint, als sei das Buch heute so aktuell wie damals. „Denn jeder Mensch hat seine Zeit. Und nur solang sie wirklich die seine ist, bleibt sie lebendig“, heißt es darin. Die Zeit ist das Kernthema von „Momo“. „Sie ist eine der Urerfahrungen des Menschen, das hat Michael Ende beschäftigt“, sagt Roman Hocke, langjähriger Freund und Lektor von Michael Ende (1929-1995). „Sie ist etwas Metaphysisches, das wir einfach so hinnehmen und nicht hinterfragen.“ Ende ist 1960 mit dem Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ bekannt geworden. Ein paar Jahre später schenkt ihm eine Bekannte eine alte Taschenuhr ohne Zeiger, an der sich „von allen Seiten die Bilder und Ideen ankristallisierten“, wie der Autor später einmal erzählte. Die Uhr gibt den Ausschlag für seine Arbeit an „Momo“. Sechs Jahre sitzt er an der Geschichte, zieht von Deutschland nach Italien, in die Nähe von Rom. In dieser Zeit macht Ende sich viele Gedanken über den Zustand der Gesellschaft, in der er lebt. In einem Interview beklagt er, dass ständig neue technische Mittel erfunden würden, um Zeit zu sparen – schnellere Autos, Flugzeuge, Computer. Trotzdem hätten Momo wurde weltweit in 53 Sprachen übersetzt. die Menschen immer weniger Zeit. „Darin steckt doch ein ganz verrückter Irrtum, sogar ein wirklicher Betrug. (…) die Menschen werden weder glücklicher noch zufriedener dadurch. Im Gegenteil! Wenn es so weitergeht, werden die Menschen an diesem sogenannten Fortschritt zugrunde Jubiläumsausgabe mit persönlichen Gedanken Die Ausstellung „Geh doch zu Momo“ im Museum Werdenfels in Garmisch-Partenkirchen ist noch bis zum 7. Februar 2024 dienstags bis sonntags von 10 -17 Uhr zu sehen. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von „Momo“ sind im Thienemann-Esslinger Verlag zwei neue Bücher erschienen. Michael Ende: Momo, Jubiläumsausgabe mit persönlichen Gedanken von Michael Ende zu „Momo“, 226 Seiten, 18 Euro. Außerdem: Michael Ende und Simona Ceccarelli: Momo – Ein Bilderbuch, 32 Seiten, 16 Euro. Entstanden ist der Märchenroman „Momo“ im Jahr 1973 in Italien. 1985 war Michael Ende auch einer der Autoren des Drehbuchs für die Verfilmung Momo unter der Regie von Johannes Schaaf. In diesem Film übernahm Ende einen kleinen Gastauftritt als Zugpassagier. In den 1970er-Jahren hatte Ende in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Mark Lothar bereits das Libretto zur Oper Momo und die Zeitdiebe geschrieben. Die Uraufführung fand 1978 am Landestheater Coburg statt. gehen.“ Die Theaterwissenschaftlerin Floriana Seifert hat ihre Doktorarbeit über Michael Ende geschrieben und zum 50-Jahr-Jubiläum mit Constanze Werner die Ausstellung „Geh doch zu Momo“ in Garmisch-Partenkirchen kuratiert. „Die Geschichte von ‚Momo‘ beginnt in einer positiven Welt: Es gibt eine Gemeinschaft, die Menschen treffen sich und nehmen sich Zeit füreinander“, erzählt sie. Als das Mädchen Momo auftaucht, bemerken alle schnell deren besondere Gabe: Sie kann so zuhören, dass sie dadurch Streits schlichten, Probleme lösen und aus jedem verborgene Fähigkeiten herauslocken kann. Doch dann kommen die grauen Herren in die Stadt. Unter dem Vorwand, sie für ein späteres, besseres Leben aufzubewahren, stehlen sie den Menschen ihre Zeit. Diese werden nun missmutig, müde und verbittert, haben keine Zeit mehr für Gespräche, für ihre Kinder, ihre Freunde. Den Mangel an Zeit versuchen sie, mit Konsum zu kompensieren. „Für mich sind die grauen Herren nichts anderes als die Repräsentanten des nur und ausschließlich quantifizierbaren Denkens“, sagte Michael Ende einmal. Alles werde zähl- und messbar – und damit gleichgültig. Am Ende stehe die „totale Entfremdung des Menschen von seiner Lebenswirklichkeit“. Mithilfe der Schildkröte Kassiopeia und von Meister Hora, der den Menschen ihre Zeit zuteilt, schafft Momo es schließlich, die Herrschaft der grauen Herren zu beenden. Was sie schützt, ist die Tatsache, dass sie nicht versucht, die Zeit festzuhalten, sondern sie durch sich hindurchfließen lässt. „Momo“ ist das erfolgreichste Buch von Michael Ende: 1974 erhielt es den Deutschen Jugendliteraturpreis, bis heute wurde es in 53 Sprachen übersetzt, die Bücher über zwölf Millionen Mal verkauft. Ende habe mit „Momo“ keine Botschaft mit erhobenem Zeigefinger verbreiten wollen, sagt Seifert. Er bediene sich der Mittel der Fantasie, des Märchens. „Ende schreibt einzigartig und benutzt eine ganz feine Sprache, mit der er Bilder und Welten erschafft, in die man eintauchen kann.“ Das gelte für Erwachsene und Kinder. Ende sagte, er schreibe für „das Kind in uns allen“. Es gehe in dem Buch um die Wertschätzung von Zeit, um authentische zwischenmenschliche Beziehungen, die Bedeutung und Würde des Individuums in der Gesellschaft, Kritik an der Konsumgesellschaft und die Kraft der Fantasie, erklärt Hocke. Deshalb könne und solle man es auch nach 50 Jahren noch lesen. Wechsel von der Spree an den Neckar Museen Christina Haak leitet das Landesmuseum Württemberg. „500 Jahre Bauernkrieg“ als nächstes Großprojekt. Stuttgart. Nach einer mehrmonatigen Vakanz hat das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart eine neue Leitung. Die Kunsthistorikerin und stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Christina Haak, wird das Museum ab diesem Freitag (1. September) als Direktorin leiten. Die 1966 in Niedersachsen geborene Haak ist unter anderem als Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes in der Museumslandschaft gut vernetzt. Haak kündigte an, die Kooperationen mit anderen Kulturakteuren in der Stadt und den Austausch zu stärken. „Aber wir müssen auch in die Fläche, ins Land hinein denken und das, was wir als Landesmuseum zu bieten haben, deutlicher nach außen tragen – in den Bereichen Kulturelle Bildung, aber auch Freizeitgestaltung“, sagte sie. Unter Haaks Leitung steht als nächstes großes Projekt die mehrteilige Große Landesausstellung 2024/25 über „500 Jahre Bauernkrieg“ auf dem Programm. Die Christina Haak ist gut vernetzt. Foto: Jonathan Leliveldt/Landesmuseum/dpa bisherige wissenschaftliche Direktorin Astrid Pellengahr hatte ihren Posten nach nur drei Jahren aufgegeben. dpa Gardiner will Auszeit Klassik Dirigent wird sich nach Eklat auf mentale Gesundheit konzentrieren. London. Der britische Dirigent John Eliot Gardiner nimmt nach einem Eklat eine längere Auszeit. Der 80-Jährige werde alle Engagements bis zum nächsten Jahr aussetzen und sich mit medizinischen Beratern auf seine mentale Gesundheit konzentrieren, teilte seine Agentur Intermusica mit. „Er bereut sein Verhalten zutiefst und versteht, dass es erhebliche Auswirkungen auf Kollegen hatte, die er zutiefst schätzt und respektiert.“ Vergangene Woche hatten das Klassikportal „Slipped Disc“ und die Zeitung „New York Times“ berichtet, Gardiner habe den Sänger William Thomas bei einem Auftritt in Frankreich hinter der Bühne geohrfeigt, nachdem dieser auf der falschen Seite vom Podium abgegangen sei. Er trete einen Schritt kürzer, um die Hilfe zu bekommen, die er schon länger gebraucht habe, wurde Gardiner zitiert. dpa KULTUR ZÄHLT 30 Jahre alt wird der „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September heuer. Rund 5500 Denkmale, Führungen und Einblicke in sonst nicht zugängliche historische Bauten: Zum diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September soll das Angebot „so groß wie noch nie“ werden, kündigt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Münster an. dpa Berlinale bekommt neue Führung Berlin. Die Berlinale soll eine neue Führung bekommen. Die bisherige Doppelspitze aus Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek wird von einem Intendanzmodell abgelöst, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die neue Intendantin oder der neue Intendant soll von einer Findungskommission unter ihrem Vorsitz bestimmt werden. Am Donnerstag verständigte sich der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes (KBB) zur Zukunft der Leitungsebene der Berlinale. Der bisherige künstlerische Leiter Chatrian wolle „mit FOTO: MONIKA SKOLIMOWSKA/DPA Noch Doppelspitze: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. der neuen Intendanz in konstruktive Gespräche über eine künftige Rolle im neuen Team der Berlinale“ eintreten, hieß es weiter. Welche Position er dabei konkret übernehmen soll, wurde noch nicht bekannt. Schon im März war bekannt geworden, dass Chatrians Co-Leiterin Mariette Rissenbeek ihren Vertrag als Geschäftsführerin des Festivals nicht hat verlängern lassen. Sie verlässt ihre Position nach der 74. Berlinale Ende März 2024. Bevor Chatrian und Rissenbeek die Leitung als Doppelspitze übernahmen, hatte Dieter Kosslick die Berlinale allein geleitet. dpa Vorauswahl für Lola fällt weg Berlin. Die Lola gilt als deutsches Pendant zum Oscar. Der Filmpreis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche. Allerdings sorgt die Auswahl für den millionenschweren Preis für Ärger. Das soll sich ändern. Künftig soll mit der umstrittenen Vorauswahl eine der bisher drei Stufen zu den begehrten Lolas wegfallen, wie die Deutsche Filmakademie am Donnerstag in Berlin mitteilte. Der nächste Deutsche Filmpreis soll am 3. Mai 2024 in Berlin verliehen werden. Die gut 20 Preise und mehr als 50 Nominierungen sind mit insgesamt knapp drei Millionen Euro an öffentlichen Geldern dotiert. Zweifel und Diskussionen um das Verfahren gab es zuletzt im vergangenen Jahr. Während die Oscar-gefeierte Produktion „Im Westen nichts Neues“ des Streaminganbieters Netflix gleich mehrfach nominiert wurde, stand Christian Petzolds viel gelobter Film „Roter Himmel“ nicht auf der Liste. Der Regisseur räumte später bei der Berlinale den Großen Preis der Jury ab. Ähnlich wie bei den Oscars in den USA stimmen auch in Deutschland die Mitglieder der Filmakademie über die Gewinnerinnen und Gewinner ab. dpa

Freitag, 1. September 2023 23 REGIONALSPORT Einmal vor der „gelben Wand“ Bundesliga Auf den FCH und seine Fans wartet heute mit dem Auswärtsspiel in Dortmund ein Saisonhöhepunkt. Für Patrick Mainka geht mit dem Auftritt im BVB-Stadion ein Fußballer-Traum in Erfüllung. Von Dominik Florian Einmal auf dem Rasen des Signal-Iduna-Parks stehen. Dieser Traum treibt viele Jungen in Westfalen an, wenn sie auf dem Bolz dem Fußball hinterherjagen. Patrick Mainka hielt es als Bub zwar nicht mit der dort beheimateten Borussia aus Dortmund, in seiner Familie drückten viele dem FC Bayern die Daumen. Die besondere Anziehungskraft des Traditionsvereins packte den gebürtigen Gütersloher auf seinem Weg zum Profifußballer aber doch und hat ihn noch immer nicht losgelassen. „Die Sympathie und die Nähe kam mit der Zeit, in der ich da war“, sagt der 28-Jährige. Bevor Mainka 2018 zum FCH wechselte, trug er zweieinhalb Jahre lang das Trikot von Borussia Dortmund – wenn auch nur für die zweite Mannschaft. Heute Abend führt Patrick Mainka den 1. FC Heidenheim um 20.30 Uhr nun als Kapitän auf den Rasen des Dortmunder Stadions. „Flutlicht, freitags abends, wenn man sich es ausmalen möchte, dann so“, blickt der Abwehrchef des Aufsteigers auf seine Rückkehr voraus. Zwangsläufig kommen bei Mainka Erinnerungen hoch, an eigene Erlebnisse und die große Rolle, die der Fußball in seiner Heimatregion spielt. Zweieinhalb Jahre beim BVB „Es ist der Wahnsinn, wie das in Dortmund abläuft“, erzählt Mainka. „Die Leidenschaft und wie das einfach alles gelebt wird. Von allen Leuten im Verein, von den Funktionären, von der Mannschaft und vor allem von den 4000 FCH-Fans werden den FCH heute im Stadion des BVB unterstützen. Und werden deutlich in der Unterzahl sein: Bei dem Flutlichtspiel werden über 80.000 Zuschauer erwartet. Fans“, erzählt er. Die Leidenschaft hat er miterlebt. Beim BVB durfte Mainka, der Kapitän der Dortmunder Zweiten war, zwar hin und wieder bei den Profis mittrainieren, ein Einsatz in der Bundesliga blieb ihm aber verwehrt. „Nach den Trainingseinheiten musste man noch 20 Minuten lang Autogramme schreiben, das war verrückt“, blickt er zurück. Den Signal-Iduna-Park kennt Mainka trotzdem gut. Auch von innen. „Ich war häufig bei Spielen“, erzählt der Innenverteidiger. So erlebte er im November 2017 das legendäre 4:4 im Revierderby gegen den FC Schalke 04, als der BVB einen 4:0-Vorsprung noch verspielte. Die emotionale Rückkehr von Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool nach Dortmund verfolgte er von der Tribüne aus. „Ich stand auch mal auf der Südtribüne, um das selbst zu erleben“, so der 28-Jährige, der das ehemalige Westfalenstadion als eines der legendärsten Stadien der Welt einordnet. FCH-Kapitän Patrick Mainka zeigt auf dem Platz häufig Emotionen. Das könnte dem gebürtigen Westfalen auch im Stadion seines Ex-Vereins passieren. Foto: Dennis Straub Tim Skarke spielt wieder in Darmstadt Wechsel Der Nattheimer verstärkt den Bundesliga-Aufsteiger für eine Saison. In und um Nattheim werden sich einige Fußball-Fans hin- und hergerissen fühlen. Am zweiten Dezember-Wochenende kommt der berühmteste Fußballer aus der Gemeinde wohl zurück auf die Ostalb und tritt mit seinem neuen Verein erstmals in der Bundesliga gegen den 1. FC Heidenheim. Wochenlang war über einen Wechsel des Außenstürmers von Union Berlin zum FC Schalke 04 spekuliert worden. Statt ins Ruhrgebiet zieht es den 26-Jährigen wohl nach Südhessen. Wie der Fernsehsender „Sky“ am Donnerstagnachmittag vermeldete, wechselt Skarke auf Leihbasis für eine Spielzeit zum SV Darmstadt 98. Der Nattheimer war erst zu Beginn der Vorsaison von den Darmstädter in die Bundesliga- Hauptstadt gewechselt. Nun folgt also die Rolle rückwärts. Belebung für Lilien-Offensive Beim Bundesliga-Aufsteiger darf sich Skarke deutlich mehr Spielzeit ausrechnen als bei den Köpenicker, die sich in der Offensive prominent verstärkt hatten. Die „Lilien“ haben wie der FCH die ersten beiden Ligaspielen verloren und liegen aktuell auf dem 17. Platz. Der Neuzugang soll nun helfen, die Ausbeute im Angriff - bisher gelang nur ein Treffer - zu erhöhen. Laut „Sky“ soll Skarke seinen Vertrag beim FC Union vor der Leihe noch bis zum Sommer 2025 verlängert haben. Damit steht einem baldigen sportlichen Wiedersehen mit dem FCH nicht mehr im Weg. Skarke verließ seinen Ausbildungsverein 2019 nach insgesamt elf Jahren auf dem Schlossberg. In der zweiten Liga spielte der 26-Jährige viermal gegen die Schmidt-Elf. Die Bilanz: Zwei Siege und zwei Niederlagen. Mit Union spielte er einmal im DFB-Pokal gegen den FCH. Bleibt Skarke fit, dürfte in der Adventszeit sein fünftes Spiel im Lilientrikot gegen die Heidenheimer machen - beim Auswärtsspiel des SV Darmstadt 98 am 14. Spieltag auf dem Schlossberg. Dominik Florian Motivation im Aufstiegsrennen Diese Erlebnisse sind hängen geblieben. Die Aussicht, nun selbst vor der größten Stehplatztribüne Europas zu stehen, wirkte als Extramotivation im Aufstiegsrennen. „25.000 auf der gelben Wand. Das ist das, warum wir diesen Traum verwirklichen wollten“, verrät er. Bei aller Vorfreude lenkt Mainka den Fokus auf die sportliche Bedeutung der Partie. „Wir werden während des Spiels keine Zeit zum Genießen haben“, sagt er. Nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Bundesligaspielen droht dem FCH bei einer erneuten Pleite zumindest eine gewisse Ausbremsung der Aufstiegseuphorie. Die bittere 2:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim sei zwar der erste größte Rückschlag gewesen, Mainka und seine Teamkollegen hätten sich aber auf solche Situationen eingestellt. „Im Abstiegskampf darfst du dich nicht in einen Negativstrudel ziehen lassen“, sagt der Heidenheimer Kapitän. Deshalb wollen er und seine Teamkollegen sich daran hochziehen, was in 75 Minuten gegen die Hoffenheimer gut war. „Werden auch leiden müssen“ Damit es mit der großen Überraschung in Dortmund klappen kann, werden Mainka und Co. in 90 Minuten an ihre Grenzen gehen müssen – und vielleicht sogar darüber hinaus. Denn: Obwohl die Dortmunder mit wechselhaften Auftritten gestartet sind, ist die Ausgangslage für Mainka eindeutig. „Sie haben so viel Qualität, die wir stoppen wollen. Da werden wir auch leiden müssen, da kommt eine Wucht mit den Zuschauern und der Mannschaft auf uns zu“, beschreibt der FCH-Kapitän die Größe der Aufgabe. Zwischen Wucht und Leidensfähigkeit wird Patrick Mainka am Freitagabend wohl trotzdem Zeit finden, um die Momente auszukosten, von denen so viele Jungen aus Westfalen träumen. „Ich war so oft im Stadion, aber nicht auf dem Rasen“, merkt er vor der Partie an. Nach dem geschafften Aufstieg wird er morgen früh nun auch diesen Punkt von seiner fußballerischen Wunschliste streichen können. Und vielleicht kann er sogar einen weiteren Haken machen – hinter den ersten Bundesligasieg des FCH. Wieder im Trikot des SV Darmstadt: Tim Skarke Foto: Eibner „Sie sind der große Favorit“ Pressekonferenz FCH- Trainer Frank Schmidt rechnet sich trotz der Außenseiterrolle beim BVB etwas aus. Obwohl der 1. FC Heidenheim im Auswärtsspiel heute Abend um 20.30 Uhr bei Borussia Dortmund als Außenseiter anreist, gibt sich Trainer Frank Schmidt vor der Partie kämpferisch. Auf der Pressekonferenz vor dem dritten Spieltag in der Bundesliga sprach der 49-Jährige über… … die Personalsituation „Marnon Busch fällt aus. Leider wird auch Jonas Föhrenbach nicht mit dabei sein. Er musste das Training angeschlagen abbrechen. Ansonsten sind alle fit.“ Optimistisch: Frank Schmidt Foto: Eibner/Silas Schueller … Gegner Borussia Dortmund „Laut eigener Aussage ist der BVB mit der eigenen Leistung bislang nicht zufrieden. Sie haben aber vier Punkte geholt. Wir konnten in drei Halbzeiten, mit denen ich sehr zufrieden war, leider noch keinen Punkt holen. Wir wissen, dass sie sehr variabel spielen können. Sie versuchen, über Ballbesitz den Gegner auseinanderzuspielen. Sie sind der große Favorit. In den ersten Spielen sind sie noch nicht mit der großen Dominanz aufgetreten, dass sie zu großen Torchancen gekommen sind, das müssen wir auch schaffen.“ … die Vorbereitung auf das Spiel „Es war eine ganz normale Trainingswoche. Es geht für uns wie jede Woche darum, dass wir anfangen zu punkten. Ich möchte eine Mannschaft sehen, die nicht mit großen Augen über den Platz läuft. Sie sollen sich daran erinnern, was wir vorhaben und was wir uns ausgedacht haben für das Spiel. Das sollen sie mit voller Überzeugung umsetzen.“ … seine Vorfreude „Natürlich freue ich mich auf das Spiel, die Stimmung in dem Stadion und die Emotionalität. Aber wir müssen nicht jede Woche erzählen, wie sehr wir uns auf ein Spiel freuen. Das muss für jedes Spiel gelten.“ … die 4000 FCH-Auswärtsfans „Das ist schön, wenn uns viele Fans begleiten. Es ist sicherlich auch für die Fans etwas Besonderes.“ df Alles dreht sich um den Fußball Damit die 4000 Fans des 1. FC Heidenheim sich vor dem Spiel und am Morgen danach die Zeit vertreiben können, hat Kapitän Patrick Mainka im dritten Teil des FCH-Auswärts-Reiseführers seine Tipps für Dortmund verraten. Dabei wird schnell deutlich: In der Stadt im Ruhrgebiet dreht sich alles um den Fußball. Deshalb empfiehlt Mainka als kulinarische Erfahrung des klassische Stadion-Menü: „In diesem besonderen Stadion mit der Wurst und dem Bier in der Hand“, sagt der 28-Jährige, „das ist das Fan-Erlebnis, was man in Dortmund erlebt haben muss.“ Und für den Spaziergang nach dem „hochemotionalen“ Spiel rät der ehemalige BVBler zu einer Runde um den Phoenix-See. Den Fußballromantikern unter den Heidenheimer Fans empfiehlt Mainka einen Abstecher zum Borsigplatz. „Für Fußball-Fans ist es schon spannend, einmal da zu sein, wo in Dortmund alles angefangen hat“, sagt er. Wer sich etwas genauer für die Historie des Fußballs über die Stadtgrenzen hinaus interessiert, wird im deutschen Fußball-Museum fündig. Das Museum befindet sich in Dortmund am Platz der Deutschen Einheit. Dominik Florian Zum Entspannen: Mainka empfiehlt eine Runde um den Phoenix-See. Foto: Stefanie Kleemann Pokal: FCH-Fußballerinnen stehen in der 3. Runde In der zweiten Runde des Verbandspokals gewannen die Fußballerinnen des 1. FC Heidenheim bei der SG Oppenweiler/Stümpfelbach mit 3:0. Bereits in der 1. Minute fiel das 1:0: Josephine Wild setzte eine gegnerische Verteidigerin energisch unter Druck und konnte nach dem ersten Ballgewinn direkt die mitgelaufene Ramona Schmid bedienen, die nur noch zur frühen Führung einschieben musste. Auch beim zweiten Treffer war Josephine Wild wieder direkt beteiligt. Dieses Mal als Vollstreckerin im Eins-gegen-eins mit der gegnerischen Torhüterin (32.). Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Mannschaft von FCH- Trainerin Chantal Bachteler weiterhin spielbestimmend und folgerichtig erzielte Hanna Michalsky nach einem Eckball das 3:0 (63.). Im Anschluss agierte der FCH sehr gut im Defensivverhalten und brachte das Ergebnis souverän über die Zeit. „Die SG Oppenweiler/Stümpfelbach war nochmal ein anderer Gradmesser und wir haben gegen den guten Landesliga-Aufsteiger wieder einmal kaum gefährliche Offensivaktionen zugelassen. Die Abläufe in der Defensive klappen immer besser, und auch die Tore waren sehr schön herausgespielt“, sagte Bachteler. „Wir sind auf einem guten Weg, dürfen uns darauf aber nicht ausruhen. Bis zum Punktspielstart Mitte September in Frommern gibt es trotzdem noch einiges zu tun“, fügte die FCH-Trainerin an. Vor dem Ligastart am 17. September absolvieren die FCH-Fußballerinnen drei Testspiele. FCH FCH: Liber – Serino (75. Roos), Michalsky, Ziegler, Schröm (89. Ehnis) – Kastner (71. Steinheber), Kraus, Käppeler – Mahler (58. Hörger), Wild (89. Leggio), Schmid

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