22 FEUILLETON Donnerstag, 18. Januar 2024 Countdown zur Vergangenheit Literatur Die Freiburger Autorin Iris Wolff erzählt im Rückwärtsgang von einer Liebe zwischen Zeiten und Systemen. Der Roman „Lichtungen“ betört mit leisen Tönen. Von Georg Leisten Als Kinder spielten sie Mann und Frau. Später schlief er tatsächlich mit ihr. Und dann? Dann geht Kato in den Westen, während Lev in seinem staubigen Sägewerk zurückbleibt. Dort erreicht ihn viele Jahre später die Postkarte aus der Schweiz: „Wann kommst du?“ Mit der lakonischen Frage beginnt etwas, das eigentlich schon zu Ende schien. „Lichtungen“ heißt der neue Roman von Iris Wolff. Er erzählt von Begegnungen, Ankünften und Abschieden, vor allem aber von verschwiegenen Dingen, die darauf warten das Dunkel der Vergangenheit zu verlassen. Eine zugleich faszinierende wie gefährliche Welt. Konzentriert auf gut zweihundertfünfzig Seiten schlägt die figurenreiche Handlung eine epische Brücke über Zeiten und Systeme. Lebensläufe zwischen unterschiedlichen Kulturen sind das große Lebensthema der Autorin, die 1977 im rumänischen Sibiu geboren wurde und heute in Freiburg lebt. Nachdem Wolff in früheren Werken Siebenbürgen sowie das Banat zu Schauplätzen ihrer Romane bestimmt hat, spielt der aktuelle Band vor der wildstolzen Kulisse der Maramures im Norden Rumäniens. Eine zugleich faszinierende wie gefährliche Welt, in der Unfälle an der Tagesordnung sind. Wie jener Erdrutsch, bei dem Levs Vater umkommt. Es ist eine Geschichte zweier Länder. In Zürich, wo sich Kato als Straßenmalerin durchschlägt, schwingt ihre Ostblock-Jugend stets mit. Umgekehrt hat auch das dortige Leben immer schon in die Gegenrichtung geschaut. Etwa auf den „Benz“ der verirrten Touristen, die ihre West-Zigaretten gegen Schnaps und Büffelkäse tauschen. Levs Großvater Ferry wiederum versteht sich als alter Buster Keaton trifft auf die Königin der Nacht Staatsoper Wenn Mozart für einen bunt animierten Stummfilm komponiert hätte: „Die Zauberflöte“. Stuttgart. Ein Stummfilm von Wolfgang Amadeus Mozart, wie aus den 1920er Jahren? Ja! „Die Zauberflöte“ mit Orchester, Chor, Sängerensemble. Aber ohne Dialoge, sondern mit Zwischentiteln in verschnörkelter oder fetter Schrift, und eine Pianistin spielt dazu Fantasien auf einem alten Hammerklavier. Tamino ähnelt Buster Keaton, Monostatos könnte Nosferatu sein, und Pamina vielleicht Pola Negri. Sie wandeln gerne im runden Scheinwerferlicht, das die Akteure auf die Szene ein- und ausblendet. Und sie tauchen ein, live, in eine fortlaufende, superbunte, witzige Animation – die Königin der Nacht (Barbara Ritter) im Spinnennetz. Wenn Papageno, „Lichtungen“ heißt ihr neuer Roman: die Freiburger Schriftstellerin Iris Wolff. Habsburger und flieht nach Wien. Die behutsam gesteuerte Erinnerungsarbeit des Buches läuft auf mehreren Ebenen ab. Elemente von Familienchronik, Liebesgeschichte und Gesellschaftsporträt durchdringen sich. Erzählt wird im Rückwärtsgang. Die Kapiteleinteilung beginnt bei „Neun“ und wird dann countdownartig bis „Eins“ runtergezählt. Das Schwimmen gegen den Strom der Tage und Jahre ist gewiss das Betörendste an diesem Prosakunstwerk der leisen Töne. Das Spinnennetz der bösen Königin der Nacht. FOTO: MARTIN SIEGMUND Zur Person Iris Wolff, geboren 1977 in Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien, hat Germanistik, Religionswissenschaft, Grafik und Malerei in Marburg studiert. Sie war Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach und Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Neben anderen Auszeichnungen erhielt sie 2021 den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing. gl mit Harold-Lloyd-Kreisssäge, seine Arie „Ein Mädchen oder Weibchen“ singt, trinkt er aus einem riesigen Cocktailglas, also bildlich – und dann sieht er keine Sterne, sondern fliegende rosa Elefanten: „hic!“ Wie im Comic, zeichentrickfilmhaft. Es ist eine wunderbare Märchenwelt. Schon 2012 hatte diese Inszenierung von Barrie Kosky und der britischen Videokunst- Theatertruppe „1927“ – eine Reverenz an das Jahr des ersten Tonfilms „A Jazz Singer“ – an der Komischen Oper Berlin Premiere. Sie wurde ein Welterfolg: Aufführungen in mehr als 20 Ländern, auf vier Kontinenten. Und jetzt wieder an der Staatsoper Stuttgart. Foto: Marco Gödecke Wo sonst sieht man Menschen beim Jüngerwerden zu? Aus den Helden, die sich in ihrer Lebensmitte wiederfinden, werden erst junge Erwachsene, dann Teenager und schließlich spielende Kinder am Flussufer. Sogar der Kater springt nach seinem ergreifend geschilderten Todeskampf wieder mit alter Frechheit durchs Zimmer, um an Levs Kleidung zu schnuppern. All das bettet sich ein in ein bäuerlich geprägtes Leben, in dem Freundschaft und Nachbarschaftshilfe über manche existentielle Härte hinweghelfen. Ein Päckchen Mehl oder Zucker können große Gesten sein. Und die Politik? Anfangs wirkt es so, als reiche der eiserne Arm der Ceaușescu-Diktatur nicht bis in Levs Dorf. Dabei herrscht lediglich ein Regime des Schweigens. „Gut war man geworden. Im Wegsehen, Weghören. Auch: Wegdenken.“ Trotzdem blickt Iris Wolff, die bereits im Kindesalter nach Deutschland kam, anders auf das Land als ihre berühmte deutsch-rumänische Kollegin Herta Müller, die lange von der Securitate drangsaliert wurde. Keine alten Wunden aufgerissen Iris Wolff dagegen reißt keine alten Wunden auf, sondern pflegt die Narben mit dem Balsam der Literatur. Die Gedanken der Menschen und die Magie der Orte fließen in einer fast lyrisch anmutenden Sprache ineinander. Vorübergehend verdrängen die vielen Augenblicksschönheiten jene Frage, die schwermütig-ungeklärt über der fragilen Liebesgeschichte von Kato und Lev schwebt: Was war das für ein Unfall, der Levs Beine noch immer mit Taubheit quält? Monatelang musste er deshalb das Bett hüten. Die Lehrerin schickte Kato, ihm regelmäßig die Schulaufgaben zu bringen. So freundeten sie sich einst an, die tatendurstige Imkerstochter, die so gut zeichnen konnte, und der verschlossene Junge, der aus Angst, verprügelt zu werden, nie auf die Schultoilette ging. Langsam schreitet die Suche nach den lichten Stellen im Gedächtniswald voran. Sie erhellt nicht alles, aber bleibt genau darum spannend bis zum Schluss. Was umso mehr erstaunt, als sich schon auf den ersten Seiten etwas andeutet, das wie ein Happyend klingt. Iris Wolff: Lichtungen. Klett-Cotta, 256 Seiten, 24 Euro. Nach einer reduzierten Corona-Fassung von 2021 ist diese „Zauberflöte“ nun in der ursprünglichen Version zu sehen, mit dem Stuttgarter Ensemble. So barrierefrei kann Oper sein, so jung und ansprechend, und gerade die „Zauberflöte“, die ja oft problemschwer zwischen Volkstheater und bräsiger Philosophie changiert, kommt in dieser Inszenierung erfrischend modern, unterhaltsam, aber allemal auch mit Weisheit daher. Man müsste sie ewig konservieren. Diese Produktion ist natürlich nie Filmkonserve, sondern wird ja live aufgeführt. George Petrou dirigiert das Staatsorchester Stuttgart: straff, kein Riesenereignis, aber schön das Geschehen illustrierend, Hit für Hit. Ein spielbewegtes Ensemble, herausragend: Claudia Muschio als empfindsame Pamina, wirklich keine Filmkarikatur; Björn Bürger als kerniger, lässiger Papageno, mal nicht wienerisch deppert; Elmar Gilbertsson als gespensterhafter Monostatos; und die grandiosen Solisten vom Tölzer Knabenchor. Verlässlich seriös: David Steffens als Sarastro mit Zylinder und langem Bart, und Mingjie Lei sang den Tamino mit dunkel herzhaftem Tenor. Bestechend der Staatsopernchor. Ein beim Auftakt der Aufführungsserie bejubelter Spaß – schon sind fast alle Vorstellungen ausverkauft. Diese „Zauberflöte“ muss bald wieder ins Kino, äh, in die Oper! Jürgen Kanold Ernaux macht bei „Strike Germany“ mit Nahost-Konflikt Die französische Schriftstellerin unterstützt Boykott-Aufruf deutscher Kulturveranstaltungen. Berlin. Die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux unterstützt einen Boykott-Aufruf von staatlichen Kulturveranstaltungen in Deutschland. Der Suhrkamp Verlag teilte am Dienstag mit, dass sich die 83-Jährige nicht weiter dazu äußern wolle. Der Aufruf namens „Strike Germany“ richtet sich an internationale Kulturschaffende. Hintergrund ist die deutsche Haltung im Nahost-Konflikt. Es wird unter anderem der Boykott von Veranstaltungen deutscher Kultureinrichtungen gefordert. Die Ernsthaftigkeit wurde angezweifelt, „weil der Ton so krass, die Vorwürfe so überzogen waren, dass man vermuten konnte, es handle sich um eine seltsam verdrehte Parodie oder Satire“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Das Staatsministerium für Kultur und Medien reagierte laut der „Rheinischen Post“ zurückhaltend auf „Strike Germany“. „Zu Boykottaufrufen in der Kultur hat die Kulturstaatsministerin betont, dass sie davon nichts hält. Sie schätzt die Situation in der deutschen Kultur auch völlig anders ein“, zitierte die Zeitung das Ministerium. Ernaux wird eine Nähe zur BDS-Bewegung vorgeworfen. „Boykott, Desinvestition und Sanktionen“ richtet sich gegen Waren aus Israel und gegen die Zusammenarbeit mit Israel in Kultur und Wissenschaft. Ernaux hatte 2018 mit anderen Kunstschaffenden zum Boykott der Kultursaison „Frankreich-Israel“ und 2019 des Eurovision Song Contests in Tel Aviv aufgerufen. dpa Kant wird in Bonn gefeiert Kongress Königsberg fällt als Veranstaltungsort wegen Ukraine-Krieg aus. Bonn. Zum 300. Geburtstag des deutschen Philosophen Immanuel Kant findet der 14. Kant-Kongress in Bonn statt. Im Jubiläumsjahr zähle die Tagung zu den weltweit größten Veranstaltungen zur kantischen Philosophie, teilt die Uni Bonn mit. Die Veranstalter erwarten vom 8. bis 13. September rund 1000 Teilnehmer. Wegen des Ukrainekriegs könne der Kongress nicht wie geplant im Geburtsort Kants Königsberg stattfinden, dem heutigen Kaliningrad in der russischen Exklave. Unter dem Titel „Kants Projekt der Aufklärung“ stünden aktuelle politische Entwicklungen im Zentrum. Kant habe wertvolle Ansätze formuliert, die angesichts des russischen Angriffskrieges und des Terrorangriffs der Hamas auf Israel an Bedeutung gewännen. epd KULTURTIPP Rio Reiser starb 1996 im Alter von 46 Jahren, mehr als 20 Jahre später stifteten seine Brüder das Archiv des Sängers dem DLA. Freunde und Weggefährten Reisers geben jetzt Einblick in diesen Nachlass, sie sichten Audios, Fotos, Videos und Songentwürfe und erzählen von Reisers künstlerischer Karriere, die von der Beat-Oper „Robinson 2000“ (1967) des Siebzehnjährigen über die Band Ton Steine Scherben bis zu einer Solo-Karriere führte. Die Veranstaltung mit Sybill Möbius, Martin Paul, Kai Sichtermann und Lutz Kerschowski findet am Samstag, 20. Januar, 19.30 Uhr, im Humboldt-Saal des Deutschen Literaturarchivs Marbach statt. Der Eintritt ist frei. Coachella-Festival Headliner bekanntgegeben Los Angeles. US-Popstar Lana Del Rey und US-Rapperin Doja Cat treten als Headliner beim diesjährigen Coachella-Festival nahe der Wüstenstadt Indio in Kalifornien auf. Auch Rapper Tyler, the Creator und die Rockband No Doubt führen das Line-Up bei den Konzerten im April an, gaben die Veranstalter bekannt. Als weitere Acts kündigten sie unter anderem Jon Batiste, Deftones, J Balvin und den deutschen Techno-Künstler Marcel Dettmann an. Der Vorverkauf beginnt diesen Freitag. dpa Deutscher Lesepreis für Dragqueen Olivia Jones Mainz. Die Dragqueen Oliva Jones (54) bekommt den Deutschen Lesepreis. Sie gebe der Leseförderung eine laute Stimme, sagte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg F. Maas. Jones erhält den „Sonderpreis für prominentes Engagement der Commerzbank-Stiftung“, der mit 2500 Euro dotiert ist. Wofür das Geld eingesetzt wird, will Jones bei der Preisverleihung am 27. Februar in Berlin mitteilen. Seit Jahren liest sie an Schulen und Kitas vor und engagiert sich für das Projekt „Olivia macht Schule“. Sie hat das Kinderbuch „Keine Angst in Andersrum“ veröffentlicht. kna FOTO: WWW.OLIVIA-JONES.DE/DPA Olivia Jones liest in der Kita Piratennest in St. Pauli. Kim Gordon wieder solo Sonic-Youth-Sängerin Kim Gordon hat ihr zweites Solo-Album angekündigt. „The Collective“ erscheint am 8. März. Die Musikerin veröffentlichte am Dienstag die Single „Bye Bye“. Die Noise- Rock-Band Sonic Youth zerbrach 2011 mit der Trennung Gordons von Thurston Moore. Robert Wilson im Museum Zum 150-jährigen Bestehen des Leipziger Grassi Museums für Angewandte Kunst inszeniert dort US-Regisseur Robert Wilson rund 150 Stühle aus mehreren Jahrzehnten. Die Schau von Mai bis Oktober sei „eine Art Oper mit Sound und Licht“, heißt es.
Donnerstag, 18. Januar 2024 23 REGIONALSPORT Auf geht‘s zum Endspurt 45. Sportlerwahl Bis zum 23. Januar kann noch abgestimmt werden. Die Spannung steigt, noch sechs Tage können unsere Leserinnen und Leser bei der 45. Heidenheimer Sportlerwahl ihr Votum abgeben, bisher haben das knapp 2800 getan. Einen Zwischenstand wollen wir so kurz vor dem Einsendeschluss nicht mehr bekannt geben, schließlich soll Spannung herrschen, wenn am 31. Januar im Pressehaus die jeweils ersten drei in den Kategorien Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften geehrt werden. So viel lässt sich aber sagen: Es sind noch nicht alle Entscheidungen gefallen. Bis zum 23. Januar kann noch abgestimmt werden. Grafik: jm Zwar haben sich einige Favoriten etwas abgesetzt, aber bei der Reihenfolge unter den jeweils ersten drei sind noch Verschiebungen möglich. Und für die bisher auf Rang vier und fünf liegenden Kandidaten ist der Sprung aufs Siegertreppchen durchaus noch möglich. So liegen beispielsweise bei den Sportlern hinter dem Führenden drei Kandidaten gleichauf. Also auf geht‘s, liebe Leserinnen und Leser, es ist noch Unterstützung für die Athletinnen, Athleten und Teams Ihrer Wahl gefragt. Bis einschließlich 23. Januar besteht die Möglichkeit, diese Sportler durch Ihre Wahl nach vorn zu bringen. Das geht ganz einfach im Internet unter link.hz.de/sportlerwahl Jeder Teilnehmer hat pro Kategorie eine Stimme, außerdem gilt weiterhin, dass jeder nur einmal an der Wahl teilnehmen darf. Dafür bedarf es einer gültigen E-Mail-Adresse. Nach der Abstimmung wird eine Benachrichtigung an diese Adresse geschickt, in der die Teilnahme bestätigt werden muss. Kein Problem hingegen ist es, wenn mehrere Mitglieder einer Familie teilnehmen – sofern sie über eine eigene E-Mail-Adresse verfügen. Thomas Jentscher War in Norwegen im Einsatz: Der Nordische Kombinierer Jan Andersen vom SC Königsbronn. Foto: Flawia Krawczyk Ein Trikot zum 102. Geburtstag Fußballfan Anna-Luise Kitzig ist die wohl älteste Anhängerin des 1. FC Heidenheim. Zu ihrem jüngsten Ehrentag gab es ein ganz besonderes Geschenk. Von Thomas Jentscher Eine offizielle Statistik gibt es nicht, aber viel spricht dafür, dass Anna-Luise Kitzig der älteste Fan des 1. FC Heidenheim ist. Zu ihrem 102. Geburtstag erhielt die in der Nähe von Ulm lebende Seniorin ein ganz besonderes Geschenk: ein Trikot mit allen Unterschriften der FCH-Spieler. Kitzigs Liebe für Heidenheims Fußballer kommt nicht von ungefähr, denn sie wurde 1921 als Anna-Luise Keck in Heidenheim geboren, wuchs in der Degenhardstraße auf. „Ein Nachbar von uns hat Fußball gespielt, seither interessiere ich mich dafür“, erzählt die mit ihren 102 Jahren immer noch körperlich und geistig fitte Dame, die jeden Tag die Zeitung liest und auch mit dem Handy umgehen kann. In ihrer Kindheit führte bei den Spaziergängen mit den Eltern der Weg oft an einem Fußballplatz vorbei. „Dann hab ich mich immer hingesetzt und gesagt: Holt mich nachher wieder ab“, erinnert sich Anna-Luise Kitzig, die selbst immer gerne Sport machte – wenn auch nie im Verein. Als der Fußball nach Heidenheim kam Im Jahr 1921, dem Geburtsjahr von Anna-Luise Kitzig, war die Sportart Fußball in Heidenheim noch ganz jung. Erst elf Jahre zuvor hatten Ingenieure einen VfB Heidenheim gegründet, 1911 gab es dann auch erstmals eine Fußballabteilung im großen Turnverein Heidenheim. Dagegen war 1846 die Sportart noch gar nicht bekannt, nicht einmal im Fußball-Mutterland England. Erst zwei Jahre später verfassten Studenten der Universität Cambridge ein erstes Regelbuch, 1857 wurde „Tante Anni“ ist die Beste – und Fan von Beste sowie allen FCH-Fußballern. Lieber Fußballern zugeschaut Einigen Heidenheimern ist ihr 2007 verstorbener Mann Paul Kitzig noch ein Begriff. Ihn hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Ostalb verschlagen, dabei war er zunächst als Dolmetscher für die Militärregierung tätig. Nach seinem Lehramtsstudium baute Paul Kitzig dann die erste Heidenheimer Mittelschule auf – die damals noch Albert-Schweitzer- Realschule hieß. Nach sieben Jahren nahm er eine Stelle als Schulrat in Ludwigsburg an, wurde schließlich zum Direktor des damaligen staatlichen Schulamtes Ulm berufen. Seither lebt Anna-Luise Kitzig im Ulmer Land, ihr Herz schlägt aber weiterhin für die Fußballer ihrer Geburtsstadt. Deren Entwicklung hat sie immer verfolgt, ganz besonders dann den sensationellen Weg des FCH bis in die 1. Bundesliga. Und so wünschte sie sich zu ihrem 102. Geburtstag im vergangenen November auch ein Trikot des 1. FC Heidenheim mit Unterschriften der Spieler. Dieses hat nun einen Ehrenplatz in ihrem Wohnzimmer. Im Lauf der Jahre beeindruckte sie so mancher Heidenheimer der erste Fußballverein gegründet und erst so ab 1874 fasste das Spiel in Deutschland Fuß. Aber 1846 ist eben das Gründungsdatum der Turngemeinde Heidenheim, aus der letztlich die aktuell so erfolgreichen Fußballer hervorgingen. Premiere fürs neue Format Nordische Kombination Jan Andersen vom SC Königsbronn belegte in Trondheim beim Continental-Cup die Plätze 13, 19 und 20. Der nordische Kombinierer Jan Andersen vom SC Königsbronn absolvierte in Trondheim (Norwegen) einen ganz besonderen Wettkampf. Auf der für die nordische Ski- Weltmeisterschaft im kommenden Jahr runderneuerten Trondheimer Skisprunganlage wurde ein neues Wettkampfformat getestet – der Supersprint. Hier wird, wie bei den Langläufern, erst ein Prolog über etwa einen Kilometer gelaufen. Die schnellsten 25 der 50 Teilnehmer kommen dann weiter in die Viertelfinalläufe. Danach die zwei Schnellsten ins Halbfinale und schließlich wieder die zwei Schnellsten in den Finallauf. Jan Andersen belegte im Prolog den 21. Rang und musste im Viertelfinale gegen die Weltcup- Athleten Fabian Riessle, Wille Spieler, wenn sie sich auch nicht mehr an die Namen erinnert. „Mein Gedächtnis ist ein Sieb, ich genieße einfach den Moment“, sagt die 102-Jährige mit einem Schmunzeln. „Ich genieße den Moment“ Einen kennt sie aber genau: „Den Frank Schmidt finde ich wirklich großartig. Der ist immer so gelassen. Außerdem stellt er die Mannschaft gut auf und ich denke mal, seine Spieler werden auch zufrieden sein – die wirken jedenfalls so“, sagt Anna-Luise Kitzig. Ins Stadion schafft sie es natürlich nicht mehr, aber wann immer möglich, verfolgt sie die FCH- Spiele im Fernsehen. „Dann lege ich mir das Trikot über die Brust und bin irgendwie auch dabei“, berichtet sie. Über den Stand des FCH ist sie bestens informiert und in Sachen Klassenerhalt guter Dinge. „Ich wünsche es ihnen von Herzen und drücke fest die Daumen. Das ist ein guter Verein, Karhumaa (FIN) und Alexander Skoglund (NOR) antreten. Mit Rang vier in seinem Lauf war für den Kirchheimer, der für den SC Königsbronn startet, im Viertelfinale Endstation. Die Prologzeit plus die finale Platzierung werden in Punkte umgerechnet. Hiernach lag er auf Rang 21 mit 26,9 Punkten Rückstand auf den Sprint-Gewinner Fabian Riessle aus Breitnau. Mit einem Sprung auf 120 Meter auf der K-124-Schanze belegte Andersen am Ende Rang 13. Der Sieg ging an Marius Solvik aus Norwegen. Am zweiten Wettkampftag hatte Andersen mit den Bedingungen etwas Pech. Der Regen ging kurz vor seinem Sprung in starken Schneeregen über. Dies führte zu einer niedrigen Anlaufgeschwindigkeit. Andersen belegte Foto: priva. mit bodenständigen Leuten, die einfach arbeiten und kein großes Tamtam machen“, so Anna-Luise Kitzig. Die FCH-Termine schickt ihr Sohn Götz immer aufs Handy – der ist übrigens großer Dortmund-Fan. Tochter Carola hält es dagegen mit dem SC Freiburg, ein Enkel ist Anhänger des FC Augsburg und über den 1. FC Heidenheim wird sie unter anderem von ihrem Neffen Hans-Günter Ocker und dessen Frau Sabine auf dem Laufenden gehalten. Eine fußballbegeisterte Familie So wird mit „Tante Anni“ immer– wieder eifrig über Fußball geredet. „Wir tauschen uns aus, aber da gibt’s keine Rivalität, die mögen den FCH auch alle“, sagt Anna-Luise Kitzig, die sich nun auf Samstag freut. Dann wird sie das Spiel des FCH gegen Wolfsburg im Fernsehen anschauen – natürlich mit Trikot und fest gedrückten Daumen. mit 117 Metern den 30. Rang und startete mit einem Rückstand von 3:09 Minuten auf Simon Mach aus Buchenberg. Mach gewann auch den Wettkampf vor Skoglund. Mit gutem Material konnte Andersen einige Plätze gut machen und belegte mit der achtbesten Laufzeit den 19. Rang. Am letzten Kampftag wurde wegen Wind und Schneefall der Sprungteil abgesagt. Somit musste der provisorische Sprung (PCR) vom ersten Tag herangezogen werden. Mit 124 Metern lag Andersen auf dem 16. Platz. Allerdings konnte er im Zehn-Kilometer-Lauf nicht an die Leistung vom Vortag anknüpfen und beendete das Rennen auf Rang 20. Nach einer kurzen Pause geht es an diesem Freitag gleich weiter mit dem Continental-Cup in Klingenthal im Vogtland. ta Wursttester auf Abwegen in Nattheim Geschmackstest Jochen Gerstlauer probiert eigentlich Stadionwürste. Doch dieses Mal war das Schnitzel dran. Normalerweise ist Jochen Gerstlauer als freier Mitarbeiter der Heidenheimer Zeitung auf den Fußballplätzen des Landkreises – und darüber hinaus – unterwegs, um Stadionwürste aus kulinarischer Sicht unter die Lupe zu nehmen. Inzwischen wird er darauf angesprochen: „Wo testest Du als Nächstes?“ Oder: „Komm‘ doch beim nächsten Mal bei uns vorbei.“ Zwei Sätze, die Feinschmecker Gerstlauer immer wieder zu hören bekommt. Beim Dartsturnier im Einsatz Nun nutzt der Herbrechtinger die Winterpause bei den Fußballern, um auf andere sportliche Bereiche auszuweichen und hier die Leckerbissen bei diversen Veranstaltungen und Turnieren zu testen. Dieses Mal konnte Gerstlauer bei den Dartsmeisterschaften in Nattheim begutachten, was die Verantwortlichen den Spielern und Besuchern an Leckereien anboten. Dabei hatte es dem „Würstlestester“ der Schnitzelwecken auf der „Halde“ besonders angetan. Auch hier wurden wieder die bekannten Rubriken zur Bewertung hergenommen. Ran ans Schnitzel: Jochen Gerstlauerin Nattheim. Foto: olv 1. Die Bedienung: Die beiden Männer hinter der Theke brachten den Schnitzelwecken wohl wissend, wer da vor ihnen steht, mit einem Lächeln aus der Küche. Hier gibt es klare 10 von 10 möglichen Punkten. 2. Der Wecken: Das Brötchen war noch leicht knusprig und farblich genau richtig gebacken. Hier gibt es 9 von 10 Punkten. 3. Das Aussehen: Das Schnitzel deckte zwar den Wecken ab, hätte aber etwas größer sein dürfen. Die Panade war goldbraun gebraten und das Schnitzel war keine Tiefkühlware. Zum Schnitzelwecken konnte man noch Zwiebeln dazu legen und Ketchup gab es auch. Tomaten oder Salat wurden nicht bereitgestellt. Hier gibt es 7 von 10 Punkten. 4. Der Geschmack: Das Schnitzel war warm und sehr gut gewürzt. Das Fleisch war nicht trocken oder zäh, saftig und gut zu kauen. Hier gibt es insgesamt 8 von 10 Punkten. Das Fazit des Testers Somit kommt der Schnitzelwecken beim Dartsturnier auf der Nattheimer „Halde“ auf gute 34 von 40 Punkten. jg/ed
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